1:4-Niederlage gegen die Kassel Huskies Bietigheim Steelers stehen mit dem Rücken zur Wand

Von Andreas Eberle
Handfeste Auseinandersetzungen und Meinungsverschiedenheiten: Bietigheimer und Kasseler Spieler liefern sich kurz vor der ersten Drittelpause eine Rauferei. Die Schiedsrichter eilen zum Schlichten herbei. ⇥ Foto: Avanti/Ralf Poller

Das Naud-Team verliert das zweite DEL2-Finalduell gegen die Kassel Huskies zu Hause mit 1:4. Nur ein Sieg am Dienstag lässt die Aufstiegsträume leben.

Der Druck im Kessel steigt. Die Bietigheim Steelers haben am Dienstag (19.30 Uhr/Live auf Sprade TV) bei den Kassel Huskies ihr erstes Do-or-Die-Duell im Playoff-Finale der DEL2. Sie verloren am Sonntagabend zu Hause das zweite Finalspiel mit 1:4 und liegen nun in der Best-of-Five-Serie mit 0:2 hinten. Sollten die Nordhessen auch die dritte Begegnung gewinnen, stehen sie als Meister und sportlicher DEL-Aufsteiger fest. Mit einem Auswärtserfolg würde der SCB sich zumindest in eine vierte Partie am Donnerstag (19.30 Uhr) retten und somit seine Aufstiegschance wahren.

Die Steelers mussten auf ihren Topscorer Riley Sheen verzichten, der sich am Freitag in Kassel bei einem Kopf- und Nackencheck von Ryan Olsen verletzt hatte – bei Sheen besteht aber noch Hoffnung auf ein Comeback. Dagegen ist die Saison für Brett Breitkreuz aufgrund eines Innenbandanrisses im Knie bereits beendet. Der 32-jährige Stürmer unterzieht sich an diesem Montag einer Kernspintomographie.

Notgedrungen musste Trainer Danny Naud seine Reihen also erneut umbauen: Benjamin Zientek, der Schütze des einzigen Bietigheimer Tores beim 1:2 zum Serienauftakt, bildete mit Alexander Preibisch und Matt McKnight den ersten Sturm, C.J. Stretch, Evan Jasper sowie Norman Hauner den zweiten – und Allrounder René Schoofs wechselte von der Verteidigung in die Offensive und dort an die Seite von Robin Just und Yannick Wenzel. Bei den Huskies kehrte der zuletzt gesperrte Eric Valentin in den Kader zurück.

Insgesamt 51 verhängte Strafminuten – 12 gegen Bietigheim und 39 gegen Kassel – zeugen davon, wie intensiv auch das zweite Kräftemessen war. Beide Teams überboten sich mit Leidenschaft und Einsatz. Die Unparteiischen hatten alle Hände voll zu tun, um die Akteure zu bändigen. „Das ist normal. Alle Spieler haben viel Herz, und beide Mannschaften haben ein großes Ziel. Eishockey lebt von Emotionen“, sagte Huskies-Trainer Tim Kehler. Sein SCB-Kollege und kanadischer Landsmann Naud pflichtete ihm bei: „Es geht um alles – Meisterschaft und Aufstieg. Da ist es klar, dass es hart zur Sache geht.“

Grobian Olsen fliegt vom Feld

Der Auslöser für die erneut hitzige Atmosphäre war ein weiterer Check von Olsen gegen Kopf und Nacken, den diesmal SCB-Kapitän Nikolai Goc an der Bande einstecken musste – worauf sich eine erste Massenkeilerei auf dem Eis ereignete (18.). Für den Kasseler Grobian Olsen war jetzt bereits Feierabend – die Hauptschiedsrichter Stephan Bauer und Kilian Hinterdobler sanktionierten den Kanadier mit einer Großen Strafe plus Spieldauer.

