Heiraten während der Pandemie Ja-Wort in Corona-Zeiten

Von Carolin Domke
Heiraten mit Abstand zu den Gästen. Das begleitete viele Ehepaare 2020. Wer nicht verschieben wollte, musste sich an neue Vorgaben halten und teilweise im kleinen Kreis heiraten.⇥ Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

In vielen Kommunen im Kreis ist kaum ein Rückgang an Hochzeiten wegen Corona bemerkbar. Fotografen, Gastwirte und Tortenbäcker mussten aber teilweise deutliche Abstriche machen.

Ja, nein ‑ Jein!“ Das war wohl die prägende Aussage vieler Paare, die sich im Jahr 2020 das Ja-Wort geben wollten. Ob überhaupt und wenn ja in welcher Form in dem von Corona beherrschten Jahr geheiratet werden konnte, das war für die heiratswilligen Paare und die beteiligten Dienstleister bis kurz vor dem meist neu festgelegten Termin nicht klar. Die BZ hat sich umgeschaut und bei Märchenschloss, Tortenenbäcker und Fotograf nachgehakt.

„Änderung, verschoben, Absage“ das waren die dominierenden Stichworte 2020 für alle Mitwirkenden einer Hochzeitsfeier. Diese Erfahrung machten auch die beiden Hochzeitsfotografen Irina und Andreas Schönhals von „Liebesmotiv“ aus Bietigheim-Bissingen. „Eine Planung war kaum mehr möglich. Es war Arbeiten auf Abruf“, sagen sie. Etwas, das für einen Hochzeitsfotografen normalerweise undenkbar ist. Termine werden üblicherweise ein Jahr, spätestens ein halbes Jahr im Voraus gebucht, erklärt das Fotografen-Ehepaar. Wegen des Lockdowns und den Einschränkungen, die sich bis zum Sommer hinzogen, konnten letztendlich etwa 80 Prozent der Fotoaufträge im vergangenen Jahr nicht realisiert werden.

Eine weitere Maßnahme, die mit Corona einherging: neue Hygieneregeln. Etwas, das für die Fotografen eine große Umstellung bedeutete. Dabei war die Maske weniger das Problem als der Mindestabstand. „Wenn wir eine bestimmte Körperhaltung für ein Bild brauchen, ist Nähe und direkte Kommunikation wichtig.“ Eine Herausforderung, die zu dieser Zeit gemeistert werden musste.

Schloss Monrepos

Heiraten in einem Märchenschloss. Für 30 bis 40 Paare pro Jahr wird das für gewöhnlich im Seeschloss Monrepos in Ludwigsburg Wirklichkeit. Statt der ursprünglich 34 geplanten Feiern fanden durch die Pandemie bedingt nur noch 11 bis 12 Hochzeiten statt, wie Veranstaltungsleiterin vom Schloss Monrepos Raphaela Veh sagt. Traurig sei es für die erste geplante Hochzeit im April gewesen. Sie wurde auf Ende Oktober geschoben und konnte somit gar nicht stattfinden, da sie vom ersten gleich in den zweiten Lockdown fiel, wie Direktor des Schlosshotels Monrepos Felix Sommerrock ergänzt. „Vielen war die Situation zu heikel“, sagen die Veranstalter. Deswegen konnten die Paare, die nicht mit Masken und Abstand feiern wollten, ihre Veranstaltung kostenlos verschieben. Ohne Musik und Tanzen sei die Hochzeit „vielleicht noch ein festliches Essen, aber kein wirkliches Fest,“ sagt der Direktor.

Vom 9. Juni bis zum Oktober 2020 konnten Hochzeiten wieder relativ normal stattfinden. Die Gästeanzahl wurde auf 99 Teilnehmer angehoben, Musik und Tanz waren wieder erlaubt. Weiter wurde appelliert, sich an die AHA-Regeln (Abstand halten, Hygiene beachten und im Alltag Maske tragen) zu halten. Während Gäste auch ohne Maske feiern durften, galt für Mitarbeiter strikte Maskenpflicht. Statt sich wie üblich am Büfett frei zu bedienen, gab es Stationen für die Essensausgabe. Alternativ wurde dort auch mit Einwegzangen gearbeitet. Bei einem Menü wurden die Speisen mit Maske gereicht.

Generell seien die Gäste vorsichtig gewesen, teils sogar mit Maske aufgetreten, so Sommerrock. Auf Umarmungen habe man oft verzichtet, da waren die Gäste vorbildlich. „Man war eher distanziert, trotzdem war es ein schönes Fest.“ Weder in Felix Sommerrocks Umfeld, wo Hochzeiten stattfanden, sowie im Nachhinein in der Domäne Monrepos habe er von einem einem Ansteckungspool gehört. So bleibt momentan nur die Hoffnung, dass ab März oder April die schrittweise Öffnung erfolgt.

Kuchenbäcker

Einen extremen Einbruch musste auch Tortenbäckerin Nicole Böhm hinnehmen. Alle Großaufträge fielen bei ihr im vergangenen Jahr weg, erzählt die Eigentümerin der „Bakery of Vintage Sweets“ aus Bietigheim-Bissingen. „Circa 80 Prozent der Paare sind als Kunden weggefallen.“

Vor der Pandemie hatte sie oft beim Aufbau der süßen Torten und ausgefallenen Cupcake-Türme geholfen, war beim Anschnitt dabei gewesen. 2020 lief alles anders: „Meistens wurden die Torten abgeholt oder ich habe sie den Paaren zu Hause an die Tür geliefert“, sagt Böhm. Ausnahmen gab es, wenn keine Kühlmöglichkeit vor Ort vorhanden war, wie zum Beispiel in einer Scheune. Dann kam sie pünktlich in die Location und überreichte das Gebäckstück. Die meisten Trauungen fanden jedoch auf dem Standesamt statt.

Statt mehrstöckigen Torten für viele Gäste gab es nur kleine einstöckige Exemplare, die in Konditorboxen gepackt und mit Mundschutz und Handschuhen überreicht wurden. Dabei muss man nur den Karton hochstülpen und die Torte steht. Wie ihre Kollegen hofft auch Nicole Böhm auf den April, wenn die Hochzeitssaison wieder losgeht.

 
 
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