Antiquaria in Ludwigsburg Asterix und Obelix neben Kafka

Von Jörg Palitzsch 
Die Nummern 1 bis 26 von Asterix und Obelix im französischen Original gibt es bei der Antiquaria für 650 Euro. Foto: Antiquaria/Petra Bewer

Die Messe ist vom 25. bis 27. Januar in der Musikhalle zu Gast. 53 Antiquariate zeigen ihre Angebote. Das Rahmenthema lautet „Goldene 20er Jahre?“.

Nach einem sommerlichen Intermezzo kehrt die 38. Antiquaria vom 25. bis 27. Januar wieder zu dem bewährten winterlichen Termin zum Jahresanfang zurück. An den drei Messetagen in der Ludwigsburger Musikhalle zeigen 53 Antiquariate aus Deutschland, Frankreich, Niederlande, Österreich und der Schweiz ihre vielfältigen Angebote. Alte Drucke stehen neben Autografen, Erstausgaben, Reiseberichte und Kinderbücher neben Comics.

Mit dem Rahmenthema „Goldene 20er Jahre?“ schaue man auf die Zeit von 1920 bis 1929 – die ja nicht nur und schon gar nicht für alle „golden“ gewesen seien. Deshalb habe man das Thema mit einem Fragezeichen versehen, so Organisatorin Petra Bewer vom Stuttgarter Architektur-Antiquariat. Die Antiquaria wolle zudem den Bogen in die heutige Zeit schlagen, wo man manche Parallelitäten erahnen könne: in der Krisenerfahrung und großen Dynamik, dem technischen Fortschritt, der politischen Verhärtung und nicht zuletzt dem damals und heute aufkommenden Populismus. Alle Bücher zum Thema sind im Messekatalog erkennbar gekennzeichnet.

Postkarten mit Porträts von Stummfilm-Schauspielern

Das Angebot im Messekatalog erstreckt sich von einem Bibel-Fragment aus dem sechsten Jahrhundert (350 000 Euro), über Huelsenbecks „Doctor Billig am Ende“ mit Zeichnungen von George Grosz (250 Euro) bis zu Goyas „Los désastres de la guerra“ 1906 für 20 000 Euro.

Die „Goldene 20er Jahre“ zeigten sich auch in der Suche nach Abwechslung. Ein Modetanz folgte auf den anderen, Gassenhauer waren in aller Munde und der Film begann seinen Siegeszug. Eine umfangreiche Sammlung von rund 1300 Postkarten mit Porträts von überwiegend europäischen Stummfilm-Schauspielern und Schauspielerinnen, auch Variete- und Theater-Stars dieser Zeit präsentiert das Berliner Antiquariat Karajahn in Ludwigsburg, darunter Porträts von Josephin Baker, Charles Chaplin, Pola Negri und Asta Nielsen. Insgesamt 9500 Euro soll das Konvolut einspielen.

Mit Fake News musste sich auch schon Karl Marx herumschlagen. In eigener Sache wandte sich der gebürtige Trierer, damals „Sekretär des Generalraths der Internationalen Arbeiterassociation für Deutschland“, gegen Falschmeldungen des „Paris-Journals“. Französische Mitglieder der „Internationale“ sollen angeblich antideutsch berichtet haben, was Marx richtigstellte. Das

1871 in London von Karl Marx eigenhändig geschriebene Manuskript, betitelt mit „An die Redaction des Volksstaat“, erhielt Wilhelm Liebknecht, der das Leipziger Zentralorgan der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei redigierte. Die schriftliche Rarität wird für 480 000 Euro von Inlibris und Kotte angeboten. Unter den alten Drucken sticht Vitruvs „ De architectura libri decem, cum commentariis“ im Angebot hervor. Der Architektur-Klassiker wurde 1567 in Venedig gedruckt und enthält auf den rund 375 Seiten 135 Textholzschnitte. Goldgeprägtes Ganzleder des 17. Jahrhunderts samt aufwendigem Schmuckschuber machen das Buch zu einem Prachtexemplar. 25 000 Euro verlangt das Antiquariat Büchergärtner aus St. Ingbert dafür.

„Une aventure d’Asterix le Galois“ – so heißt der Comic-Klassiker „Asterix und Obelix“ in seiner Originalsprache. Die Nummern 1 bis 26, darunter einige Erstausgaben, wird das Antiquariat Olaf Drescher aus Nuthe-Urstromtal für 650 Euro vor Ort zeigen, und wer sich nicht sicher ist, was Wildschweinbraten auf Französisch heißt, hat vielleicht eine kleine Chance, das in der Ludwigsburger Musikhalle in Erfahrung zu bringen. Erstausgaben haben auch im Internet-Zeitalter ihren Reiz und die großen Klassiker immer noch ihren Preis. So kostet die Erstausgabe von Franz Kafkas „Der Prozeß“ aus dem Jahr 1925 beim Südstadt Antiquariat 1200 Euro.

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