Alte Landebahn im Eichwald bei Sachsenheim, Nabu warnt Zilpzalp, Neuntöter und Co. in Gefahr?

Von Martin Hein
Beim Regenrückhaltebecken, das direkt an das Naturdenkmal „Alte Landebahn“ angrenzt, haben sich Rohrammern und Teichrohrsänger angesiedelt. ⇥ Foto: Helmut Pangerl

Ein Gutachten soll klären, welchen Abstand der Zweckverband zur alten Landbahn einhalten muss. Naturschützer sehen das Naturdenkmal, das seltene Vogelarten beherbergt, gefährdet.

Im Juli 2006 wurde die Umgehungsstraße auf dem Eichwaldgelände eingeweiht. Anschließend haben sich viele Firmen auf dem Gelände des Zweckverbands Eichwald angesiedelt. Einige Unternehmen haben großes Interesse an weiteren Gewerbeflächen bekundet. Nun soll mit einem Gutachten festgestellt werden, wie groß der Mindestabstand zur südlich der Umgehungstraße gelegenen „Alten Landebahn“ sein soll (die BZ berichtete). Naturschützer sehen das Naturdenkmal und die Vogelwelt in Gefahr.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs donnerten deutsche Nachtjagdmaschinen über die Betonpiste des Großsachsenheimer Flugplatzes auf dem Eichwald-Gelände. Nach der Sprengung der Piste 1945, und spätestens seit dem Abzug der Amerikaner, war die ehemalige Start- und Landebahn weitestgehend sich selbst überlassen.

Die Natur hat sich die Piste inzwischen Stück für Stück zurückgeholt. Heute sind gelegentlich noch ein paar Betonreste der ehemaligen Landebahn und alte Schuttablagerungen sichtbar, ansonsten ist das etwa 84 Hektar große Gelände nahezu komplett überwuchert. Momentan weiden im unteren Bereich Walliser Schwarzhalsziegen und befreien diese Fläche von Bewuchs, der den Lebensraum seltener Tier- und Pflanzenarten bedroht.

Eine Idylle. Eine womöglich bedrohte Idylle, nach Ansicht von Christoph Kaup, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Nabu-Gruppe Sachsenheim. Derzeit wird ein Gutachten erstellt, das Klarheit bringen soll, wie groß der Mindestabstand zu diesem Naturdenkmal „Alte Landebahn“ sein muss. Bisher gilt ein Abstand von 150 Metern zu der längst überwucherten Piste. Der Zweckverband Eichwald lässt nun mit dem Gutachten prüfen, ob dort weiteres Entwicklungspotenzial besteht. Die Nachfrage nach Gewerbeflächen des Zweckverbands sei nach wie vor hoch. Weitere Unternehmen würden sich gerne im Eichwald ansiedeln. Erst vor knapp einem Jahr betonte der Sachsenheimer Bürgermeister Holger Albrich, dass interessierte Unternehmen Schlange stehen.

Die Naturschützer um Christoph Kaup befürchten, dass der Zweckverband sein Gelände noch näher an das Naturdenkmal heranrücken möchte. Ein absolutes Horrorszenario wäre aus Sicht der Naturschützer, dass der Zweckverband das Naturdenkmal U-förmig umschließen könnte, also demnach sogar das Areal südlich beziehungsweise unterhalb der ehemaligen Landebahn im Blick haben könnte. Kaup sieht in dem Naturdenkmal „Alte Landebahn“ das etwa 92 Meter breit und 810 Meter lang ist, eine einmalige Flora-Fauna-Vegetation.

Lebensraum für rare Vogelarten

Die dort vorherrschende Steppenheide-Vegetation biete einmalige Voraussetzungen für inzwischen seltene Vogelarten. Früher gab es auf dem Eichwald-Gelände etliche Rebhühner. Seitdem der Gewerbepark dort angesiedelt ist, und die Umgehungsstraße das Gelände seit Juli 2006 teilt und sich in der Folgezeit etliche Firmen ansiedelten, sind Rebhühner nur noch südlich der Umgehungsstraße im Bereich des Naturdenkmals anzutreffen.

Lediglich ein bis zwei Rebhuhn-Paare kann Kaup dort noch beobachten. Aber es gibt auch Lichtblicke, was die Vogelwelt angeht. Beim Regenrückhaltebecken gegenüber Porsche, haben sich Rohrammern und Teichrohrsänger angesiedelt.

Nachtigallen haben dort gebrütet. Dorngrasmücken sind auch regelmäßig anzutreffen. Auch den sehr seltenen Neuntöter, der als so genannte wertgebende Art eingestuft wird, konnte Kaup dort beim Brüten beobachten. Im Straßenlärm von der nahen Umgehungsstraße sieht Kaup eher kein Problem für Vögel und verweist auf Nachtigallen, die beispielsweise beim Vaihinger Bahnhof direkt neben dem Gleis brüten.

Eine näher an das Naturdenkmal heranrückende Bebauung hätte laut Kaup unübersehbare negative Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt im und rund um das Naturdenkmal.

 
 
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