Die 39. Auflage der Antiquaria in der Ludwigsburger Musikhalle steht unter dem Rahmenthema „Rausch und Ekstase“. Wer genauer hinschaut, so Veranstalterin Petra Bewer, werde schnell bemerken, dass es – egal ob in der Frühzeit oder ganz aktuell – das ständige Bedürfnis gab, sich vom aktuellen Status zu verabschieden, zu transzendieren, die Sinne zu erweitern oder Grenzen zu überschreiten. Dass es dabei auch um Drogen geht, liege auf der Hand, doch die Antiquaria soll zeigen, dass die Spannweite des Möglichen und Unmöglichen unendlich weiter ist.
Antiquaria Wo Chaplin auf die Beatles trifft
Die 39. Antiquaria in der Ludwigsburger Musikhalle zeigt mit dem Thema „Rausch und Ekstase“ die Spannweite des Möglichen und Unmöglichen.
Antiquaria: aus der Zeit gefallen?
Dabei hat die Buchbranche mit Rückgängen zu kämpfen. Die Zahl derer, die für Bücher Geld ausgeben, hat weiter abgenommen, so der Börsenverein. Im Jahre 2023 gab es 25 Millionen Buchkäufer, zehn Jahre zuvor noch 36 Millionen. In einem Zeitraum von zehn Jahren hat der Buchmarkt also elf Millionen Käufer verloren. Rückläufig auch die Zahl der Erstauflagen: Im Jahre 2023 waren es 60.230, im Jahre 2019 noch rund 10.000 Titel mehr (70.395). So geht auch die Zahl der Buchkäufer zurück. 2022 waren es rund 25,8 Millionen Menschen, die ein Buch erwarben, rund 1,4 Millionen weniger als im Vorjahr. Auch bei der jungen Zielgruppe, den 16- bis 29-Jährigen, ist die Zahl der Käufer laut Börsenverein rückläufig.
So mutet die Antiquaria wie eine Veranstaltung an, die aus der Zeit gefallen ist, wobei sie mit Büchern und ungewöhnlichen Angeboten ein aktuelles Thema aufgreift. Das immerwährende menschliche Streben nach Selbstdarstellung, flankiert von intensiven Erlebnissen und veränderten Bewusstseinszuständen. Somit ist die Antiquaria durchaus am Puls der Zeit.
53 Antiquare stellen aus
Und was die 53 Antiquare aus Deutschland, Frankreich, Niederlande und Österreich zu bieten haben, kann sich sehen lassen. So ziert den Messekatalog ein Bild des Malers Hieronymus Bosch, die zentrale Tafel des Triptychons der Garten der irdischen Freuden. Ein utopisches Traumbild eines Liebes-Paradieses, mit dem das Rahmenthema „Rausch und Ekstase“ untermauert wird. Der Goldrausch im Norden Kanadas eignet sich dann auch sehr gut zum Rahmenthema, wobei es einen realen Hintergrund gibt. Ein Goldsuchertreck unter der Leitung von George Donner war in der Sierra Nevada vom Schnee eingeschlossen worden. In dieser verzweifelten Lage gab es Kannibalismus, einige aßen außerdem ihre Schuhe samt Schnürsenkeln auf.
Wie in dem Film „Goldrausch“ Charlie Chaplin seine Schuhe verspeist, ist ein absoluter Höhepunkt des Filmes. Das Versandantiquariat Andanti bringt das unter Glas gerahmte Kinoplakat, eine Farblithographie von 1925, für 3200 Euro zur Messe mit. Rausch und Exstase gab es auch bei den Beatles. „All You Need Is Love“ wurde über 200-mal gecovert, John Lennons handgeschriebener Originaltext wechselte 2005 für rund 1,25 Millionen US-Dollar den Besitzer. Günstiger sind 20 Holzschnitte zum Beatles-Song, die für 500 Euro beim Antiquariat Markov erworben werden können.
Im Fokus: das geschriebene Wort
Im Mittelpunkt steht bei der Antiquaria jedoch nach wie vor das geschrieben und gedruckte Wort. Etwa ein fünfseitiges Manuskript von Albert Einsteins „Wesen der Relativitätstheorie“ aus dem Jahre 1947, der Preis liegt bei 350.000 Euro (Inlibris, Wien/Kotte, Roßhaupten). „Günstiger“ ist da schon die erste Buchausgabe von Franz Kafkas „Die Verwandlung“ von 1915 für 12.000 Euro (Babel books, Fuchstal).
Von Gottfried Benn wird eine Gedichtsammlung für 1000 Euro angeboten (Im Baldreit, Baden-Baden) und das Buch von Fritz Wiessner, „K2. Tragödien und Sieg am zweithöchsten Berg der Erde“ für 380 Euro (Krikl, Wien). Alle Bücher und Grafiken zum Thema „Rausch und Ekstase“ sind im Messekatalog gekennzeichnet.
Info
Die 39. Antiquaria wird in der Ludwigsburger Musikhalle am Donnerstag, 23. Januar 2025, eröffnet. Messezeit ist an diesem Tag von 15 bis 20 Uhr. Am 24. Januar 2025 von 11 bis 19 Uhr und am 25. Januar 2025 von 11 bis 17 Uhr. Eine Karte für alle drei Tage kostet 5 Euro, alle Besucher und Besucherinnen unter 39 Jahren haben freien Eintritt.