Alles zum Mais im Landkreis Ludwigsburg Alles spricht für eine gute Maisernte in diesem Jahr

Von Heidi Vogelhuber
21 Prozent des Ackerlands im Landkreis Ludwigsburg wird für den Maisanbau genutzt. Der Mais auf den Feldern ist jedoch nicht zum Verzehr geeignet. Zuckermais wird im Kreis aber auch angebaut, jedoch kleinflächiger. Beispielsweise von Freilandgärtnereien. ⇥ Foto: Oliver Bürkle

Der Mais ist hoch gewachsen und die Silos werden voraussichtlich voll. Der Mais im Kreis wird als Tierfutter und zur Energiegewinnung genutzt.

Ist der Mais dieses Jahr höher als sonst? „Ja, das stimmt“, bestätigt Eberhard Zucker, Vorsitzender des Bauernverbands Heilbronn-Ludwigsburg. Im Juni und Juli war es feucht und warm, was dem Mais gefallen habe. Auch wenn der Mais ursprünglich aus Mexiko stammt, passt er gut ins Weinbauklima. „Mais kommt noch am besten mit Trockenheit zurecht, außer zum Zeitpunkt der Kolbenbildung.“ Dieses Jahr sehen die Kolben jedoch gut aus, was für eine gute Ernte spreche.

Auch ist der Kukuruz, wie er in Österreich genannt wird, recht pflegeleicht, erklärt der Experte, der auch selbst Mais anbaut. Gülle reiche der Pflanze als Düngemittel und einmal im Jahr werde er gegen Unkraut behandelt. „Dieses Jahr wuchs er eher in die Länge, als in die Dicke“, sagt Zucker. Das führe dazu, dass die Pflanze leicht labil sei. Die Gefahr: Wenn die Pflanzen umknicken, drohen Ernteverluste.

Demnächst beginnt die Ernte

Diese Gefahr besteht bei der Maisernte des Landwirts aus Vaihingen nicht mehr. „Mein Mais ist schon gehäckselt“, berichtet er. Zucker selbst hatte eine frühe Sorte. Demnächst werden auch seine Kollegen mit der Ernte beginnen. Späte Sorten brauchen noch etwa zehn Tage. Der Erntezeitpunkt sei entscheidend, sagt Ronja Ballreich, Pflanzenbauberaterin beim Landratsamt Ludwigsburg: „Die optimale Trockensubstanz der Gesamtpflanze liegt bei 30 Prozent, bei Kolben zwischen 50 und 60 Prozent.“

Eberhard Zuckers Mais ist in einer Biogasanlage gelandet. Denn neben Tierfutter ist das ein alternatives Standbein für Landwirte. In Biogasanlagen wird pflanzliches oder tierisches Material (etwa Gülle) mit Hilfe von Bakterien unter Ausschluss von Sauerstoff abgebaut, wobei Biogas entsteht. In Sachsenheim, Vaihingen, Mühlacker etwa liegt der Anteil an Mais, der in die Biogasanlage wandert, wegen der Nähe zur Anlage bei gut 70 Prozent, andernorts im Landkreis sei er niedriger, sagt Zucker.

2008 habe es durch die Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes einen regelrechten Boom auf Biogasanlagen gegeben, erinnert sich Zucker. (Die Förderung lief von 2007 bis 2014, danach wurde sie gesenkt.) Der Getreidepreis sei extrem niedrig gewesen und Energiemais wurde stark subventioniert. Heutzutage würden keine neuen Anlagen mehr errichtet, sagt Zucker. Alte würden jedoch weiterhin betrieben. Prinzipiell hätte Biogas den Vorteil der nachwachsenden Rohstoffe und der positiven CO2-Bilanz. „Die Ausbeute ist aber nicht überragend“, sagt Zucker.

Das sagt der NABU

„Grundsätzlich ist es richtig von den Bauern, Biogasanlagen als zweites Standbein zu nutzen“, sagt NABU-Kreisvorsitzender Frank Handel. „Das ‚Wie’ ist aber immer die große Preisfrage.“ Die kleinteiligen Äcker, die es in Süddeutschland gibt, seien prinzipiell besser für die Natur, sagt Handel. Und doch sei Monokultur natürlich nie gut. Und doch sagt er: „Lieber heimischen Bio-Mais als Soja aus dem Ausland.“

Die Lösung sei, statt Mais eine mehrjährige Wildpflanzenmischung anzubauen, die dann in der Biogasanlage mit Gülle verarbeitet werden kann. „Natürlich ist der Ertrag etwas geringer, jedoch ist auch der Aufwand weniger, da nicht gedüngt werden muss und die Pflanzen mehrjährig sind. Auch für Insekten ist das ein Paradies“, erklärt Handel. Eine Alternative zu Energiemais sei auch die Dauerkultur „Silphie“, mit der seit rund fünf Jahren in Süddeutschland experimentiert werde, berichtet Zucker. 20 Jahre könne die Pflanze auf dem Feld wachsen, quasi ohne Pflege und sie sei fast so gut wie Mais in der Energiegewinnung.

Übrigens stimme es nicht, dass Landwirte des Geldes wegen ihren Mais lieber in die Energiegewinnung geben als in die Tierfütterung. „Die Auszahlung orientiert sich am Betrag, der von den Händlern gezahlt wird sowie am Weltmarktpreis. Die Preise liegen daher nah beieinander“, erklärt Eberhard Zucker.

 
 
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