3G am Arbeitsplatz im Kreis Ludwigsburg Wo der Teufel im Detail steckt

Von Claudia Mocek
Ab heute müssen Arbeitgeber und Beschäftigte beim Betreten der Arbeitsstätte einen 3G-Nachweis mit sich führen. Auch die Homeoffice-­Pflicht wurde wieder eingeführt.⇥ Foto: Martin Kalb

Von heute an gelten die 3G-Regelungen auch am Arbeitsplatz. Bei der Umsetzung gibt es noch Klärungsbedarf.

Die 3G-Regel gilt ab dem heutigen Mittwoch auch am Arbeitsplatz. Wenn Michael Scholz, Geschäftsführer und Inhaber des gleichnamigen Betriebs für Heizung-, Sanitär- und Klimatechnik aus Freiberg daran denkt, bekommt er Bauchweh. Gar nicht so sehr wegen seiner Mitarbeiter im Betrieb, von denen die meisten geimpft sind. Sondern wegen der vielen Unklarheiten der Regelungen. „Man schiebt alles auf die Unternehmer“, kritisiert Scholz.

Viele Fragen, etwa ob Lieferanten nach ihrem Status gefragt werden dürften oder ob unternehmensinterne Corona-Tests auch in Bussen gelten, habe das Innenministerium nicht beantwortet. Es fehle an klaren Vorgaben, die Politik agiere realitätsfern, kritisiert Scholz, der die Situation als „sehr angespannt“ empfindet.

Abfrage bei den Kunden

Seitdem zwei Mitarbeiter ohne es zu wissen fast die Wohnung eines an Corona erkrankten Kunden betreten hätten, telefoniert das Unternehmen alle Kundentermine kurzfristig ab und fragt nach einer möglichen Coronainfektion. Die Kunden müssten nicht antworten, sagt Scholz. Aber er und seine Mitarbeiter seien auf deren Ehrlichkeit angewiesen.

Im Betrieb wird nun zweimal pro Woche unter Aufsicht getestet. Mitarbeiter, die im Service tätig sind, sogar täglich. Die Zeit dafür bekommen sie auf ihr Zeitkonto gut geschrieben. Denn: „Mitarbeiter sind ein kostbares Gut“, sagt Scholz.

Homeoffice ist für die Mitarbeiter von Scholz kein großes Thema. Ähnlich sieht es bei der Bietigheimer Bäckerei Stöckle aus, bei der es nur wenige Büromitarbeiter gibt. „Die neuen Vorgaben werden wir natürlich einhalten“, sagt Inhaber Steffen Mahl. Mittlerweile seien die Unternehmen an den Mehraufwand gewöhnt, ist er überzeugt.

„Wir sind gerade noch in der Klärung“, sagt Sprecher Bernd Weisheit von der Volksbank Neckar-Enz. „Wir beschaffen so viele Tests, wie es geht“, berichtet Weisheit. So werde zum Beispiel darüber diskutiert, ob es ausreicht, wenn ein Mitarbeiter sich in Anwesenheit eines Kollegen testet. Solche Fragen seien noch nicht geklärt.

„Die Homeoffice-Pflicht hat uns nicht überrascht“, sagt Weisheit, „hier sind wir durch zwei Jahre Corona schon vorbereitet“. Viele Mitarbeiter könnten mobil von Zuhause arbeiten. Bei den anderen sei geplant, zum Beispiel die Abstände zu den Kunden zu vergrößern, Beratungsgespräche telefonisch zu führen oder abwechselnd ins Büro zu kommen.

„Der gesetzlichen Vorgabe zur Überwachung und Dokumentation der 3G-Regelung werden wir vollumfänglich nachkommen“, sagt Mark Bezner, Geschäftsführender Gesellschafter der Olymp Bezner KG. Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Präsenzarbeit im Betrieb leisten, bietet der Hemdenhersteller seit April zweimal wöchentlich kostenlos die Durchführung von Corona-Selbsttests für den Laiengebrauch in eigens dafür eingerichteten Teststationen an. Dort haben alle die Möglichkeit, ihren vollständigen Impfschutz oder Genesenen-Status anhand eines gültigen Nachweises hinterlegen zu lassen. Diese Infos werden sämtlichen Abteilungsleitern zur Verfügung gestellt. Alle, die ihren vollständigen Impfschutz oder Genesenen-Status nicht hinterlegen wollten, müssen ihren Status gegenüber ihrem Vorgesetzten täglich vor Aufsuchen des Arbeitsplatzes vorweisen.

Impfungen werden koordiniert

Bei Olymp hat der Betriebsarzt Erst- und Zweitimpfungen verabreicht. „Mit der Drittimpfung, die wir bereits koordiniert und firmenintern angekündigt haben, werden wir es genauso handhaben und diese – genauso wie die Erst- oder Zweitimpfung für Spätentschlossene – bereits ab Dezember anbieten“, sagt Bezner.

Auch bei Dürr Systems in Bietigheim-Bissigen läuft die Organisation für die neuen Zugangsreglungen. Zurzeit werden unter anderem die Booster-Impfungen vorbereitet, sagt Sprecher Andreas Schaller. Dem Unternehmen ist vor allem eine zeitnahe Kommunikation wichtig. Diese komme auch bei den Mitarbeitern gut an. „Wir sind da proaktiv unterwegs“, sagt Schaller.

Wenn jemand, der im Homeoffice arbeiten könnte, ins Unternehmen kommen wolle, müsse er „einen triftigen Grund“ dafür nennen, sagt Schaller im Hinblick auf die Homeoffice-Pflicht und deren Dokumentation. Davon seien bei Dürr die Bürojobs stärker betroffen als diejenigen in der Produktion. Der Nachweis sei aber wichtig, falls es einmal zu einer Prüfung im Betrieb kommt.

 
 
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