Die Öffentlichen sollen attraktiver werden Ein Stadtticket für Sachsenheim

Von Michaela Glemser
Mit dem Stadtticket sind von 0 Uhr des Kauftages bis 7 Uhr des Folgetages beliebig viele Fahrten mit dem VVS möglich. Foto: Helmut Pangerl

Die Gemeinderäte wollen den Öffentlichen Personennahverkehr in der Stadt attraktiver machen. Das Stadtticket soll es ab 1. April 2022 erhältlich sein.

Fahrten mit dem öffentlichen Personennahverkehr im Stadtgebiet Sachsenheim werden ab 1. April 2022 noch attraktiver. Dafür haben die Gemeinderäte in ihrer jüngsten Sitzung einhellig ein sogenanntes „Stadtticket“ auf den Weg gebracht.

Damit können im Gebiet der Sachsenheimer Stadtgemarkung von 0 Uhr des Kauftages bis 7 Uhr des Folgetages beliebig viele Fahrten mit dem Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) unternommen werden. Ein „Einzel-Stadtticket“ soll 3 Euro beziehungsweise 3,20 Euro kosten, ein „Gruppen-Ticket“, mit dem bis zu fünf Personen gemeinsam fahren können, 6 Euro beziehungsweise 6,40 Euro. Die höheren Preise gelten dann, wenn die Verantwortlichen des VVS zum 1. April 2022 auch eine Anpassung der Preise beschließen sollten.

Stadtticket ist ein Erfolgsmodell

Martin Schugt von der Abteilung „Tarif“ beim VVS bezeichnete die Stadttickets, die es inzwischen in rund 50 Kommunen des Verbunds gibt, als echte Erfolgsmodelle. Schugt verwies dabei auf die Einführung des Stadttickets in der Barockstadt Ludwigsburg zum 1. August 2018. „Die Verkaufszahlen haben sich seitdem von 16 000 im Monat auf 50 000 monatlich gesteigert.“

In Besigheim, wo das Stadtticket am 1. April 2020 gestartet ist, werden rund 300 pro Monat verkauft und in Bietigheim seit dem 1. April 2020 rund 3000 monatlich, berichtete Schugt. Für die Mindereinnahmen durch die Einführung des Stadttickets muss die Stadt Sachsenheim dem VVS aber eine Ausgleichszahlung leisten, die sich auf rund 26 000 Euro pro Jahr belaufen soll. „Natürlich ist dies nur ein Kostenrahmen, und die Abrechnung erfolgt auf der Basis der tatsächlichen verkauften Stadttickets, sodass zu Beginn der Einführung kaum 26 000 Euro jährlich gezahlt werden“, betonte der Vertreter des VVS.

Ein Einzelticket des VVS für eine Zone kostet für Hin- und Rückfahrt derzeit 5,40 Euro. Dieser Betrag ist auch für ein Tagesticket für eine Zone fällig. Ein Gruppen-Tagesticket für eine Zone muss sogar für 10,70 Euro erworben werden.

Verkehrssituation entspannen

„Wir wollen den ÖPNV in der Stadt stärken und die Verkehrssituation entspannen sowie die Innenstadt Großsachsenheims entlasten. Daher ist es unser großes Anliegen, den ÖPNV in Sachsenheim attraktiver zu machen“, betonte Bürgermeister Holger Albrich. Er will gemeinsam mit dem Bund der Selbstständigen in Sachsenheim und den örtlichen Vereinen eine Offensive für den Verkauf des Stadttickets starten. „Es soll unsere Stadt insgesamt aufwerten“, so Albrich. Das Stadtticket wird an den Fahrschein-Automaten, online und in den Bussen selbst erhältlich sein.

Kirbachtal liegt in Tarifzone 5

Eine Absage erteilen mussten die Gemeinderäte jedoch einer zweiten Maßnahme, die den ÖPNV in der Stadt vor allem für die Bewohner der Kirbachtalgemeinden verbessert hätte. So liegen die Kirbachtalgemeinden in der Tarifzone 5 des VVS, während sich Groß- und Kleinsachsenheim auf der Grenze von Tarifzone 4 und 5 befinden. Für eine Fahrt von Häfnerhaslach zum Bahnhof in Großsachsenheim muss daher ein VVS-Ticket für eine Zone gelöst werden, nach Bietigheim-Bissingen aber für drei Zonen.

Würde die Gesamtstadt Sachsenheim in einer einzigen VVS-Tarifzone liegen, wäre von Häfnerhaslach nach Bietigheim-Bissingen nur ein Zwei-Zonen-Ticket notwendig. Was immerhin bei einem Einzelfahrschein eine Ersparnis von 1,20 Euro pro Ticket brächte, bei einem Monatsticket ließen sich sogar rund 31 Euro einsparen. Doch dafür müsste die Stadt Sachsenheim dem VVS ebenfalls eine Ausgleichszahlung in Höhe von rund 31 500 Euro pro Jahr leisten.

Maßnahmen nicht parallel

Dies war den Gemeinderäten gemeinsam mit der Einführung des Stadttickets zu viel Geld. „Beide Maßnahmen parallel können wir nicht umsetzen. Zunächst fand ich die Anpassung der Tarifzonen für die Pendler aus dem Kirbachtal eine gute Sache. Doch sie fahren ohnehin meist zunächst zum Bahnhof nach Großsachsenheim und von dort aus weiter. Daher sollten wir zunächst das Stadtticket einführen und nach drei Jahren schauen, wie es angenommen wird“, erklärte Gemeinderat Lars Weydt.

Seine Ratskollegin Dr. Angela Brüx wiederum machte deutlich, dass beide Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung des ÖPNV in Sachsenheim sinnvoll seien. Daher solle auch zeitnah und mittelfristig eine Anpassung der Tarifzonen kommen. Dafür machte sich auch Gemeinderat Thomas Bay stark, der dafür bereit war, die entsprechenden Finanzmittel in die Hand zu nehmen.

Helga Niehues und Siegfried Jauß appellierten an die Bevölkerung, das Sachsenheimer Stadtticket auch gut anzunehmen.

 
 
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