50 Jahre Kirbachschule in Sachsenheim-Hohenhaslach Individuelle Förderung statt harte Hand

Von Michaela Glemser und Mathias Schmid
Zwischen ihrem Besuch der ersten Klassen an der Kirbachschule in Hohenhaslach liegen exakt 50 Jahre: Carmen Pfleger und Jan Peichel.⇥ Foto: Helmut Pangerl

1971 war das neue Schulgebäude eingeweiht worden. Eine Erstklässlerin von damals und einer von heute erzählen.

Jan Peichel freut sich, wenn er in dieser Woche wieder in die Kirbachschule gehen darf. In seinem ersten Schuljahr musste der Siebenjährige aus Pandemiegründen allzu oft zu Hause anstatt im Klassenzimmer lernen. „Ich gehe sehr gerne in die Kirbachschule. Mein Lieblingsplatz ist das große Klettergerüst auf dem Pausenhof“, erzählt der Erstklässler, der vor allem das Sportgelände mit kurzen Wegen gleich nebenan zu schätzen weiß.

Auch Carmen Pfleger hat sich in der Kirbachschule wohlgefühlt. Sie wurde 1971 eingeschult. Kurz davor, am 23. und 24. Juli, war das neue Schulgebäude eingeweiht worden. „Dies war für uns natürlich eine ganz besondere Sache in eine nagelneue Schule gehen zu dürfen“, erinnert sich Pfleger, „alles war so schön hell. Zum Sportunterricht sind wir oft an den alten Sportplatz am Wald zwischen Hohenhaslach und Horrheim gelaufen.“

Erst mit dem Schulneubau wurden auch die Grundschüler aus Spielberg, Ochsenbach und Häfnerhaslach in Hohenhaslach unterrichtet. „Das erste Mal allein mit dem Bus zur Schule zu fahren war schon aufregend für uns. Ich hatte oft Angst, dass ich etwas im Bus liegen lasse oder vergesse auszusteigen“, schildert Pfleger. Auch die Hauptschüler, die bis zum Schuljahr 1971/72 im ganzen Kirbachtal verteilt in unterschiedlichen Räumlichkeiten gemeinsam gelernt hatten, gingen jetzt in die neue Kirbachschule.

Platz wird schnell wieder knapp

Damit hatte die jahrzehntelange Schulraumnot im Kirbachtal ein Ende. Die Eltern der Grundschulkinder hatten sich zuvor bei einer Versammlung im Häfnerhaslacher Feuerwehrhaus für einen zeitgemäßen Unterricht in Jahrgangsklassen starkgemacht. Der erste Rektor der Kirbachschule, Hans Eitel, versprach daraufhin, die Kirbachschule auch den Grundschülern zu öffnen. Ursprünglich war sie nur als Hauptschule gedacht gewesen.

Bereits ein Jahr nach der Einweihung wurde der Platz schon wieder knapp: Die Grundschule musste dreizügig geführt werden. „Die dritten und vierten Klassen gingen auch damals in die Bergschule, wie heute noch. Dies war und ist ein Handicap, denn es hat den Unterrichtsfluss etwas blockiert. Zudem hatten wir damals auch noch Kinder aus dem Kinderheim im ‚Kelterle‘ in unserer Klasse, die meist nur für einen bestimmten Zeitraum bei uns waren“, erwähnt Pfleger, die 1999 an die Schule zurückkehrte und heute im Sekretariat arbeitet.

Auch das einzelne Kind und dessen Förderung habe damals noch nicht im Mittelpunkt gestanden. „Das, was die Kirbachschule heute so auszeichnet, dass jedes Kind mit seinen Stärken und Schwächen beachtet und entsprechend gefördert wird, war damals nicht der Fall“, sagt sie, „da gab es sogar teilweise noch drastische Strafen von den Lehrern.“ Das kennt der aktuelle Erstklässler Jan Peichel maximal noch aus Erzählungen: „Alle Lehrer sind sehr nett. Ich gehe wirklich gerne in die Kirbachschule und hoffe, dass ich in diesem Jahr auch noch ein Schulfest und Projektwochen miterleben kann.“

Daran hat der aktuelle Rektor Rainer Graef so seine Zweifel. Er setzt zwar darauf, dass ein Festakt zum 50-jährigen Bestehen der Kirbachschule eventuell gegen Schuljahresende stattfinden kann, aber die Projektwoche unter dem Motto „Kirbachschule früher und heute“ wird wohl auf den Herbst oder sogar ins Frühjahr 2022 verschoben. Auch ein Open-Air-Konzert und eine umfangreiche Chronik mit vielen Bildern aus der Historie sind geplant.

Bisher vier Schulleiter

Neben Graef und dem Schulleiter der ersten Stunde, Hans Eitel, leiteten Wilhelm Westhoff und Eginhard Fernow die Kirbachschule. Vor allem unter Fernow und Graef wurden die Schulpartnerschaften mit unterschiedlichen Unternehmen entwickelt, und konnten Projekte wie der „Schulweinberg“ oder die Kooperation mit „Einfach Singen“ landesweite Auszeichnungen wie den Würth Bildungspreis 2006 erringen.

Jetzt steht die große Sanierung bevor

50 Jahre nach der Einweihung der Kirbachschule steht jetzt die große Sanierung an: Mit einer noch kleinen Planungsrate von 100 000 Euro soll es 2021 laut Haushaltsplan losgehe. Bis 2025 hat Sachsenheim rund zehn Millionen Euro veranschlagt. Diese Summe  würde nur für die Sanierung des Bestandsgebäudes und die Integration der Bergschul-Klassen ausreichen.

Schulleiter Rainer Graef will aber die Entwicklung zur Ganztagsgrundschule als offenes Angebot vorantreiben. Eventuell werden die Sanierung und die Weiterentwicklung auch in zwei getrennten Bauabschnitten erledigt. Die finale Entscheidung, wann genau was gemacht wird, steht noch aus.

 
 
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