Abschied an der Spitze der Evangelischen Jugendhilfe Hochdorf Ziel war immer die Stärkung der ambulanten Hilfe

Von Uwe Mollenkopf
2005 wurde Claudia Obele Vorstandsvorsitzende für den Verein „Hochdorf – Evangelische Jugendhilfe Ludwigsburg“. Foto: Helmut Pangerl

Claudia Obele, die Leiterin der Evangelischen Jugendhilfe Hochdorf mit vielen Angeboten in Bietigheim-Bissingen, hört nach fast 30 Jahren auf.

Nur noch wenige Tage, dann endet am 30. September das lange Berufsleben von Claudia Obele (65) bei der Evangelischen Jugendhilfe Hochdorf. 29 Jahre lang war sie dort in leitender Funktion tätig, davon 16 Jahre als Vorstandsvorsitzende. Eine offizielle Abschiedsfeier gab es bereits. „Das gibt noch einen schweren Abschied“, sagt die in Bietigheim-Bissingen wohnhafte Leiterin der sozialen Einrichtung. Auch wenn sie sich auf die nun vor ihr liegende, unverplante Zeit freue, hänge doch sehr viel Herzblut an ihrer Arbeit. Unter der Leitung von Claudia Obele ist die Jugendhilfe zu einem modernen diakonischen Unternehmen mit aktuell 100 Mitarbeitern an über 20 Standorten im Kreis Ludwigsburg geworden. Darunter bildet Bietigheim-Bissingen den größten Bereich.

Von 25 auf 100 Mitarbeiter

Obele, die vorher in einer Wohngruppe in Stuttgart arbeitete, begann ihre Tätigkeit in Hochdorf 1992 als stellvertretende Leiterin des Kinderheims. Sie war für drei Wohngruppen und eine Tagesgruppe zuständig, die im selben Jahr in Bietigheim-Bissingen eröffnet wurde. Die Zahl der Mitarbeiter betrug damals 25.

2001 übernahm Claudia Obele den Vorstand für den pädagogischen Bereich, 2005 wurde sie dann Vorstandsvorsitzende für „Hochdorf – Evangelische Jugendhilfe Ludwigsburg“, wie der Verein seit Ende 1994 heißt.

Inzwischen unterhält die Jugendhilfe kreisweit 25 Dienststellen. Bietigheim-Bissingen spielt dabei eine wichtige Rolle. Hier gibt es eine Wohngruppe in Bissingen, die „Flexiblen Hilfen“ am Kronenplatz, eine Tagesgruppe in der Moltkestraße, ebenso die Ambulante Betreuung und Appartements in der Bissinger Jahnstraße, in denen Jugendliche unter pädagogischer Betreuung lernen sollen, selbständig zu werden. Auch Sachsenheim ist mit der Sozialen Gruppenarbeit und der Schulsozialarbeit an vier Schulen seit vielen Jahren ein fester Bestandteil der Evangelischen Jugendhilfe Hochdorf.

Ihre Ziel sei es immer gewesen, mehr präventiv tätig zu werden, sagt Claudia Obele, um wenn möglich einen Heimaufenthalt zu verhindern, wenn es in Familien Probleme gibt. Deshalb seien die vielen dezentralen Angebote und ambulanten Hilfen entstanden. Erst wenn es nicht mehr anders gehe, sollten Kinder stationär betreut werden, was über das Jugendamt läuft.

Ihre Arbeit als Vorsitzende bestand vor allem im Personalmangement und in den Verhandlungen mit dem Landkreis zur Finanzierung von Konzepten. Dabei sei sie auch sehr hartnäckig gewesen, sagt Claudia Obele von sich, wenn es darum gegangen sei, die Verantwortlichen von neuen Angeboten zu überzeugen. „Mir ging es dabei immer um das Wohl der Kinder“, so die Chefin der Jugendhilfe, welche auch immer wieder durch die BZ-Aktion Menschen in Not unterstützt wurde.

Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Schulschließungen hätten zu noch schwierigeren Verhältnissen in den Familien geführt, so Obleles Erfahrungen. Manche Familien seien zusammengebrochen. Dabei sei dies aufgrund der Isolation manchmal gar nicht sofort bemerkt worden. Insgesamt sei das Leben für Familien anstrengender geworden, Eltern seien schneller überfordert, beschreibt sie die Entwicklung der letzten Jahrzehnte. Im Rahmen der flexiblen Hilfen gehe es darum, Eltern zu zeigen, wie sie ihr Leben in den Griff bekommen.

Nachfolgerin vorgeschlagen

Am wichtigsten sei es ihr gewesen, passgenaue Hilfen zu schaffen und – intern – Kinder vor Missbrauch und Gewalt zu schützen, meint die Vorsitzende. Letzteres sei immer wieder Thema in den Teams gewesen, das „Hochdorfer Schutzkonzept“ habe einen bundesweiten Bekanntheitsgrad erlangt.

Claudia Obele hat auch Kontakt mit ehemaligen Heimkindern aufgenommen und Ehemaligentreffen initiiert. Die Heimgeschichte hat sie von einem Historiker beleuchten lassen. „Die eigene Vergangenheit aufzuarbeiten war mir wichtig“, sagt sie.

Als Nachfolgerin Obeles steht Eva Teufel gewissermaßen schon in den Startlöchern. Sie wurde von den Verantwortlichen für diese Position vorgeschlagen. Teufel ist seit 2013 in der Leitung der Einrichtung tätig und seit zwei Jahren Vorstandsreferentin (mit einer halben Stelle). Die Entscheidung treffen die Mitglieder am 7. Oktober.

 
 
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