Alte Tradition in Sachsenheim wieder entdeckt Mit elegantem Schwung durch das hohe Gras

Von Michaela Glemser
Fachwart  Fabian Köstlin mäht seine Streuobstwiese in Spielberg mit der Sense.⇥ Foto: Martin Kalb

Fachwart Fabian Köstlin aus Ochsenbach hat eine alte Tradition des Sensens auf seiner Streuobstwiese wieder entdeckt.

Swusch, swusch, swusch: Mit Schwung führt Fabian Köstlin die Sense durch das hohe Gras und kürzt dabei ohne viel Kraftaufwand die langen Halme ein. „Es ist wichtig, dass die Sense auf den Nutzer ergonomisch passend eingestellt und richtig geschärft ist. Wer mit der richtigen Technik mäht, braucht dafür keine allzu große Kraft.

Schonend für die Insektenwelt

Im Vergleich zu den motorbetriebenen Sensen geht die gute, alte Handsense schonender für die Insektenwelt in der Wiese vor, sie erzeugt keinen Lärm und keine umweltschädlichen Emissionen, und der Mäher tut mit der Bewegung an der frischen Luft noch etwas für seine Gesundheit“, erläutert Köstlin, der qualifizierter Obstbaumpfleger und Fachwart beim Obst- und Gartenbauverein Kleinsachsenheim ist.

Da das Interessen an der traditionellen Sensentechnik bei immer mehr Besitzern von Streuobstwiesen wächst, bietet der OGV Kleinsachsenheim am Samstag einen Sensenkurs mit Profi Josef Pergmann vom 1. Sensenmähverein in Baden-Württemberg an, für den alle Plätze bereits belegt sind. „Josef Pergmann zeigt dabei auch, wie das Sensenblatt richtig scharf wird, denn dies geschieht durch das Dengeln, während das Wetzen zwischendurch die Schnittfähigkeit des Blattes erhält“, erklärt Köstlin. Beim Dengeln kommen nach ganz traditioneller Weise ein spezieller Hammer und der Amboss zum Einsatz, doch wer dabei nicht die genaue Technik beherrscht, macht das Sensenblatt nicht messerscharf, sondern ruiniert es.

Damit die Sense mit viel Schwung aus der Hüfte heraus in einem halbkreisförmigen Bogen durch das Gras geführt werden kann, muss der Sensenbaum mit seinen beiden Handgriffen ergonomisch passend auf die Mäherin oder den Mäher eingestellt sein. „Ich kann die Handsense flexibel in jedem Gelände einsetzen, brauche keinen Stromanschluss oder ein Kabel und sie ist deutlich günstiger in der Anschaffung als die motorbetriebenen Sensen. Wer ein wenig Übung hat, erreicht mit der Handsense auch ein gutes Tempo und mäht ein Wiesenstück mit einer Größe von einem Ar in 15 bis 20 Minuten“, macht Köstlin deutlich.

Die von ihm mit initiierte Streuobstinitiative Sachsenheim hat zwar das Interesse wieder mehr auf die heimische Kulturlandschaft und ihren Erhalt gelenkt, aber, nach Köstlins Meinung, ist die überwiegende Substanz der Obstbäume auf der Sachsenheimer Gemarkung immer noch überaltert und mangelhaft gepflegt.

„Ordentlicher Fruchtansatz“

„Die guten Niederschläge in jüngster Zeit haben den Obstbäumen allerdings sehr gut getan. Es ist ein sehr ordentlicher Fruchtansatz bei den Obstbäumen in diesem Jahr vorhanden, wobei es lokal natürlich Unterschiede und auch Schäden durch Hagel oder Frost gibt“, schildert Köstlin. Doch wer derzeit aufmerksam, Apfel- oder Kirschbäume begutachtet, kann einen silbrig glänzenden Schleier um einzelne Äste und Blätter entdecken. Verantwortlich dafür ist die Gespinstmotte, die in diesem Jahr, dem Klimawandel sei Dank, in einer außergewöhnlich großen Population vorkommt. Die kleinen Raupen überziehen die Blätter und Äste mit ihrem Gespinstschleier, unter dem sie geschützt die Blätter ab und die Bäume kahlfressen. Anfang Juli verpuppen sie sich. Sind die kleinen schwarz gepunkteten Falter geschlüpft und haben sich gepaart, legen sie ihre Eier wieder am Holz oder den Knospen der Obstbäume ab, überdecken die Eier mit einem schützenden Sekret, sodass diese geschützt bis zum kommenden Frühjahr überdauern können. „Ein vitaler Baum kann diesen Schädlingsbefall gut aushalten, aber wenn der Baum bereits vorgeschädigt ist, kann es auch kritisch werden. Die Bekämpfung mit einem Pflanzenschutzmittel bringt zum jetzigen Zeitpunkt nichts mehr, da die Raupen unter ihren Gespinsten geschützt sind. Da hilft nur noch, die Gespinste abzusammeln und aus dem Baum herauszuschneiden“, rät Köstlin.

Er selbst setzt darauf, dass die Motten seinen vitalen Obstbäumen nichts anhaben können. Zudem gibt es auf seiner gepflegten Streuobstwiese viele natürliche Fressfeinde der Motten wie Vögel oder Schlupfwespen, die bei Köstlin auch nicht durch das lärmende Geräusch einer Motorsense gestört werden. 

Info Wer sich auch für einen Sensenkurs beim OGV Kleinsachsenheim interessiert, kann sich unter $(LEmailto:anmeldung-stop@freenet.de:anmeldung-stop@freenet.de)$ melden.

 
 
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