Unter Kaiserwetter gibt Oberbürgermeister Jürgen Kessing am Dienstag um 14 Uhr den Startschuss. Bei herrlichem Sonnenschein und Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt stehen 3722 Läufer zum Beginn des 42. Bietigheimer Silvesterlaufs unter dem Viadukt, die Spitzengruppe ist gut gefüllt. Zwar fehlen mit Simon Boch und Hanna Klein die beiden Vorjahressieger, doch ist das Favoritenfeld gut bestückt. Mit Marathonläufer Hendrik Pfeiffer, dem Zweiten von 2023 Jona Bodirsky oder dem Lokalmatadoren Kurt Lauer sind einige bekannte Namen auch in diesem Jahr bei den Männern dabei.
42. Bietigheimer Silvesterlauf Ein Ehepaar pfeift an allen vorbei
Hendrik und Esther Pfeiffer lassen den anderen Teilnehmern bei der 42. Ausgabe des Events keine Chance. Mit großem Abstand kommen beide vor der Konkurrenz ins Ziel.
Nach der ersten Runde der insgesamt 10,5 Kilometer langen Strecke sind Bodirsky und Pfeiffer binnen weniger Sekunden beieinander, mit gutem Abstand folgt das Verfolgertrio aus Lauer, Paul Specht und Simon Stützel. Auf die Zielgerade biegt dann aber erst einmal wieder nur einer ein und hat großen Abstand. Hat der Sieger in diesem Jahr wieder abgekürzt wie schon Boch 2023? Nein, es ist einfach nur eine brutale Dominanz, die Hendrik Pfeiffer im zweiten Abschnitt auf den Asphalt brettert.
Lauer landet auf Rang fünf
Am Ende sind es 31 Minuten und eine Sekunde, die ihm zum Sieg reichen. „Das ist keine Strecke, wo es mir auf Zeit geht, das ist vollkommen egal. Es geht rauf und runter und das genießt man auch“, sagt der Sieger und ergänzt: „Es war schön, dass man mal wirklich ein Rennen Mann gegen Mann hat. Es waren ja zumindest auf der ersten Runde einige da, die mitgerannt sind.“ Mit 42 Sekunden Vorsprung auf Specht kommt er ins Ziel, Bodirksy fällt noch auf Rang drei zurück. Kurt Lauer erfüllt sich seinen Wunsch des fünften Platzes, nachdem er im Vorjahr Sechster geworden war.
Auch die Frauen haben Hochkaräter im Läuferfeld, Hendrik Pfeiffers Frau Esther, sowie die beiden Schöneborn-Zwillinge Rabea und Deborah. Kurzfristig absagen mussten hier allerdings mit Lisa Merkel und Mia Jurenka zwei heiße Kandidatinnen auf den Sieg.
75 Sekunden schneller als der Rest
Und ohne diese zwei Konkurrentinnen tut Esther Pfeiffer es ihrem Mann gleich – seit Januar 2024 sind die beiden Läufer verheiratet. Schon zur Halbzeit ist sie komfortabel in Front, mit noch größerem Vorsprung, insgesamt über 1:15 Minuten kommt sie über die Ziellinie und sahnt ihren ersten Sieg beim Silvesterlauf ab.
„Als ich mitbekommen habe, dass Lisa Merkel nicht da ist, habe ich schon damit gerechnet, dass ich einen großen Vorsprung haben werde“, erklärt Pfeiffer, die sich ganz bewusst ihren Vorsprung früh erlaufen hat: „Das war Taktik, ich wollte von Anfang an eine große Lücke reißen.“
Für Esther Pfeiffer ist die eisige Temperatur kein Problem. „Ich mag es eher ein bisschen kühler, weil da auch schnellere Zeiten möglich sind. Da sie Sonne rauskam, ging das dann auch wirklich, in kurzer Hose war es kein Problem.“ Für ihren Ehemann hingegen hätte es gerne ein paar Grad mehr haben können: „Es war schon sehr kalt, ich habe schon etwas gefroren.“
Pfeiffers fliegen nach Houston
Für das Paar ist der Silvesterlauf nur eine Vorbereitung für die bevorstehenden Aufgaben: Beide starten am 19. Januar in Houston/ Texas, beim dortigen Lauf. Hendrik will beim Marathon angreifen, Esther beim Halbmarathon. „Das ist das, worauf wir gerade hintrainieren“, macht Hendrik klar, der sich in den vergangenen Wochen von der Außenwelt größtenteils zurückgezogen hat, um nicht zu erkranken.
Hinter Esther Pfeiffer bei den Frauen landet derweil Deborah Schöneborn. Bei der Geburt trennten sie und Schwester Rabea nur fünf Minuten, im Ellental ist sie drei Minuten schneller. Damit landet Rabea auf Rang sieben, zufrieden sind beide aber trotzdem. „Wir kommen beide aus einem Jahr mit vielen Verletzungen. Wir sind wenig gelaufen und sind daher glücklich, jetzt im Wettkampfgeschehen zurück zu sein“, sagt Deborah Schöneborn.
Doch nicht nur die Top-Läufer mit Ambitionen auf den Sieg sind mit am Start. Mit Udo und Max Paschke, die für das LAZ Ludwigsburg mitlaufen, sind die obligatorischen Zebra- und Giraffenkostüme dabei. Wie in jedem Jahr laufen die beiden Schwieberdinger in ihren Kostümen mit; in diesem Jahr reicht es für die Plätze 47 und 48. Damit sind sie die Ersten im Ziel mit irrer Verkleidung.
Auch sonst sind die Teilnehmer kreativ. Drei Südkola-Flaschen, die als Staffel mitlaufen, Ketchup und Senf oder auch menschengroße Enten bringen die etwa 12.000 Zuschauer entlang der Strecke zum Feiern. Auch der „Ewige Peter“, Peter Bäuchle, geht natürlich in der 42. Ausgabe an den Start – wie in allen 41 zuvor auch. Für den Esslinger kommt es schon lange nicht mehr auf Rekordzeiten an, der 71-jährige Steuerberater wird für seine Daueranmeldung nach dem Lauf auch geehrt.
Erstmalige Dopingkontrolle
Pressesprecher Dieter Matzat ist nach dem Lauf mehr als nur zufrieden: „Ich bin überwältigt. Wir haben 800 Teilnehmer mehr als im letzten Jahr. Jeder Läufer bringt auch noch einmal mehr Zuschauer mit.“ Erstmals in diesem Jahr dabei ist auch eine Dopingkontrolle, durchgeführt von der Nationalen Anti Doping Agentur (Nada), die zufällige Läufer aussucht, dabei aber ohne positiven Fund bleibt.