Adler Bönnigheim Im Adler bleibt die Küche kalt – meistens

Von John Patrick Mikisch
Im Adler bleibt die Küche künftig meistens kalt. Foto: /Martin Kalb

Die Adler-Wirtin Gabriele Scherzer will künftig nur noch für Events öffnen.

Das Hotel Adler am Schloss in Bönnigheim hat seinen regulären Restaurantbetrieb eingestellt. „Für Events, Geburtstage, Hochzeiten und Ähnliches sind wir aber weiterhin auf Anfrage geöffnet“, betont Wirtin Gabriele Scherzer. Und natürlich laufe der Hotelbetrieb ganz normal weiter.

Start in der Corona-Pandemie

Gabriele Scherzer hatte den Betrieb vor drei Jahren von ihrem Vorgänger Andreas Müller übernommen. Zuvor hatte sie fünf Jahre lang die Trattoria Cantina Saltimbocca in Besigheim geführt. Den Namen und das Konzept hatte sie bei der Übernahme mit nach Bönnigheim genommen. Im vorigen Jahr dann die Umstellung: Aus dem Saltimbocca im Adler wurde der Meatpoint, ein Steakhouse und Burger-Restaurant. Das liegt derzeit zwar im Trend, trotzdem reichte es nicht, um den Betrieb in bisheriger Form zu halten.

Die Gründe dafür seien vielfältig, sagt Gabriele Scherzer. Es beginnt beim Zeitpunkt der Übernahme: „Wir sind mit dem Betrieb mitten in der Corona-Pandemie von Besigheim nach Bönnigheim gezogen“, erzählt die 48-Jährige. Und damit in die Phase mit den sich wiederholenden Lockdowns und Beschränkungen für Gastronomie und Hotellerie.

Hinzu kämen die Kostensteigerungen im Zuge des russischen Überfalls auf die Ukraine, besonders die stark gestiegenen Energiekosten und Lebensmittelpreise. Allein fürs vorige Jahr habe sie eine hohe vierstellige Nachzahlung für Energie, sagt Gabriele Scherzer.

Schwer zu erwirtschaften, zumal gleichzeitig auch die Lebensmittel deutlich teurer geworden sind. „Wenn ich die Kosten eins zu eins an den Gast weiterreiche, werden die Gerichte irgendwann so teuer, dass keiner mehr kommt“, sagt Gabriele Scherzer. „Und ich will auch keine Billigprodukte teuer verkaufen“, betont sie.

Durch die Inflation seien die Gäste generell zurückhaltender geworden. „Sie kommen unregelmäßiger, essen und trinken weniger“, hat sie festgestellt. Statt ins Restaurant zu gehen, werde wieder mehr zuhause gekocht. Die Discounter lieferten das entsprechende Angebot dazu: Statt der handgemachten Maultasche im Restaurant tue es dann auch das Fertigprodukt aus dem Supermarkt.

Fehlende Wertschätzung

Die neue Sparsamkeit sei aus ihrer Sicht aber auch mit einer fehlenden Wertschätzung für die Gastronomie verbunden. Die Erwartungen an einen Restaurantbesuch seien hoch, sowohl was die Öffnungszeiten, die Menüauswahl, die Preise und den Service betreffe. Dass viele Gastronomen derzeit ihre Angebote reduzieren müssten oder der Service aufgrund von Personalmangel langsamer als gewohnt sei, stoße oft auf Unverständnis. „Es gibt keine Dankbarkeit für den Job.“  John Patrick Mikisch

 
 
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