Zwei Bietigheim-Bissinger Angler sammeln Müll Weg mit dem Dreck am Ufer der Enz

Von Rena Weiss
Von links: Die Angler Steffen Holzwarth und Felix Schäffer sammelten am Wochendende rund 25 Kilogramm Müll am Enzufer in Untermberg und Bissingen ein. ⇥ Foto: Oliver Bürkle

Die Angler Felix Schäffer und Steffen Holzwarth sammelten am Wochenende 25 Kilogramm Müll ein.

Normalerweise veranstaltet der Fischereiverein Bissingen Enz zweimal im Jahr Putzaktionen mit Vereinsmitgliedern, Familien und Freunden, an denen die Natur entlang und in der Enz von wildem Müll befreit wird. Doch aufgrund der geltenden Verordnung fiel die Putzaktion im vergangenen wie auch bisher in diesem Jahr aus. „Wir wollten es dennoch durchziehen, weil wir gesehen haben, dass es ein neues Ausmaß angenommen hatte“, sagt Felix Schäffer. Gemeinsam mit seinem guten Freund und Anglerkameraden Steffen Holzwarth waren die beiden stellvertretend für den Fischereiverein am Samstag entlang der Enz in Untermberg unterwegs und sammelten Müll ein. Zehn große Müllbeutel, die je 60 Liter fassen, und insgesamt 25 Kilogramm kamen in rund vier Stunden zusammen.

„Wir haben sehr außergewöhnliche Sachen gefunden“, sagt Schäffer und nennt als Beispiel ein Kühlermodul eines Autos, einen Schlafsack sowie eine alte Ledertasche. „Außerdem haben wir extrem viele leere Alkoholflaschen und Lebensmittelverpackungen gefunden.“ Zerbrochenes Glas sei jedoch gefährlich für Tiere und Menschen, die sich am Flussufer aufhalten. Schäffer und Holzwarth plädieren dafür, dass jeder selbst seinen Müll mitnimmt und entsorgt, doch zeige die Erfahrung, dass dies nicht immer der Fall ist.

Keine Schuldzuweisungen

„Ich möchte mit gutem Beispiel für mehr Akzeptanz und Verständnis in der Gemeinde sorgen und uns Angler in das Licht rücken, in das wir gehören“, sagt Schäffer zum Engagement der beiden Angler, Jäger und Freunde. Er wünsche sich, dass die Schuldzuweisungen aufhören – egal von wem und wer beschuldigt wird. Denn genutzt wird die Enz von Anglern, Badegästen, Kanufahrern, Schwimmern und sonstigen freizeittreibenden Menschen. Wenn jeder bei sich selbst anfange, könne die Umweltverschmutzung proaktiv vermieden werden, ist der 30-Jährige überzeugt. „Wir möchten die Menschen sensibilisieren und verdeutlichen, dass ein neues Umweltbewusstsein beziehungsweise ein Umdenken notwendig ist, um unsere schöne Bissinger Enz noch viele weitere Jahre so nutzen und erhalten zu können, wie wir sie seit vielen Jahren kennen und lieben“, sagt der 30-Jährige.

Bei der kleinen privaten Putzete am Samstag waren Steffen Holzwarth und Felix Schäffer in Untermberger Bereich unterwegs. Gestartet sind die beiden an der Fischerhütte in Untermberg und kamen bis zur Rommelmühle in Bissingen. „Unser Gewässerabschnitt geht eigentlich bis zum Freibad“, sagt der 30-Jährige zum Flussabschnitt, den der Verein gepachtet hat und der größtenteils in einem Naturschutzgebiet liegt. „Wir haben nur einen Bruchteil aufsammeln können.“ Es sei erschreckend, wie viel sie gefunden haben auf einem eher kleinen Abschnitt, so Schäffer. „Ich hatte zehn Müllsäcke gekauft, weil ich dachte, das reicht.“ Doch letztlich waren nach vier Stunden die Säcke voll und noch längst nicht alles eingesammelt. Wenn der Verein den Enzbereich reinigt, ist er sogar mit einem Boot unterwegs, um im Wasser treibenden Müll einzusammeln.

Entsorgt wird der Müll privat, das macht auch der Verein bei seinen Putzeten so. „Ich habe meine privaten Tonnen voll und im Abstellraum lagere ich den Rest“, dabei haben sich Schäffer und Holzwarth die Mühe gemacht, den Müll zu sortieren. Auch einen Gang zum Wertstoffhof wird es dank dem Kühlergrill geben – alles in der eigenen Freizeit. Bis auf die Leerungen des Restmülls koste zumindest die Leerung der Rund-Tonne sowie das Entsorgen auf dem Wertstoffhof nichts, so Schäffer.

Seit 2013 ist Felix Schäffer Mitglied des Fischereivereins Bissingen Enz. „Ich habe das Gefühl, es wird mehr Müll“, sagt er über die acht Jahre, in der er an der Enz angelt. Das liege einfach auch am Freizeitdruck dort in der Gegend. Das sei erneut keine Schuldzuweisung, möchte er klarstellen, aber mehr Menschen bedeutet meist auch mehr Müll. Mehr Mülleimer seien jedoch keine Lösung, findet der Bietigheim-Bissinger. An jeder Bank sei ein Mülleimer, nun auch welche aufzustellen, wo manche illegal Feuerstellen errichtet haben, würde nur signalisieren, dass dieses Verhalten geduldet werde. So könnten noch mehr illegale Feuerstellen entstehen.

Vorbild für andere

Schäffer und Holzwarth hoffen, eine Vorbildfunktion zu erfüllen und damit auch die Akzeptanz des Fischereivereins zu erhöhen. Eine Fahrradfahrerin beispielsweise bedankte sich im Vorbeifahren bei den beiden. „Das hat uns gefreut und uns auch stolz gemacht.“ Denn als Angler höre er nicht immer nur nette Worte. Angler verschmutzten die Ufer, parkten illegal und schadeten der Natur, sind einige Aussagen, die er zu hören bekommt. „Vielfach werden wir darüber hinaus am Wasser angepöbelt und teilweise sogar beschimpft“, berichtet Felix Schäffer. Dabei trage der Verein aktiv zum Schutz der jeweiligen Bereiche bei und säubere diese von den eigenen und fremden Hinterlassenschaften. „Uns ist es wichtig, diese Orte für Mensch, Tier und Natur sauber zu halten“, nennt der 30-Jährige als Grund für sein Engagement. „Wir fischen dort und wissen, dass insbesondere die Tiere Schaden nehmen können durch den Müll. Wir wollen aber, dass die Fische, Vögel und alle anderen Lebewesen dort gesund bleiben.“ Zudem wollen die Angler, dass die Plätze und die Natur gepflegt und sauber seien – für alle Naturliebhaber.⇥

 
 
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