Bietigheimer Wohnbau - Ausbau der Elektromobilität mit Hindernissen Stromnetz als Engpass

Von Uwe Mollenkopf
Ein Elektroauto beim Aufladen. Entscheidend ist die Kapazität des Netzes. Foto: Andrea Warnecke

Die Bietigheimer Wohnbau stattet die Tiefgaragen von Neubauten seit einiger Zeit grundsätzlich mit der Infrastruktur für Ladepunkte aus.

Der Ausbau der Lademöglichkeiten für die Elektromobilität ist derzeit überall ein großes Thema. Die Bietigheimer Wohnbau hat sich bereits vor zwei Jahren dazu entschieden, bei ihren Neubauvorhaben die Tiefgaragen grundsätzlich mit Elektroladepunkten auszurüsten. Doch während es für einen Einfamilienhausbesitzer relativ unproblematisch ist, eine Ladebox für sein Fahrzeug anzubringen, stößt die Wohnbau in ihren Mehrfamilienhaus-Projekten an Grenzen.

Rechtlich ist die Sache klar geregelt. Seit 1. Dezember 2020 haben Wohnungseigentümer und auch Mieter nach dem neuen Wohnungseigentumsrecht einen Anspruch darauf, in der Tiefgarage oder auf dem Grundstück des Hauses eine Ladestation zu installieren. Die Wohnbau richtet bei ihren Neubauten daher von vornherein den Leitungsweg vom Zählerplatz bis zum Stellplatz ein, sagt Werner König, Abteilungsleiter Bauträger und Neubau bei der Wohnbau. Im Technikraum wird ein sogenannter Switch für die Kommunikation der Ladeboxen installiert. „Wir stellen die gesamte Infrastruktur zur Verfügung“, so der Abteilungsleiter.

Lastmanagement nötig

Nur die Auswahl der Ladeboxen selbst bleibt der Eigentümergemeinschaft überlassen. Diese beschließt, welcher Hersteller zum Zuge kommt, für die Anschaffung winkt pro Box eine Förderung von 900 Euro.

Die Boxen dürfen maximal 11 KW Ladeleistung haben und müssen über ein integriertes Lastmanagement verfügen, über das die Ladeleistung geregelt wird. Damit soll verhindert werden dass das Netz in die Knie geht, sagt König, und dass auch alle gleich behandelt werden, was die Ladeleistung anbelangt. Alle Ladeboxen müssten vom gleichen Hersteller sein, damit sie miteinander kommunizieren können und das Lastmanagement funktioniere.

So weit, so gut. Doch in der Praxis stellt laut König die Netzkapazität des Netzbetreibers einen entscheidenden Engpassfaktor dar. Er nennt als Beispiel das Bauvorhaben der Wohnbau in der Kästnerstraße in Bissingen, das in Kürze fertig wird. Dort gibt es eine Tiefgarage mit 24 Stellplätzen. Doch obwohl es an allen Anschlussmöglichkeiten gibt, könnten laut den Bietigheimer Stadtwerken als dem Energielieferanten nur acht mit Ladeboxen ausgestattet werden. Mehr gebe das dortige Stromnetz nicht her, schildert König.

Trafostation zu teuer

Um alle Stellplätze mit Boxen auszustatten, brauche man eine zusätzliche Trafostation – mit Kosten von 150 000 bis 200 000 Euro. Damit würde aber ein Tiefgaragenstellplatz – der aktuell schon 25 000 Euro kostet – so teuer, dass es keiner mehr bezahlen werde, meint der Abteilungsleiter. Jetzt schon stecken in den Kosten im Durchschnitt 4000 bis 5000 Euro pro Stellplatz für die E-Mobilität-Infrastruktur drin (ohne Ladestation). Zwar habe die Wohnbau auch schon ein Bauvorhaben – ein Pilotprojekt in Stuttgart – verwirklicht, in dem die Tiefgarage gleich komplett mit Ladestationen ausgestattet worden sei, doch das sei die Ausnahme, sagt der Experte. Es habe sich dabei um ein sogenanntes Plusenergiehaus gehandelt. 

Für Werner König sind die Probleme mit der Netzkapaziät daher der große Knackpunkt für den weiteren Ausbau der Elektromobilität. Ihm fehle der Glaube, dass dies so schnell vonstatten gehen werde, wie es sich die Politik mit Blick auf die gesetzten Klimaziele vorstelle.

 
 
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