100. Geburtstag von Karl-Heinz-Lüth Architekt und Gründer der Stadt Sachsenheim

Von Martin Hein
Der stellvertretende Bürgermeister Kurt Bader (links) überreichte Karl-Heinz Lüth Foto: /BZ-Archiv/ad

Karl-Heinz Lüth, der erste Bürgermeister der Gesamtstadt, wäre heute 100 Jahre alt geworden. Unter seiner Regie wurde vor rund 50 Jahren die Stadt Sachsenheim gebildet.

Karl-Heinz Lüth war 21 Jahre Bürgermeister in Sachsenheim. Zunächst von 1966 bis 1971 Kleinsachsenheimer Bürgermeister, dann knapp neun Monate zusätzlich auch Bürgermeister von Großsachsenheim. Ab 1973 war er der erste Bürgermeister der Gesamtstadt. 1987 wurde er Ehrenbürger der Stadt. Heute wäre er 100 Jahre alt geworden.

Karl-Heinz Lüth wurde in Giddendorf, Holstein am 2. Dezember 1922 geboren. Sein Vater war Angestellter in Oldenburg. Karl-Heinz Lüth absolvierte eine Lehre als Verwaltungslehrling. Nach dem Kriegsdienst, der ihn mit einer Luftnachrichtentruppe nach Kleinsachsenheim führte, besuchte er zunächst die Verwaltungsschule in Kiel und war ab 1947 Verwaltungsinspektor in Oldenburg. 1950 kam Karl-Heinz Lüth zurück nach Württemberg und arbeitete bei Salamander in Kornwestheim. 1957 bis 1966 engagierte er sich in der Gewerkschaft Leder und später in der Gewerkschaft Öffentliche Dienste Transport und Verkehr (ÖTV). Er heiratete in Kleinsachsenheim und gründete mit seiner Frau Ruth eine Familie. In Kleinsachsenheim stieg Karl-Heinz Lüth vollends als Gemeinderat in die Kommunalpolitik ein. Von 1956 bis 1966 war er in diesem Gremium aktiv.

Kleinsachsenheimer Schultes

Im Mai 1966 wurde Lüth auf Anhieb und mit großer Mehrheit als Nachfolger von Eugen Doster, zum Bürgermeister von Kleinsachsenheim gewählt. Von Anfang an pflegte Lüth ein gutes Verhältnis zum Gemeinderat. Die Gemeindereform zog auf, als er für das frei gewordene Amt des Großsachsenheimer Bürgermeisters kandidierte. Im zweiten Wahlgang wurde Lüth am 7. Februar 1971 zusätzlich zu seinem Amt in Kleinsachsenheim auch zum Bürgermeister von Großsachsenheim gewählt. Knapp neun Monate war er zeitgleich Bürgermeister in Groß- und Kleinsachsenheim. Als im Oktober 1971 die Gemeinderäte von Großsachsenheim und Kleinsachsenheim die Vereinbarung über den Zusammenschluss unterzeichneten, meinte Karl-Heinz Lüth: „Der Zusammenschluss war ein Gebot der Stunde“.

Seit 1. Januar 1973 gehören die Kirbachtalgemeinden Hohenhaslach, Ochsenbach, Spielberg und Häfnerhaslach zur Stadt Sachsenheim. Lüth wünschte sich bei der Vertragsunterzeichnung, „dass eines Tages alle Bürger der Stadt Sachsenheim sagen, der Vertrag war richtig“. Als Sachsenheimer Bürgermeister hat er die Weiterentwicklung der Gesamtstadt entscheidend vorangetrieben, mitgeprägt und die Integration der Bürgerinnen und Bürger von Häfnerhaslach bis Großsachsenheim maßgeblich gefördert. Bei allen Sachsenheimer Bürgermeisterwahlen wurde Karl-Heinz Lüth im Amt bestätigt. Am 13. März 1987 erhielt er die Ehrenbürgerwürde der Stadt und wurde offiziell verabschiedet. Die Festrede hielt Ministerpräsident Lothar Späth, der seinen „lieben Freund Karl-Heinz“, in den Ruhestand verabschiedete.

Konsensfähiger Politiker

Lüth trat 1950 in den SPD-Ortsverein Kleinsachsenheim ein. Er war von 1960 bis 1994 Mitglied des Kreistags, davon 21 Jahre Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion. Im Kreistag wurde sein kommunalpolitisches Geschick über alle Fraktionsgrenzen hinweg sehr geschätzt. In vielen Kreistagsausschüssen war Lüth aktiv, davon über 20 Jahre im Krankenhausausschuss.

Lüth war außer bei der Freiwilligen Feuerwehr Sachsenheim, auch bei sehr vielen Vereinen der Stadt Ehrenmitglied, was seine Beliebtheit belegt.

Karl-Heinz Lüth war für die Stadt Sachsenheim ein Glücksfall. Er war bürgernah und in allen Sachsenheimer Stadtteilen hoch angesehen und geachtet. Er galt als “Bürgermeister zum Anfassen.

„Bürgermeister zum Anfassen“

Karl-Heinz Lüth wird von vielen als „Vater“ der Stadt Sachsenheim gesehen, eine Bezeichnung, die er mit der ihm eigenen Bescheidenheit ablehnte. Bei seinem Abschied sagte er dazu: „Ich war Bürgermeister und hatte meine Pflicht zu tun. Aus meiner Sicht heraus wüsste ich nicht, was ich anders hätte machen können“. Gleichwohl war dies die zentrale Aufgabe, die Lüth gemeistert hatte. „Die Bildung der Stadt Sachsenheim und die damit zu lösenden Probleme, waren eine ständige Herausforderung für mich“, so Lüth 1987, „es galt, die sechs Stadtteile unter einem Dach zusammenzuhalten“.

Als er im November 1992 als Kreisrat aus dem Krankenhausausschuss verabschiedet wurde, charakterisierte ihn Landrat Dr. Ulrich Hartmann mit den Worten „Sie sind ein Mensch mit Sensibilität für andere“.

Bei seinem 75. Geburtstag 1997 sagte Hartmanns Nachfolger Landrat Dr. Rainer Haas: „Mit wehenden Fahnen sei er untergegangen als er für seine Krankenhäuser und gegen die Kliniken gGmbH focht. Aber, als der Kampf zu Ende war, sei Karl-Heinz Lüth der erste gewesen, der konstruktive und loyale Mitarbeit zusagte“. Haas stellte respektvoll fest: „Das weist diesen Mann als einen aus, der die größte Tugend eines Politikers hat: die Konsensfähigkeit“.

Für Lüth waren die über 20 Jahre Bürgermeistertätigkeit der Höhepunkt seines Lebens, auf das er im Ruhestand mit Genugtuung und Zufriedenheit zurückblickte. Der gebürtige Holsteiner sagte damals über Baden-Württemberg: „Es ist unwahrscheinlich, was dieses Land den Menschen gibt“. Karl- Heinz Lüth verstarb am 3. November 2009. 

„Karl-Heinz Lüth war der Bürgermeister meiner Kindheit und Jugend in Sachsenheim“ erinnert sich Bürgermeister Holger Albrich, „Lüth ist die Person, deren Name untrennbar mit der Stadt Sachsenheim verbunden ist“. Albrich betont, dass man auf den von Karl-Heinz Lüth gelegten Grundlagen, Sachsenheim als Gesamtstadt weiterentwickeln wolle.

 
 
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