Allenfeld Sachsenheim Alleenfeld: Bürger sollen gefragt werden

Von Michaela Glemser
Sie haben die Bürgerinitiative Gegenwind Sachsenheim gegründet: (von links) Julia Wengert, Daniel Manka, Katharina Manka, Debora Sirp und Michael Sirp. Es geht um den Windpark im Gelände Langmantel (rechts hinten im Bild zu sehen). Foto: /Oliver Bürkle

Die Initiative „Gegenwind Sachsenheim“ sammelt Unterschriften für die Durchführung eines Bürgerentscheids zum Energiepark.

Noch genießen sie den Panoramablick von den Höhen der Weinberge in Hohenhaslach in die weite Landschaft bis zum Stuttgarter Fernsehturm. Doch Katharina und Dr. Daniel Manka, Debora und Michael Sirp sowie Dr. Julia Wengert befürchten, dass dieser Blick in die heimische Kulturlandschaft am Rande des Naturparks Stromberg-Heuchelberg bald empfindlich getrübt sein könnte. Deshalb haben die vier Bürger aus Kleinsachsenheim und Hohenhaslach sowie Wengert, die aus Sachsenheim stammt und inzwischen in Bietigheim wohnt, die Initiative „Gegenwind Sachsenheim“ gegründet, um die Verwirklichung des Energieparks „Alleenfeld“ doch noch zu verhindern.

Gemeinderat stimmte mehrheitlich dem Windpark zu

Die Sachsenheimer Gemeinderäte hatten diesem Projekt in ihrer jüngsten Sitzung bereits mehrheitlich zugestimmt (die BZ berichtete). Auf den Flächen der Hofkammer des Hauses Württemberg zwischen Kleinsachsenheim und Hohenhaslach östlich der Domäne Rechentshof sollen auf einem rund 34,2 Hektar großen Areal eine Freiflächen-Fotovoltaikanlage und zusätzlich in einem entsprechenden Vorranggebiet zwei Windkraftanlagen entstehen, wobei die Stadt Sachsenheim auf eigenen Flächen auch zwei „Bürgerwindräder“ errichten möchte.

Das Kernteam der neuen Bürgerinitiative wirft den Vertretern der Stadtverwaltung vor, dass sie vor dem Gemeinderatsbeschluss die Bürgerschaft nicht ausreichend informiert hätten. „Eine Debatte über dieses Projekt wurde in der Bevölkerung gar nicht zugelassen, sondern es wurde im Gemeinderat sehr schnell durchgewunken“, moniert Manka. Er hätte sich eine offene Diskussion in der Sachsenheimer Bürgerschaft über dieses Projekt gewünscht, das doch einen erheblichen Eingriff in die heimische Landschaft und den Naturpark darstelle. „Die Gründe, die im Gemeinderat für das Projekt angeführt wurden, waren eher pauschal und nicht auf die Stadt Sachsenheim beschränkt. Welchen Nutzen die Stadt konkret davon hat, ist noch gar nicht klar“, macht Manka deutlich.

Er steht im Austausch mit den Vertretern der Stadtverwaltung und Bürgermeister Holger Albrich und will jetzt mit seinen Mitstreitern einen Bürgerentscheid über die Verwirklichung des Energieparks „Alleenfeld“ anstreben. Dazu muss die Initiative bis Ende August dieses Jahres rund 1000 Unterschriften sammeln, denn in Baden-Württemberg muss ein Bürgerbegehren, das sich gegen einen Gemeinderatsbeschluss richtet, innerhalb von drei Monaten nach der Bekanntgabe des Beschlusses eingereicht werden.

Dafür müssen mindestens sieben Prozent der Bürgerinnen und Bürger einer Gemeinde unterzeichnen. Daran schließt sich der endgültige Bürgerentscheid an, bei dem die Mehrheit der gültigen Stimmen wichtig ist, die jedoch mindestens 20 Prozent aller Stimmberechtigten in der Kommune betragen muss. Die Vertreter der Bürgerinitiative lassen derzeit von einem Juristen zwei eindeutige Fragen für einen Bürgerentscheid ausarbeiten, da die Bürgermeinung zur Freiflächen-Fotovoltaikanlage und zu den Windkraftanlagen getrennt eingeholt werden muss.

Anlage soll auf Getreidefläche, die 4000 Menschen versorgt

„Eine Freiflächen-Fotovoltaikanlage auf Getreideflächen, die einen wertvollen Beitrag zur Lebensmittelversorgung leisten und jährlich den Bedarf von 4000 Menschen decken, halte ich für nicht sinnvoll. Dafür gibt es noch viele freie Dachflächen beispielsweise im Gewerbepark Eichwald“, stellt Katharina Manka klar. In den sozialen Medien hat die Initiative „Gegenwind Sachsenheim“ inzwischen schon 250 Follower und will die Bürgerschaft auch über eine Webseite im Internet informieren.

Zudem planen die Mitglieder des Kernteams Informationsstände auf unterschiedlichen Veranstaltungen in der Stadt. „Wir haben viel Zuspruch in der Stadt erfahren und sind auch offen für weitere Argumente. Mit Visualisierungen haben wir versucht, das Ausmaß des Energieparks darzustellen, das vielen Bürgern überhaupt nicht bewusst ist“, sagt Medizinerin Dr. Wengert, die auch die gesundheitlichen Auswirkungen, beispielsweise durch den Infraschall, anführt, die in wissenschaftlichen Studien noch nicht ausreichend untersucht worden seien.

„Wir sind keine Aktivisten, sondern Bürger der Mitte aus Sachsenheim, denen die heimische Landschaft am Herzen liegt“, betont Debora Sirp. Die Vertreter der Bürgerinitiative haben inzwischen auch Kontakt zu anderen gleichgesinnten Vereinigungen im Land geknüpft und wollen sich ein breites Netzwerk an Unterstützern aufbauen.

 
 
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