Adnan Maral zu Besuch bei der Aurainrealschule „Seid immer offen für Neues“

Von Rena Weiss
Adnan Maral wurde bekannt durch die TV-Sendung „Türkisch für Anfänger“. Er hat aber auch drei Bücher geschrieben, aus denen er er der 10e der Realschule im Aurain vorlesen wollte. Stattdessen unterhielt er sich jedoch lieber mit den interessierten Schülern.⇥ Foto: Martin Kalb

Im Rahmen des Literaturprojekts „Deutsch geht gut“ besuchte der Schauspieler und Autor Adnan Maral die 10e der Aurainrealschule. Geplant war eine Lesung, doch dazu kam Maral gar nicht.

Es ist nicht das erste Mal, dass Adnan Maral vor Schülern spricht und das merkt man dem Schauspieler an, als er vor die Klasse 10e der Realschule Aurain tritt. Im Rahmen des Literaturprojekts „Deutsch geht gut!“ kam der Schauspieler, Autor und Filmproduzent an die Schule, um aus seinen Büchern vorzulesen und wie er selbst sagt, „vielleicht einen Schlüsselmoment für die Schüler zu schaffen.“

Ob ihm Letzteres gelungen ist, könnten nur die Zeit und die Schüler sagen, sagt Maral. Das Vorlesen, hat bei der Klasse 10e gar nicht geklappt. „Das ist aber nicht so wichtig, denn ihr seid wichtig“, sagt der Schauspieler, der unter anderem mit der TV-Sendung „Türkisch für Anfänger“ bekannt wurde. Diese Aussage scheint ernst gemeint zu sein, immer wieder stellt er den Schülern Fragen, spricht einige direkt an und möchte von ihnen erfahren, was ihre Hobbys sind und auch ihre Berufsvorstellungen. „Ich finde den Kontakt zur jüngeren Generation wichtig“, erklärt der 51-Jährige warum es nicht sein erster Schulbesuch ist. „Es geht dabei um Selbstbewusstsein, das man den Kindern vermittelt.“

Selbstbewusstsein braucht auch Giuseppe, als Adnan Maral erfährt, dass der 16-Jährige gerne rappt. „Komm zeig mal was, yalla“, bittet Maral ihn nach vorne. Yalla Productions heißt Marals Filmproduktionsfirma und das aus gutem Grund: Yalla ist türkisch und bedeutet so viel wie „auf gehts“. Giuseppe ist zunächst zurückhaltend, traut sich nicht, vor seiner gesamten Klasse zu rappen, doch Maral ermuntert ihn immer wieder, bis Giuseppe einen seiner Rap-Songs mit dem Handy abspielt. „Ausnahmsweise darf er das Handy benutzen“, sagt Konrektor Harald Schmitt. Giuseppe hat Talent, erhält mehrmals Applaus von Maral, seinen Klassenkameraden, Konrektor Schmitt und auch von seiner Klassenlehrerin Simone Kopp. „Ich wollte erst nichts zeigen“, sagt Giuseppe, er glaubt nicht, dass er mit 16 Jahren bereits ernst genommen wird. Doch der Applaus und die Komplimente haben ihre Wirkung bei dem Realschüler und auch bei zwei seiner Mitschülerinnen. Sie zeigen ein Video von sich, wie sie bei der Klassenfahrt Karaoke singen.

Offen gegenüber Neuem

„Nehmt euch den Raum, die Dinge zu machen, auf die ihr Bock habt“, sagt der Deutschtürke zu den Schülern. Mit 14 Jahren hat er mit der Schauspielerei angefangen, auch weil seine Eltern und Geschwister ihn immer ermutigt haben. „Meine Mutter sagte mir immer, ich soll offen für Neues sein“, das möchte er auch der jüngeren Generation vermitteln.

Adnan Maral wurde 1968 in Çıldır in der Türkei geboren. „Mein Vater gehört zu den ersten Gastarbeitern.“ 1964 kam sein Vater nach Deutschland und seine Familie kam kurze Zeit später nach. Maral wuchs in Frankfurt am Main auf. „Ich lebe seit 40 Jahren in Deutschland, habe aber keinen deutschen Pass.“ Anders sei dies bei seinen drei Kindern. Sein Sohn, erzählt der 51-Jährige, ist 15 Jahre alt, also etwa im Alter der Zehntklässler, die zwischen 15 und 18 Jahre alt sind. Als Maral selbst in diesem Alter war, hatte er es nicht einfach. In der siebten Klasse kam er in eine neue Realschule. „Das war eine schwierige Zeit: Pubertät, neue Schule, neues Umfeld – ich habe auch geschwänzt“, sagt er offen. Wenig verwunderlich, dass dann der blaue Brief nach Hause kam und Maral musste mit seinem Vater und seinem großen Bruder – als Übersetzer für den Vater – an die Schule kommen.

Um den Ärger abzuwenden schlug der damals 20-jährige große Bruder vor, Maral solle bei seiner Theater-AG mitmachen. Von da an gab es fast nur noch die Schauspielerei für ihn. „Die haben mich genommen, wie ich bin“, sagt er über seine Erfahrungen dort. Er wisse, wie wichtig Mentoren im Leben junger Menschen sein können und hofft, dass auch er einen solchen Einfluss auf die vielen Schüler hat, die er in Bietigheim-Bissingen trifft. Sein breites Lächeln, seine lockere Art und sein großes Interesse an den Schülern helfen dabei.

 
 
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