Aktion Protest gegen Altersarmut

Von Uwe Mollenkopf
Bedürftige beim Einkauf in einem Tafelladen. Gegen Altersarmut will jetzt die Gruppe „Fridays gegen Altersarmut“ mobil machen. Foto: dpa

Die Bewegung „Fridays gegen Altersarmut“ will am Freitag, 24. Januar, auch in Bietigheim mobil machen.

An diesem Freitag wird unter der Überschrift „Fridays for Future“ wieder für den Klimaschutz demonstriert. Inzwischen haben sich aber auch andere Interessengruppen die „Markenbezeichnung“ angeeignet und entsprechend abgewandelt, um die Themen, die aus ihrer Sicht Priorität haben, unters Volk zu bringen. So plant die Facebookgruppe „Fridays gegen Altersarmut“ am Freitag, 24. Januar, in über 200 Städten Mahnwachen. Eine davon soll in Bietigheim stattfinden.

Sie habe schon gesehen, dass auch in Bietigheim-Bissingen ältere Menschen Flaschen aus Mülltonnen sammelten, begründet Initiatorin Andrea Hauke die Aktion. Sie hat es darüber hinaus selbst zu spüren bekommen, was es heißt, im Alter mit wenig Geld auskommen zu müssen. Die gelernte Köchin, die dieses Jahr 60 wird und zu 90 Prozent schwerbehindert ist, musste vor Gericht einklagen, dass sie eine Erwerbsunfähigkeitsrente bekam, berichtet sie.

Obwohl sie rund um die Uhr unter Schmerzen leide, hätten die zuständigen Behörden sie zunächst immer noch für teilweise arbeitsfähig erklärt. Sie musste von einem geringen Hartz-IV-Satz leben, erzählt Hauke, und im Tafelladen einkaufen. Zum Glück habe ihr die Diakonie geholfen.

Forderungskatalog aufgestellt

Hinzu kam, dass auch noch ihr Mann erwerbsunfähig wurde. „Wir wissen, wie es ist, wenn man von heute auf morgen mit der Hälfte des Geldes klarkommen muss“, sagt Andrea Hauke.

Sie unterstützt daher die bundesweite Aktion „Fridays gegen Altersarmut“. Diese hat einen Forderungskatalog aufgestellt, in dem unter anderem die sofortige Einführung eines „solidarischen Rentensystems“ verlangt wird, in dem alle einzahlen müssen, die sofortige Steuerbefreiung auf ausgezahlte Renten, das Unter-Strafe-Stellen der Zweckentfremdung und Herausnahme eingezahlter Gelder aus der Rentenkasse, die Rücknahme der Agenda 2010 oder die Einführung einer Reichensteuer. Supermarktketten und Einzelhändlern soll nach französischem Vorbild verboten werden, Lebensmittel wegzuwerfen, so eine weitere Forderung.

Gleichzeitig muss sich die Gruppe mit ihrem Administrator Heinrich Madsen, der unter drei Namen im Internet unterwegs ist, mit dem Vorwurf auseinandersetzen, sie sei rechts unterwandert. Auch Andrea Hauke hat schon persönlich erfahren, dass man mit der Aktion schnell in eine Ecke gedrängt werde. Sie betont dagegen, die Gruppe – es gibt verschiedene unter dem Label – sei parteiunabhängig und lehne jede Hetze ab. Wer sich nicht daran halte, werde ausgeschlossen. Dass einzelne Mitglieder wegen ihrer Beteiligung beschimpft würden, dürfe nicht sein, meint sie.

Hauke sieht Rückenwind für die Forderungen, nachdem die Facebook-Gruppe, die im September an den Start ging, bundesweit schon 300 000 Unterstützer gefunden habe. „Wir setzen uns für eine gerechte Rente für alle ein“, betont sie. Vor Ort hat Andrea Hauke bislang sechs Mitstreiter gefunden, die am 24. Januar beim Arkaden-Gebäude von 14 bis 18 Uhr vor Ort sein werden, um auf die Problematik aufmerksam zu machen.

 
 
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