Adipositas und Corona Warnung vor schwerwiegenden Folgen

Von Gabriele Szczegulski
Professor Dr. Dieter Birk vom Krankenhaus Bietigheim, Leiter des Adipositaszentrums, warnt vor den Folgen von Adipositas und deren Auswirkung bei einer Corona-Infektion.⇥ Foto: Helmut Pangerl

Prof. Dr. Dieter Birk von den RKH Kliniken warnt vor der Wechselwirkung von Corona und Adipositas.

Zwei Pandemien gibt es derzeit, die nun aufeinanderprallen“, sagt Professor Dr. Dieter Birk, Leiter des Adipositaszentrum der RKH Kliniken in Bietigheim-Bissingen. Die eine verstärke die andere immens, so Birk. Studien, so der Professor, haben zeigen, dass eine Corona-Infektion für übergewichtige Menschen, die Vorerkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes haben, lebensgefährlich sei. „Adipositas ist ein gravierender Risikofaktor, schwer an Corona zu erkranken“, so Birk.

Risikofaktor für Corona

Gründe seien die durch die Folgeerscheinungen der Fettleibigkeit entstehende Immunschwäche und die damit einhergehenden Auswirkungen auf die Lungen- und Herzleistung und den Fettstoffwechsel. Zudem haben adipöse Menschen eine erhöhte Thromboseneigung. „In der ersten Welle der Pandemie starben überwiegend viele Menschen an einer Thrombose in der Lunge“, das habe eine Untersuchung gezeigt, so Birk. Covid-19 erklärt er, koppelt sich vermehrt an Rezeptoren des Fettgewebes an, das fördere die Infizierung von adipösen Menschen.

Aber auch der Corona-Lockdown seit über einem Jahr verstärke laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts enorm die Gewichtszunahme vieler Menschen, vor allem auch von Kindern, so Birk. 24 Prozent der Deutschen hätten laut Studie bis zu drei Kilo zugenommen. Gründe seien der Bewegungsmangel und falsche Ernährung. Die Studie habe auch ergeben, dass sich viele von Fertigessen ernährten. „Sportvereine sind geschlossen, der Sportunterricht findet nicht statt, Fitness-Studios sind zu, viele sitzen mehr Zeit als früher vor dem PC, gemeinsames Spiel im Freien war kaum möglich, ja untersagt“, sagt Birk. Leider, so der Professor, zeige die Studie auch, dass vor allem in bildungsfernen Familien das Körpergewicht extrem zunehmen, vor allem bei Kindern.

Dieter Birk verweist auf eine Grafik, die zeigt, wie viel gesunde Lebenszeit bei stark übergewichtigen  Menschen verloren geht. Je nach Body-Mass-Index können dies zwischen zwölf und 25 Jahren sein, die übergewichtige Menschen nicht nur früher sterben. „Verlorene Lebenszeit heißt ja auch die Zeit, in der der adipöse Mensch leidet, mit Krankheiten kämpft, keine Lebensqualität mehr hat“, so Birk: „Adipositas wird verstärkt durch die Pandemie und wird Corona mit den negativen Folgen noch überholen.“ Schon zwei bis drei Kilo mehr Gewicht seien langfristig problematisch.

Aufklärung ist für ihn ein Mittel, zu verhindern, dass die Gesellschaft noch übergewichtiger wird als bisher. Schon jetzt seien 50 Prozent der Deutschen übergewichtig. „Es müssen auch während des Lockdowns Angebote für Erwachsene und Kinder gemacht werden, warum kann Sport nicht in kleinen Gruppen betrieben werden?“, fragt er.  Die Lockdown- und Verordnungspolitik, so Birk, „ist kurzfristig gedacht“. Sport im Freien, auch zu mehreren, müsse erlaubt werden.

Er empfiehlt, dass betroffene Menschen Selbsthilfegruppen, die es auch virtuell gebe, besuchten. Auch im Bietigheimer Adipisitaszentrum gebe es ambulante und stationäre Angebote bis hin zu Operationen, wie Magenverkleinerungen. Informationsveranstaltungen der RKH Kliniken zum Thema gebe es online. „Corona ist nicht alles, wir müssen aufpassen, dass sich hier nicht die gefährlichere Volkskrankheit Adipositas exponentiell entwickelt“, sagt Dieter Birk.

 
 
- Anzeige -