Ärger um Wohnbauverdichtung in Ingersheim Entscheid über Neubau vertagt

Von Jörg Palitzsch
Die Gebäude in der Krebsgasse 28 und 32 sollen abgerissen werden und Platz für zwei Mehrfamilienhäuser machen. Eine endgültige Entscheidung fällt der Gemeinderat am Dienstag. ⇥ Foto: Jörg Palitzsch

Der Bau von zwei Mehrfamilienhäusern mit Tiefgarage in der Krebsgasse muss erneut geprüft werden.

Über den Neubau von zwei Mehrfamilienhäuser in der Ingersheimer Krebsgasse wird erst bei der Sitzung des Gemeinderates am kommenden Dienstag entschieden. Im Verwaltungsausschuss wurde die Entscheidung vertagt. Dort präsentierte Gemeinderätin Karin Zimmer (WIR) überraschend einen alten Baulinienplan, dessen Grenzen überschritten seien, außerdem rage ein Grundstück in Form eines schmalen Dreiecks in die überplante Fläche, und dieses gehöre der Gemeinde. Ob dies Auswirkungen auf das Verfahren hat, wird nun geklärt.

Auch Hilde Grabenstein (SPD) verweigerte ihre Zustimmung, die Verkehrssituation werde mit dem geplanten Neubau nicht gelöst. Denn die Krebsgasse ist so eng, dass Begegnungsverkehr nicht möglich ist, auch Parken ist ein großes Problem. Aus diesem Grund stießen die Planungen für die Krebsgasse 28 und 32 bei Anwohnern schon vorab auf Kritik.

Ziel ist es, die bestehenden Gebäude abzubrechen und auf den Grundstücken dann im einem Neubau vier Zweizimmerwohnungen, drei Dreizimmerwohnungen und eine Vierzimmerwohnung, im einem Neubau daneben vier Zweizimmerwohnungen und vier Dreizimmerwohnungen unterzubringen. Also insgesamt 16 Wohneinheiten plus eine Tiefgarage mit Ampelschaltung.

Kein Bebauungsplan

Bürgermeisterin Simone Lehnert hatte zuvor deutlich gemacht, dass kein rechtskräftiger Bebauungsplan vorliege und das Vorhaben deshalb nach Paragraf 34 Baugesetzbuch zu bewerten sei. Dies heißt, eine Bebauung ist zulässig, wenn sie sich nach Art und Maß der Bebauung, der Bauweise und der überbauten Grundstücksfläche in die umliegende Bebauung einfügt. Man habe angesichts eines fehlenden Bebauungsplanes als Gemeinde keinen großen Spielraum, jedoch beim Thema Stellplätze und auch in Bezug auf die Gestaltung und die Massivität der beiden Gebäude durchaus Einfluss genommen, so Lehnert.

Dies wurde auch bei den Planungen berücksichtigt, wie Architektin Maike Differt vom Stuttgarter Büro ARP und Dipl. Ing. Thomas Jetter, Projektentwickler beim Wohnungsbauunternehmen Layher, erklärten. So könnte man das Gebiet zu 40 Prozent überbauen, diese Grenze werde aber nicht ausgeschöpft. Bei den 16 Wohneinheiten wären nach der geltenden Landesbauordnung 16 Stellplätze nötig, vorgesehen sind in der Tiefgarage jedoch 27 und oberirdisch nochmals zwei Stellplätze. Dies entspricht einem Stellplatzschlüssel von 1,8. Hinzu kommen 32 Abstellplätze für Fahrräder und Lademöglichkeiten für E-Autos.

Im Ausschuss wurde immer wieder auf die engen Verkehrsverhältnisse in der Krebsgasse hingewiesen, Hanne Hallman (FWG) regte eine Einbahnstraßenregelung an. Fraktionskollege Jürgen Fleischmann meinte, der Neubau sei für die Anwohner zwar eine „mächtige Sache“, gleichzeitig müsse man im Innenbereich Wohnbebauung schaffen. „Wir haben eine schwere Pille zu schlucken, müssen es aber in Kauf nehmen.“

Dies wird nun nicht ganz so schnell geschehen. Nachdem Karin Zimmer auf den Baulinienplan und das Gemeindegrundstück hingewiesen hatte, wollte Bürgermeisterin Simone Lehnert keinen Beschluss herbeiführen, der eventuell rechtlich nicht abgesichert ist. Sie könne sich aber nicht vorstellen, dass die erhobenen Einwände bei der Prüfung durch das Baurechtsamt übersehen worden seien. Jetzt habe man eine Woche Zeit, die aufgeworfenen Fragen zu klären.

 
 
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