Die fünfminütige Überzahl nutzten die Steelers exakt 17 Sekunden vor Drittelende zum 1:0. Nach einem Zuspiel von McKnight scheiterte Zientek erst an Gerald „Jerry“ Kuhn, sein Nachschuss aber saß. Stretch provozierte den Gästegoalie beim Jubeln mit einigen wohl unfreundlichen Worten. Als Reaktion schlug Kuhn dem Bietigheimer Stürmer ins Gesicht, sodass dieser zu Boden ging. Es folgten die nächste Keilerei und weiteren Strafen. Sportlich hatten sich die Schwaben ihre Führung redlich verdient, denn sie hatten bis dahin dominiert – und mit Leon Doubrawa auch einen starken Schlussmann zwischen den Pfosten. Der 19-jährige Youngster rettete zum Beispiel im Eins-gegen-eins-Duell mit Troy Rutkowski.

Harte Checks am Rande der Legalität, giftige Zweikämpfe und Trashtalk prägten auch den zweiten Spielabschnitt. Tim Schüles Attacke an Oliver Granz blieb ebenso ungeahndet wie der Bandencheck von Marc Schmidpeter an Calvin Pokorny. Dennoch gab es weiter munter Strafzeiten. Im Powerplay hatte Hauner dann Pech mit einem Lattentreffer. Auf der Gegenseite kratzte Zientek den Puck nach einem Bauerntrick von Ryon Moser mit dem Schläger gerade noch von der Torlinie, wie auch der Videobeweis zeigte. In der 38. Minute war es aber doch passiert: Vincent Saponari vollendete zum 1:1 ins lange Eck.

Defekte Eismaschine

Mit viel Elan kamen die Huskies aus der zweiten Pause, die aufgrund einer kaputtgegangenen Eismaschine fünf Minuten länger war als üblich. Als Goc die Scheibe nicht aus der Gefahrenzone brachte, ging Moser dazwischen und schoss das 2:1 für Kassel (44.). Mit einer Direktabnahme erhöhte Joel Keussen gar auf 3:1 – der Puck war unter Doubrawas Achsel hindurch ins Netz geflogen (48.). Die Steelers versuchten zwar alles, nahmen nach einer Auszeit früh den Torhüter raus, doch es half alles nichts. Den Schlusspunkt setzte Valentin mit einem Technischen Tor, einen regulären Treffer hatte McKnight per Foul verhindert. Am Dienstag muss es anders laufen. Sonst ist für den SCB die Saison vorbei. Und der Aufstiegstraum geplatzt.

Stimmen zum Spiel

Danny Naud, Trainer der Bietigheim Steelers: Es war von beiden Seiten ein sehr gutes und hart geführtes Playoffspiel. Man hat gemerkt, dass beide Mannschaften unbedingt gewinnen wollten. Wir haben aus dem ersten Drittel zu wenig gemacht, denn wir lagen bei den Schüssen mit 20:5 vorne. Wenn wir da ein paar Tore mehr schießen, wird es für uns sicherlich einfacher. Wir haben drei Drittel lang gut gespielt und gut verteidigt. Es geht um alles – Meisterschaft und Aufstieg. Da ist es klar, dass es hart zur Sache geht. Wenn die Schiedsrichter der Meinung sind, es liegt übertriebene Härte vor, dann pfeifen sie es auch. Was bei uns bei zwei Überzahlsituationen schiefgegangen ist: Es saßen zwei unserer Qualitätsspieler auf der Strafbank, die normal Powerplay spielen. Da hat uns dann die Tiefe gefehlt.

Tim Kehler, Coach der Kassel Huskies: Das waren wie im ersten Spiel zwei sehr gute Mannschaften. Die ersten zwei Drittel waren ein harter Kampf und harte Arbeit. Es war ein richtiges Playoffspiel. Im dritten Drittel sind wir drangeblieben, haben konstant gut verteidigt und zwei sehr gute Tore gemacht. ⇥ae

 
 
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