Aramäische Gemeinde Bietigheim-Bissingen 5000 Besucher beim Pfingsttreffen

Von Susanne Yvette Walter
OB Jürgen Kessing (Zweiter von links) überreichte Fußbälle für den Pfingstcup an (von links:) Martin Önverdi, Vorsitzender der Aramaer in Bietigheim, Bundesvorsitzender Daniyel Demir, Priester Kis Afrem Ablahad sowie Melke Un von der Gemeinde. Foto: /Martin Kalb

Neben dem Fußball-Cup mit 18 Mannschaften im Ellental stand die Pflege der aramäischen Kultur im Ludwigsburger Forum und im Scala im Mittelpunkt.

Das größte bundesweite Aramäertreffen findet traditionell an Pfingsten statt. Der Ausrichter war nach vielen Jahren zum ersten Mal wieder der Verein Aramäer Bietigheim. Zum Empfang am Freitagabend trafen sich Aramäer aus dem ganzen Land, Vertreter von Parteien und Fraktionen sowie der Bietigheimer Oberbürgermeister Jürgen Kessing im Gemeindesaal St. Petrus und St. Paulus im Hopfengarten in Bietigheim.

Fußball-Pfingstcup ausgetragen

Gemeinsam gaben der Bundesvorsitzende der Aramäer in Deutschland, Daniyel Demir, und Martin Önverdi, Vorstand der Aramäer Bietigheim, einen Ausblick auf das bevorstehende Festwochenende mit viel Sport und Kultur in Bietigheim und Ludwigsburg. Der traditionsreiche Fußball-Pfingstcup zog 18 aramäische Mannschaften aus ganz Deutschland nach Bietigheim-Bissingen. Und da Aramäer aus Bietigheim und Ludwigsburg das Pfingstfest ausrichteten, fanden Samstag und Sonntag sportliche Begegnungen im Ellental in Bietigheim statt. Abends feierten alle die aramäische Kultur mit Livemusik und gutem Essen im Forum und im Scala in Ludwigsburg.

„Wir haben heute leider nicht gewonnen, sondern die Aramäer aus Ahlen“, erkläre Martin Önverdi nach zwei hitzigen Spieltagen mit rund 4500 Zuschauern am Samstag und am Sonntag.

„Meet & Greet“ am Freitag

Zum Pfingsttreffen gehört auch das „Meet & Greet“ am ersten Abend im Gemeindesaal. Daniyel Demir stellte die weit vernetzte Arbeit des Bundesverbandes vor. Er berichtete von den Anfängen der Aramäergemeinden in Deutschland. „Die Aramäer in Bietigheim-Bissingen sind die größte Gemeinde in Baden Württemberg.“ Als Gründungsmitglied sei sie seit 1985 von der ersten Stunde an dabei gewesen, sagte er. Er betonte, wie sehr er sich über die gute Zusammenarbeit mit OB Kessing und der Verwaltung freue. „Ich bin heute auch gekommen, um Danke zu sagen für den Bau unserer syrisch-orthodoxen Kirche im Jahr 2019. Die Möglichkeit zum Bau dieser Kirche ist das beste Beispiel für Integration“, sagte er.

Kessing betonte das Miteinander zwischen der aramäischen Gemeinde und der Bürgerschaft. Die Gemeinde würde oft als beispielhaft hervorgehoben, wenn es um Integration gehe. „Schließlich waren die Aramäer vor Jahrzehnten selbst ein Volk ohne Heimat und können das Leid nachvollziehen“, sagte Demir. Humanitäre Hilfe, Integration und Migration seien zentrale Themen, wenn er sich in die Politik einbringe. Dabei mache er sich vor allem für die Situation in den Herkunftsländer der Aramäer wie Syrien, Türkei und den Irak stark.

Die Bietigheimer Gemeinde und der Verein der Aramäer vor Ort würden praktische Hilfe leisten und Flüchtlingen bei der Wohnungssuche und bei den Wegen des täglichen Lebens helfen. Demir: „Aramäer werden in vielen Bundesländern als Erfolgsmodell in der Integrationsgeschichte angesehen.“

Sportliche und kulturelle Bleibe

„Wir sind stolz darauf, dass wir seit fast 40 Jahren bestehen“, sagte Martin Önverdi. In der Anfangsphase sei es darum gegangen, Aramäern eine sportliche und kulturelle Bleibe zu verschaffen. Heute blühten beide Bereiche: Kirche sowie der Sport- und Kulturverein. „Der Pfingstcup fand zum ersten Mal 1989 in Augsburg statt. Dort haben wir als Aramäer Bietigheim den allerersten Titel gewonnen“, sagte er stolz. Im Folgejahr habe der Titelträger deshalb das zweite Pfingsttreffen in Bietigheim ausgerichtet. 2103 in Wien gewannen die Bietigheimer erneut den Titel. 2014 gab es erneut ein Pfingsttreffen in Bietigheim. Viele der aramäischen Vereine seien heute in der Bezirksliga und in der Kreisliga aktiv.

Drei Jahre lang war das Pfingsttreffen coronabedingt verschoben worden. Am Wochenende wurde die sportlich-kulturelle Begegnung mehr denn je gefeiert. Rund 5000 Aramäer pflegten ihre gemeinsam Wurzeln, erlebten spannende Fußballspiele und hatte ihre Umgebung dazu eingeladen, ihre Kultur noch besser kennenzulernen. 

 
 
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