Kita am Wald in Besigheim Kita-Neubau erhitzt die Gemüter

Von Uwe Deecke
Der Besigheimer Waldkindergarten im Friedrich-Schelling-Weg soll erweitert werden.⇥ Foto: Helmut Pangerl

Der geplante Kita-Neubau im Ingersheimer Feld sorgte im Gemeinderat für Diskussionen. Eltern und Erzieherinnen wehren sich gegen einen weiteren Neubau am Wald.

Der Waldkindergarten war bereits im Juni Thema im Besigheimer Gemeinderat. Dort hatte man eine Änderung des Bebauungsplans angestoßen, um auch einen weiteren Geschossbau an dieser Stelle möglich zu machen und eine große Kita bauen zu können. Der Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan „Ingersheimer Feld IV – 4. Änderung“ wurde einstimmig gefasst.

Hintergrund ist das knappe Betreuungsangebot, das aus Sicht der Verwaltung und des Gemeinderats dringend verbessert werden muss, wenn eine weitere Wohnbebauung am Ziegeleiareal oder im Ingersheimer Feld kommt. Das Gremium befürwortete den ausgearbeiteten Bebauungsplan.

Kita auf dem Bolzplatz

Derzeit werden zwei Gruppen in der naturnahen Kita betreut, die direkt am Wald liegt. Auf dem daneben liegenden Bolzplatz soll die neue dreigeschossige Kita für bis zu sechs Gruppen entstehen. Der alte Kindergarten soll einer Geschosswohnung weichen.

Der alte Kindergarten sei „abgängig“ und müsse dringend ersetzt werden, so die Begründung der Verwaltung. Auf dem Bolzplatz sei im ganzen Gebiet die einzig geeignete Fläche für einen Neubau, mit dem das künftig erweiterte Betreuungsangebot abgedeckt werden könnte.

Zu den Plänen gab es in der Bürgerfragestunde auf der Sitzung in Ottmarsheim mehrere Einwände seitens der Anwohner, Eltern und auch Erzieherinnen. Der Wald sei wichtig als Erholungsraum, was sich in Coronazeiten deutlich gezeigt habe. Auch das Angebot, für den Bolzplatz im Westen Ersatz zu schaffen, stieß auf Ablehnung, weil es wieder einen Eingriff in die Natur bedeute. „Wir hätten keine Probleme mit Containern“, sagte eine Erzieherin, die die Kita auch künftig an alter Stelle sah. Auch die Eltern würden diese Container-Lösung befürworten, bevor dort zwei Geschossbauten entstehen und Bäume gefällt werden.

Dass die Stadt zum Ausgleich für die störenden Bäume ausgerechnet in Ottmarsheim aufforsten will, stieß einer anderen Fragestellerin auf. Besigheim habe kaum Waldfläche und daher sei diese am Friedrich-Schelling-Weg umso wichtiger. „Wir greifen in die Natur ein“, so eine weitere Frau, und zwar an einer Stelle, wo es Rehe, Wildschweine und viele Vogelarten gebe.

„Die Prioritäten sind sehr bedauerlich“, kritisierte eine Mutter, wenn seit langem gesammelte Unterschriften nichts bewirken würden.

„Wir müssen bei der Wohnungsbauplanung auch Wohnraum schaffen“, verteidigte Bürgermeister Steffen Bühler den geplanten Geschossbau. Und man habe versucht den Eingriff in den Wald zu minimieren. Dass gleich Platz für sechs Gruppen entstehen soll, sei ein Puffer, der bei einer dezentralen Kinderbetreuung nötig sei, so der Rathauschef. Heike Eckert-Maier vom Amt für Stadtentwicklung bedankte sich für das Angebot einer privaten Immobilie, das der Verwaltung gemacht wurde. Doch das Gebäude sei zu klein.

Reichen vier Kita-Gruppen?

Christian Herbst (SPD) betonte, dass für die sechs großen Bäume 1300 Quadratmeter Fläche aufgeforstet würden. Ob es gleich sechs Gruppen sein müssten, stellte er in Frage. Womöglich reichten hier auch vier. Doch der Wald sei nicht nur für Fußgänger da, sondern auch für spielende Kinder, so der Rat. Helmut Fischer von der BMU-Fraktion regte an, im Bebauungsplan eine nachhaltige Holzbauweise festzulegen. Fraktionskollege Thomas Pulli sah die Pflicht zur Photovoltaik für wichtig an.

Bühler betonte: Man sei erst beim Aufstellungs- und Auslegungsbeschluss, nach dem die Einwände der Bürgerschaft eingebracht werden könnten und im Bebauungsplanentwurf berücksichtigt würden. Es gebe genügend Zeit, um die eigenen Anregungen einzubringen und Stellung zu nehmen.

 
 
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