Wehmut beschleiche ihn, wenn er an den nahenden Abschied aus dem Kirchenbezirk Besigheim denke, sagt der Dekan Eberhard Feucht. Am 31. März endet seine zehnjährige Amtszeit und der 66-Jährige geht in den Ruhestand.
Abschied vom Besigheimer Dekan „Ich wollte ein Ermöglicher sein“
Nach herausfordernden Jahren mit Reformen, Veränderungen und Gemeindezusammenschlüssen verabschiedet sich Dekan Eberhard Feucht in den Ruhestand.
Herr Feucht, mit welchem Gefühl verlassen Sie Besigheim?
Eberhard Feucht: Mich beschleicht schon Wehmut, denn ich durfte in einem der schönsten Dekanate der Landeskirche arbeiten und es mitgestalten. Ich bin sehr dankbar für alle Begegnungen und die gute Zusammenarbeit mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden. Ich weiß, dass das Dekanat gut aufgestellt und für die Zukunft gerüstet ist. Wir haben die intensiven Reformprozesse konstruktiv und transparent umgesetzt. Unter anderem sieht der Pfarrplan 2030 vor, dass wir im Kirchenbezirk statt bisher 21 Pfarrerinnen und Pfarrer dann 16 Pfarrpersonen haben. Durch intensive gemeinsame Beratungen in den Gremien und den Gemeinden wurden zukunftsfähige Lösungen gefunden.
Ich denke, ich kann guten Mutes gehen, weil der Übergang geregelt ist. Seit 1. Januar wird die neue geschäftsführende Dekanatssekretärin Anja Plan eingearbeitet.
Sie waren Dekan in den zehn Jahren, die durch die Umsetzung zweier Pfarrpläne, der Verwaltungsstrukturreform und der Übergabe der kirchlichen Kindergärten jede Menge Veränderung beinhaltete. Hätten Sie sich zu Anfang Ihrer Amtszeit vorgestellt, dass Sie so viel verändern müssen?
Es war mir zu Beginn meiner Amtszeit klar, dass die Transformation des kirchlichen Lebens ein Schwerpunkt meiner Arbeit in Besigheim sein würde. Aber das war auch eine spannende Aufgabe, trotz der nicht immer leichten Anforderungen. Ich bin optimistisch und sehe, dass in jeder Veränderung auch eine Chance steckt, kirchliches Leben neu und kreativ zu gestalten. Mir war es wichtig, alle Beteiligten ins Boot zu holen und die bestmögliche Lösung im Rahmen der Vorgaben der Landeskirche zu finden. Das konnte ich aber nicht alleine, sehr dankbar bin ich über viele Weggefährten, die hierbei sich mit ihren Kompetenzen eingebracht haben.
Was war Ihnen in diesem Prozess wichtig?
Es ging darum, wie die Kernaufgaben kirchlichen Dienstes wie Seelsorge, gottesdienstliches Leben, Bildung und Diakonie in guter Weise getan werden können. Die Pfarrplanprozesse haben aber auch das Bezirksbewusstsein gestärkt und die Zusammenarbeit der Gemeinden intensiviert. Fusionen haben darüber hinaus zukunftsfähige Strukturen geschaffen. Einige Änderungen, wie die Verwaltungsstrukturreform oder die Abgabe der Kindergärten an den Bezirk entlasten die Mitarbeitenden in den Gemeinden erheblich. Es gibt vor Ort viele Menschen, die höchst kreativ das kirchliche Leben gestalten. Ich sehe mich da als Ermöglicher von kreativen Lösungen. Bei all den Prozessen lag mir immer daran, uns vom Auftrag leiten zu lassen, die Botschaft von Gottes Güte und Gerechtigkeit zu vermitteln. Werte wie Nächstenliebe, Frieden oder soziale Gerechtigkeit müssen im Mittelpunkt stehen. Im Kirchenbezirk Besigheim war diesbezüglich viel möglich, zum Beispiel in Zusammenarbeit mit dem Kreisdiakonieverband, was die Flüchtlingsbetreuung angeht. Oder während der Coronapandemie, in der die Gemeinden zusammengewachsen sind und man Neues ausprobierte, um Gottes Botschaft weiterzugeben.
Im Kirchenbezirk sind eine Vielzahl neuer Gottesdienstformate entstanden. Digitale Formate wurden etabliert und erleichtern auch jetzt noch Besprechungen.
Sollen diese den Pfarrer ersetzen?
Nein, auf keinen Fall. Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende sowie die unterschiedlichen Berufsgruppen ergänzen sich in ihrem Dienst. Pfarrerinnen und Pfarrer tragen eine besondere geistliche Verantwortung. Ein großer Teil der Arbeit von Pfarrerinnen und Pfarrern besteht in der Betreuung und Leitung der Gemeinde. Für mich ist das Thema Zusammenarbeit und Vernetzung immer wichtiger geworden. Ich bin auch nicht der Meinung, dass wir weniger Gottesdienstbesucher haben, denn unter anderem sind Sondergottesdienste meist sehr gut besucht, mit hoher Beteiligung.
Sie sind Pfarrer aus Überzeugung, hat diese Überzeugung zum Ende Ihrer beruflichen Laufbahn abgenommen?
Keineswegs – als ich vor zehn Jahren hier begann, war mein Leitwort: Ein guter Anfang braucht Begeisterung, ein gutes Ende Disziplin. Bei mir ist die Überzeugung und die Leidenschaft noch immer spürbar. Die Botschaft von Gottes neuer Welt, von Nächstenliebe und Frieden trägt und leitet mich und hat mir immer wieder Kraft für diesen Dienst gegeben. In vielen Reformprozessen habe ich aber deutlich gespürt, dass es Disziplin und einen langen Atem braucht.
Haben Sie Pläne für den Ruhestand?
Meine Frau und ich werden nach Kirchheim/Teck umziehen, das ist der einzige Plan. Und dann werde ich ein Sabbatjahr einlegen, was ich als Pfarrer nie gemacht habe. Ich möchte Zeit für die Dinge haben, die ich aufgrund der hohen beruflichen Belastung zurückstellen musste. Dazu gehört auch, dass ich Zeit für Familie, Freunde, das kulturelle Leben, Lesen und unter anderem auch für Wanderungen auf der Schwäbischen Alb habe.