125 Jahre Spvgg Bissingen Das Miteinander steht im Fokus

Von Yannik Schuster
Der Erste Vorsitzende Thorsten Mast feiert mit der Spvgg Bissingen am 19. Oktober das 125-jährige Bestehen des Vereins. Foto: /Oliver Bürkle

Die Spvgg Bissingen feiert ihr 125-jähriges Bestehen am 19. Oktober. Vor Herausforderungen wird den Verein die Sanierung der eigenen Festhalle in Bietigheim-Bissingen in den kommenden Jahren stellen.

Als der Adlerwirt Semmler seinen Stammgästen 1899 den Vorschlag machte, in Bissingen einen Turnverein zu gründen, dürften die wenigsten einen Gedanken daran verschwendet haben, wie es dem Verein 125 Jahre später geht. Die Antwort: gut. Immerhin ist man mit knapp 1400 Mitgliedern nach dem TSV der zweitgrößte Verein der Stadt. Zum Vergleich: zwei Jahre nach der Gründung im Jahre 1899 lag man bei 70 Mitgliedern, 1911 stieg die Zahl auf 128 – bei 2000 Einwohnern in Bissingen schon damals ein beachtlicher Wert.

1915 gründete sich schließlich erstmals die Sportvereinigung Bissingen, parallel zum Turnverein. Nachdem die Spvgg 1933 jedoch kraft Gesetzes aufgelöst und ihr Vereinsvermögen beschlagnahmt wurde, traten ihre Mitglieder dem Turnverein bei. Nachdem dieser sich 1945 auflöste, gründeten die ehemaligen Mitglieder im Jahr darauf die Spvgg Bissingen in ihrer heutigen Form neu. Damals mit den Abteilungen Turnen, Fußball, Handball, Radfahren, Schach und Harmonika.

Fußball überholt Handball

Bis vor zehn bis 20 Jahren war die Handballabteilung die Mitgliederstärkste, sagt der Erste Vorsitzende Thorsten Mast, mittlerweile jedoch mache der Fußball rund ein Drittel der gesamten Mitglieder aus. Die Mitgliederzahlen im Allgemeinen waren die vergangenen 25 Jahre über – mit Ausnahme einer Corona-Delle – konstant, freut sich Mast, der früher Geschäftsführer der Handballfrauen war. Entsprechend geblutet habe sein Herz bei deren Umzug nach Ludwigsburg.

Beim Thema Ehrenamt hingegen stehe die Sportvereinigung wie die meisten Vereine vor einer großen Herausforderung. Beim Fußball musste etwa ein Aufnahmestopp verhängt werden, weil einerseits der Platz, andererseits ehrenamtliche Übungsleiter fehlen. „Wenn man in den vergangenen zehn Jahren drei neue Gesichter gesehen hat, dann ist das viel“, sagt Mast. Im Vorstand hingegen sei der Generationenwechsel bereits vollzogen worden.

Auch die Leichtathletikabteilung habe sich in den vergangenen zwei Jahren geradezu neu erfunden, schwärmt er. So habe man beispielsweise die Minithleten ins Leben gerufen. Da das Eltern-Kind-Turnen bis sechs Jahre begrenzt ist, Leichtathletik jedoch erst mit zehn Jahren beginnt, galt es die Lücke mit einem Bewegungsprogramm, dass die Kinder an Leichtathletik heranführen soll, zu überbrücken.

Engagement der Mitglieder

Als größte Erfolge der Vereinsgeschichte nennt Mast einerseits die Ausbildung des späteren VfB-Spielers Gerhard Poschners, andererseits die Erfolge im Handball zu Beginn der 2000er-Jahre, die den Grundstein für den späteren Erfolg der SG BBM legen sollten.

In seinen bisher acht Jahren als Vorsitzender sei es ihm gelungen die Zeiten, in denen Abteilungen teilweise untereinander verstritten waren, hinter sich zu lassen. „Der Verein lebt miteinander“, so sein Motto. Auch beim Thema Brandschutz, dass der Verein in seinen Räumlichkeiten unabhängig von der Stadt auf eigene Faust anging, habe man großes Engagement gesehen, so Mast.

Mit der vorhandenen Infrastruktur des Vereins ist Mast größtenteils zufrieden, einzig ein eigener Kabinentrakt, damit sich die Sportler nicht mehr in den Katakomben der Jahnsporthalle umziehen müssen, würde er sich wünschen. Für die Unterstützung der Stadt ist der Vorsitzende allerdings voll des Lobes. „Im Vergleich zu anderen Städten können wir uns nicht beschweren, sondern nur bedanken für das, was wir zur Verfügung gestellt bekommen.“ Nicht nur dürfe man die Sportstätten kostenlos nutzen, auch eine städtische Halle dürfe man für eine Veranstaltung pro Jahr kostenfrei buchen. „Was die Stadt in den vergangenen Jahrzehnten in der Sportförderung geleistet hat, sucht in der Umgebung sicherlich seinesgleichen.“

Festhallen-Sanierung wird teuer

Eine Herausforderung werde jedoch die anstehende Sanierung der eigenen Festhalle. Als es dem Verein in den 80er, 90ern und Nullerjahren finanziell nicht gut ging, habe man notwendige Maßnahmen aufgeschoben, sagt Mast. Jetzt müsse man an Themen wie die Dämmung, die Beleuchtung, die elektronische Ausstattung oder die Belüftung ran. „Da wird ein sechsstelliger Betrag auf uns zukommen.“

Finanziell steht der Verein heute besser da. Die Halle auf der einen, die Gaststätte auf der anderen Seite werden regelmäßig an andere Vereine oder Privatpersonen für Feste vermietet und bringen so ein nicht unerhebliches Zubrot ein, sagt Mast. Die Festhalle sei bis Jahresende fast jedes Wochenende ausgebucht, berichtet der Vorsitzende.

Feiern wird der Verein sein Jubiläum am 19. Oktober ab 18 Uhr allerdings nicht in der eigenen Festhalle sondern im Kronenzentrum. Man habe den Veranstaltungsort bewusst gewählt, um den besonderen Charakter des Festes zu unterstreichen. Innerhalb kürzester Zeit habe man rund 150 Tickets verkauft. Nach den Festreden wird demnach die Gruppe Fitness für Frauen und das Männerballett der Buchfinken auftreten. Die mit knapp 20 Mitgliedern kleinste Abteilung des Vereins, die Theatergruppe, wird die Vereinschronik in Sketchform darbieten, ehe ab 21 Uhr die Party steigt.

 
 
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