40 Jahre PKC in Freudental Was bürgerschaftliches Engagement bewirken kann

Von Birgit Riecker
Freudental: Rüdiger Rüster (rechts) zeigt dem Bönnigheimer Bürgermeister Albrecht Dautel, wo er früher im PKC gewohnt hat. Foto: /Martin kalb

Vor 40 Jahren wurde das Pädagogisch Kulturellen Centrum (PKC) in Freudental eingeweiht. Die BZ spricht mit Rüdiger Rüster, einem der Gründungsmitglieder.

Bastion gegen Hass und Gewalt“, „Habt Mut und schweigt nicht“, „Der Jugend soll es ein Wegweiser sein“. Mit diesen Schlagzeilen feierte die Lokalpresse im Januar vor 40 Jahren die Einweihung des Pädagogisch Kulturellen Centrums (PKC). Aus der ehemaligen Synagoge wurde eine Bildungs- und Begegnungsstätte mit Vorzeigecharakter, weil viele engagierte Menschen sich damals und heute dafür einsetzen. Einer, der von Anfang an dabei war, ist Rüdiger Rüster.

Gebäude stand vor dem Abbruch

Der ehemalige Redakteur erinnert sich noch gerne an die Saunaabende bei Familie Kling in Freudental. „Wir waren befreundete junge Leute, die sich dort Montagabends trafen und diskutierten“, sagt der inzwischen 76-jährige Rüster. Bald drehten sich ihre Überlegungen um die ehemalige Synagoge in der Strombergstraße, die im Eigentum eines Unternehmens war, das sie als Lagerstätte nutzte. Das älteste jüdische Gotteshaus in Württemberg und Hohenzollern stand Ende der 1970er-Jahre vor dem Abbruch. Bürger aus Freudental und der Umgebung wachten auf.

1978 initiierten die evangelische und katholische Kirche in Freudental zusammen mit der jüdischen Gemeinde Stuttgart an der 40. Wiederkehr der Reichspogromnacht einen Gedenkgottesdienst mit anschließendem Fackelzug. Auf allen Ebenen wurden Fäden gezogen, um das Gebäude zu erhalten. Doch der Gemeinderat Freudentals entschied sich am 11. Oktober 1979 einstimmig gegen die Restaurierung. Viele Einwohner und Einwohnerinnen Freudentals sahen dies auch so. Als der Eigentümer im Januar 1980 die Abbruchgenehmigung beantragte, nahm „der Widerstand“ Fahrt auf, ein Initiativkreis rund um die Pfarrer bildete sich.

Politiker und Historiker setzten sich für den Erhalt ein, ein Förder- und Trägerverein wurde gegründet. „Bei Pfarrer Horst Wandel, ging bereits am 11. Juni eine Spende über 1000 Mark vom Stuttgarter Architekten der Liederhalle, Rolf Gutbrod, ein“, erinnert sich Rüdiger Rüster im Gespräch mit der BZ. Der Gemeinderat nahm zwei Jahre später seine Entscheidung zurück. Der Gerlinger Verleger und Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Heinz M. Bleicher übernahm bei der Vereinsgründung den Vorsitz und sammelte unermüdlich weitere Spenden, damit die ehemalige Synagoge gekauft werden konnte. Schließlich konnte sie für 110.000 Mark erworben werden. Doch was sollte damit geschehen?

Der „Saunakreis“ und weitere engagierte Menschen entwickelten ein Konzept, gründeten im Oktober 1982 den zweiten Verein „Pädagogisch Kulturelles Centrum“ und packten tatkräftig mit an, um die rund 2,3 Millionen Mark teure Renovierung zu unterstützen.

Freiwillige haben sich engagiert

„Wir haben Tonnen von Schutt aus dem Gewölbekeller geholt und angefaulte Dachbalken entfernt“, so Rüster und weiter: „Und wir haben drei Benefizveranstaltungen organisiert, unter anderem mit den Ludwigsburger Blechbläsern, die jetzt am 4. Juli bei den ‚Open Doors’ wieder spielen.“ Als Architekt vor Ort fungierte Heiner Kling, seine Frau Else versorgte die ehrenamtlichen Helfer mit Essen und Getränken. „Mit Ludwig Bez und seiner Frau habe ich dann einige Jahre im Nachbargebäude der Synagoge gewohnt“, erzählt Rüster.

Der Religionslehrer und spätere Geschäftsleiter des PKC, Bez, hatte 1979 ein Jahr im Kibbuz Shamir gelebt und viele Kontakte geknüpft, auch zu Avraham Broshi, dem Landrat im Oberen Galiläa. Dieser kam dann zum Richtfest und zur Eröffnung nach Freudental. „Landrat Dr. Ulrich Hartmann und er haben sich gleich gut verstanden“, erinnert sich Rüster. Sie legten den Grundstein für die gut funktionierende Partnerschaft der beiden Regionen. Die Einweihung des PKC wurde mit viel Prominenz gefeiert, 1991 übernahm der Landkreis Ludwigsburg die Einrichtung.

 
 
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