Umstellung in der Müllentsorgung im Kreis Ludwigsburg Viel Ärger wegen eines kleinen Korbs

Von Frank Ruppert
Glasbox Löchgau: Neues Wertstoff-Sammelsystem, Glasbox⇥ Foto: Helmut Pangerl

Im Kreis sollen viele Bürger ihr Glas nun in blauen Sammelboxen entsorgen, statt in einer Tonne. Das passt einigen nicht. Die AVL verweist auf die Entsorgerfirmen, die auf die Ausschreibung.

Viel zu klein und schnell voll“, „Es wird Scherben auf dem Gehweg geben“, „Die ganze Nachbarschaft sieht sofort, wer wie viel trinkt“, „Die Leute werden wieder mehr auf Kunststoff umsteigen“: so machen die Leser dieser Zeitung ihrem Ärger Luft. Es geht um das zum Jahreswechsel eingeführte Glas-Körbchen zur Abfallentsorgung. Statt „Rund+Flach“ wird nun zwischen Papier, Kunststoff und eben Glas getrennt. Bei Einfamilienhäusern gibt es neben der neuen Kunststofftonne nun ein blaues Körbchen, in das das Altglas kommen soll. Alle drei Wochen soll es abgeholt werden.

AVL pocht auf Tausch

Die Kritik ist natürlich längst beim Landratsamt und bei der Abfallversorgungsgesellschaft des Kreises (AVL) angekommen. Dort sah man sich nun angesichts des Unmuts aus der Bevölkerung genötigt, mitzuteilen, dass sie auf einen Behältertausch durch die mit der Entsorgung beauftragten Firmen pocht, wenn die Behälter zu klein sind.

„Wiederholt wurde den Menschen nun mitgeteilt, dass ein Austausch gegen einen größeren Behälter allenfalls langfristig oder nach guter Begründung in Frage komme“, sagt Sebastian Löschner, Abteilungsleiter für Ressourcen und Logistik bei der AVL. Dies widerspreche jedoch dem Verpackungsgesetz und den vertraglichen Grundlagen. Dort sei ausdrücklich vorgesehen, dass die Behälter auf Wunsch ausgetauscht werden müssen.

Das Problem: Die AVL und der Landkreis seien nicht Auftraggeber der zuständigen Entsorgungsunternehmen Prezero und Kurz. Laut dem Verpackungsgesetz des Bundes sind für die Entsorgung von Glas- und Leichtverpackungen die dualen Systeme zuständig. Im Landkreis Ludwigsburg ist das die Interseroh Dienstleistungs GmbH mit Sitz in Köln.

Größenbedarf geschätzt

Da es bislang im Landkreis Ludwigsburg keine getrennte Erfassung von Glas- und Leichtverpackungen gab, konnte der Größenbedarf bei den jeweiligen Behältern nur geschätzt werden. „Umso mehr ist es unabdingbar, dass die Entsorger ohne Wenn und Aber bei Bedarf einen Behältertausch möglich machen – und zwar schnell und unbürokratisch“, betont Tilmann Hepperle, der Geschäftsführer der AVL.

Die AVL habe sich bereits an Interseroh gewandt und sie aufgefordert, auf die Entsorgungsunternehmen, die in ihrem Auftrag tätig sind, entsprechend einzuwirken. „Die Menschen im Landkreis sind bereit, sich auf ein neues Trenn-System einzulassen. Aber dafür brauchen sie einen kooperativen Service-Partner, der ihnen ausreichend große Behälter zur Verfügung stellt“, so Hepperle.

Abstimmung mit AVL

Interseroh gehört zur Albagroup, einem Unternehmen der Entsorgungs- und Recyclingbranche mit Sitz in Berlin. Deren Pressesprecherin Susanne Jagenburg teilt zu dem Thema auf BZ-Anfrage mit, dass die Einführung der Gelben Tonne und somit die getrennte Erfassung von Leichtverpackungen, Glas und Papier/Pappe/Karton in Abstimmung mit dem öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger unter Einbindung der AVL stattgefunden habe.

„Es ist richtig, dass die Systemgröße aufgrund der vorhandenen Daten gewählt wurde; den Bürgerinnen und Bürgern wird ein ausreichendes Volumen für die Erfassung ihrer Verpackungen zur Verfügung stehen“, so Jagenburg weiter. Laut AVL habe diese lediglich Daten zu Tonnen und Personen pro Haushalt weitergegeben. „Aber mit dem Hinweis, dass diese nur ein grober Anhaltspunkt sind“, sagt Sprecher Frank Wittmer.

Aktuelle Lösung Kompromiss

Von Alba ist zu hören, dass man  der Erfassung von Glas über Sammelboxen als Kompromisslösung zugestimmt habe, da das bundesweit etablierte Bringsystem (Glascontainer Anm. d. Redaktion) im Kreis nicht kurzfristig umsetzbar war. „Insofern können wir eine Kritik hier nicht nachvollziehen“, schreibt die Alba-Sprecherin Jagenburg weiter.

Nur notwendige Wechsel

Die Kritik von der AVL traf wohl auch den Ludwigsburger Entsorger Kurz überraschend. Prokurist Martin Breitenberger erklärt jedenfalls, dass nicht Kurz die Art der Entsorgung ausgesucht habe, sondern sich lediglich an die Ausschreibung halte. „Natürlich bekommt jeder, der sie benötigt, auch eine Tonne“, so Breitenberger. Allerdings nicht jeder, der sie wolle. Es gehe schon darum zu schauen, wo der Bedarf für eine Tonne da ist und wo die Kunden lediglich die neuen Körbe nicht wollten. Zunächst erhielte ein Kunde, dem eine Sammelbox nicht reiche, eine zweite.

Auch eine Frage des Geldes

Warum nicht jeder einfach eine Tonne erhalten kann, sei einfach zu erklären. Das System sei auf diese Glasboxen ausgelegt und entsprechend habe der Entsorger auch kalkuliert. Eine Tonne sei drei Mal so teuer wie eine Sammelbox. Außerdem sei hinsichtlich der Ressourcenschonung zu bedenken, dass die Glasboxen extra produziert worden seien.

Breitenberger findet das System mit den Sammelboxen weiterhin gut, weil es den Kunden ermögliche, das Glas vor der Haustür zu entsorgen, ohne zu einem Glascontainer fahren zu müssen. In anderen Landkreisen funktioniere das System auch ohne größere Probleme. Der Prokurist baut darauf, dass das auch in Ludwigsburg der Fall sein wird nach der Eingewöhnungszeit. „Deshalb sind Änderungen auch erst nach der ersten Leerung ab Februar möglich.“

 
 
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