Baugenossenschaft des Kreises Ludwigsburg Landrat will günstige Wohnungen

Von Frank Ruppert
Nicht nur im Kreis Ludwigsburg wird zu wenig günstiger Wohnraum gebaut, vor Ort will nun aber der Landrat mit einer neuen Baugenossenschaft etwas dagegen tun. ⇥ Foto: Jörg Carstensen

Landrat Dietmar Allgaier plant, eine Bürgergenossenschaft Wohnen zu gründen. Sie soll Gemeinden helfen, bezahlbare Wohnungn zu errichten.

Neben den hohen Preisen für Wohneigentum sieht es auch auf dem Mietmarkt im Kreis weiterhin schlecht aus. Es gibt zu wenige Wohnungen – und vor allem: Es gibt zu wenige, die sich ein Großteil der Menschen leisten können. Seit seinem Amtsantritt ist Landrat Dietmar Allgaier daher auf der der Suche nach Lösungen für das Problem. Unter anderem suchte er über das schon von seinem Amtsvorgänger initiierte Bündnis für bezahlbaren Wohnraum den Austausch mit Wohbauunternehmen und anderen Betroffenen.

Nun will Allgaier einen großen Schritt machen: Er hat dem Kreistag am Freitagnachmittag im Rahmen der Haushaltseinbringung (siehe Seite 10) die Schaffung einer Wohnungsbaugenossenschaft vorgeschlagen.

Worum geht es genau?

Allgaier schwebt eine Bürgergenossenschaft Wohnen vor, bei der vor allem kleine Gemeinden Mitglied werden können und über die sie dann eigene Grundstücke ihren Vorstellungen entsprechend mit bezahlbarem Wohnbau bebauen können sollen. Kleine Gemeinden deshalb, weil diese nicht über eine kommunale Wohnbaugesellschaft verfügen, wie das etwa in Bietigheim-Bissingen, Kornwestheim oder Ludwigsburg der Fall ist. Die Wohnungsbau Ludwigsburg soll laut Allgaier die Geschäfte der Genossenschaft führen.

Wer zahlt was?

Der Landkreis soll nur als Initiator tätig werden, weil er selbst keine Grundstücke hat. 400 000 Euro will Allgaier für die Genossenschaft einmalig beisteuern. Weitere 1,5 Millionen Euro habe die Kreissparkasse Ludwigsburg zugesagt. „Auch mit dem Land und hier konkret mit Frau Ministerin Razzavi sind wir mit Blick auf eine Förderung dieses innovativen Konzepts im Gespräch“, so Allgaier. Dem Vernehmen nach rechnet er mit einer Förderung über 1 Million Euro von besagtem Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen. Eine Genossenschaft in der Form sei ein komplett neues Modell und dann einzigartig im Land.

Was müssen die Gemeinden beisteuern?

Die Genossenschaft soll so funktionieren, dass die Gemeinden als Beteiligung ein Grundstück einbringen und dann über ihren Genossenschaftsanteil die Bebauung bestimmen.

Warum gründet der Kreis nicht einfach eine Wohnbaugesellschaft?

Der Kreis selbst hat keine Grundstücke und auch nicht vor, sich welche anzueignen. Für Allgaier liegt der Vorteil der Genossenschaft auch in der Einbeziehung der Gemeinden und darin, dass das Landratsamt durch die Geschäftsführung über die Ludwigsburger Wohnungsbau selbst kein Personal, keine EDV oder anderes vorhalten muss.

Welche Vorteile hat das Modell für Gemeinden?

In der Regel endet beim sozialen Wohnungsbau nach einigen Jahrzehnten die Pflicht, den Wohnraum günstig zu vermieten. Damit soll es  für Wohnungsbauunternehmen finanziell attraktiver sein, sich in dem Feld zu engagieren. Den Gemeinden geht dadurch aber günstiger Wohnraum verloren. Mit der Genossenschaftslösung könnte das Problem umgangen werden, weil kein kommerzieller Erfolg erzielt werden muss.

Gibt es bereits interessierte Gemeinden?

„Das Projekt steht und fällt mit dem Interesse der Gemeinden“, sagt Allgaier. Deshalb habe er das Bürgmeistern im Kreis auch schon vorgestellt und sechs bis sieben Interessenten hätten sich schon entsprechend geäußert. Drei Grundstücke brauche die Genossenschaft zum Start, hat Allgaier eine grobe Richtung ausgegeben. Unter anderem Remseck hatte sich schon öffentlich interessiert gezeigt. Auf BZ-Anfrage erklärt auch Ingersheims Bürgermeisterin Simone Lehnert, dass sie das Projekt gut finde. Ob die Gemeinde sich einbringen wolle etwa mit einer Fläche im Neubaugebiet, werde aber erst noch im Gemeinderat besprochen.

Welche Nachteile gibt es?

Carsten Schüler, Geschäftsführer der Bietigheimer Wohnbau, steht der Genossenschaft positiv gegenüber und kann sich auch vorstellen, dass sein Unternehmen in der Umgebung von Bietigheim-Bissingen Gemeinden über die Genossenschaft hilft. Dazu sei man in Gesprächen mit dem Landrat.

Er wendet allerdings ein, dass die Genossenschaft nur funktioniere, wenn die Gemeinden auch Grundstücke einstellten. Zudem stellt er die Frage, wie es mit der Finanzierung der Häuser aussieht, wenn nach Jahrzehnten auch mal Arbeiten notwendig werden. Außerdem habe die Bietigheimer Wohnbau mit Gemeinden im Umland schon anderweitige Vereinbarungen über die Schaffung von Wohnraum getroffen. Er bezweifelte, dass diese der Genossenschaft beitreten.

Wann soll es losgehen?

„Wir wollen das noch in den nächsten Monaten auf den Weg bringen“, sagte Allgaier bei der Vorstellung. Gibt der Kreistag sein OK für die einmalige Anschubfinanzierung könnte es also bald konkret werden.

 
 
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