Arbeiten in Zeiten der Corona-Krise Wo Homeoffice keine Alternative ist

Von Michael Soltys und Frank Ruppert
Bäcker Eberhard Blatter aus Bietigheim-Bissingen hat die Hygienmaßnahmen verschärft. Foto: Werner Kuhnle

Einige Läden dürfen noch öffnen. Die BZ zeigt, wie Friseure, Bäcker, Zahnärzte und Supermärkte mit der Situation umgehen.

Seit Mittwoch ist es laut Rechtsverordnung der Landesregierung einem Großteil der Geschäfte verboten, zu öffnen. Die BZ wirft einen Blick auf die Läden und Anbieter, die noch offen haben dürfen, und fragt, wie sie mit der Situation umgehen.

„Bei unseren Mitarbeitern gibt es derzeit zum Glück keine Krankheitsfälle“, sagt Eberhard Blatter, der zwei Bäckereien in Bietigheim-Bissingen betreibt. Am Hauptstandort in der Stuttgarter Straße habe man aber das Problem, dass viele der umliegenden Einrichtungen wie Schule oder AOK geschlossen sind und deshalb auch weniger Kunden kommen. „Wir desinfizieren jetzt noch häufiger, arbeiten mit Handschuhen, achten auf die strikte Trennung von Bargeld und Ware“, erklärt Blatter. Tatsächlich habe aber auch er Schwierigkeiten beim Desinfektionsmittel-Nachschub. Die Öffnungszeiten will der Firmenchef aber erst einmal nicht ausweiten, obwohl das derzeit möglich wäre. Auch ansonsten habe sich bei ihm nicht viel verändert. Das Sortiment bleibt auch gleich, bei den Auslieferungen habe man aber natürlich die Infektionsschutzmaßnahmen auch erhöht.

In seinem Friseurladen in der Besigheimer Kirchstraße achtet Inhaber Hansjörg Kollar darauf, dass seine Kunden weit genug auseinandersitzen, wenn sie einmal warten müssen. Aber seit kurzem „ist es ohnehin ruhiger geworden“, sagt Kollar. Er arbeitet im Wechsel mit seiner Angestellten, „um eine Schranke gegen das Virus zu errichten“, wie er es ausdrückt, um also zu verhindern, dass zwei Leute gleichzeitig krank werden. Da Friseure für die Gesundheitspflege wichtig sind, sei ihnen noch erlaubt, ihre Kunden zu bedienen. Arbeitsflächen und Werkzeuge werden desinfiziert, den Kunden, die einen Infekt irgendwelcher Art haben, rät er zu Hause zu bleiben.

„Wir arbeiten schon immer mit Maske und Handschuhen.“ Mit diesen Worten beschreibt ein Zahnarzt aus dem Landkreis, der seinen Namen nicht genannt haben will, seine Vorsichtsmaßnahmen. Durch Terminplanung lasse sich verhindern, dass es im Wartezimmer voll wird. Mehrmals täglich lässt er die Türklinken reinigen, vor Corona-Zeiten geschah dies nur einmal am Tag. Rechtzeitig habe er sich noch Desinfektionsmittel besorgen können. Von einer Unruhe unter seinen Mitarbeiterinnen, trotz Corona-Krise den Menschen nahe kommen zu müssen, spürt er nichts. Anderes „regelt sich von alleine“, findet er. Patienten verschieben von sich aus Routinetermine. Und Leute mit Schnupfen sagen von sich aus ab.

Gerade Supermärkte sind derzeit begehrte Ziele. „Wir sind seit drei Wochen im Weihnachtsmodus“, sagt Geschäftsführer Sven Sieber. Fünf Supermärkte in Sachsenheim, Löchgau, Bönnigheim, Aspach und Markgröningen betreibt der Familienbetrieb Edeka Hoffmann und Sieber. Hinzu kommt noch ein Getränkemarkt in Sachsenheim. Momentan kauften die Menschen jeden Tag ein, wie man es sonst nur von der Weihnachtszeit her kenne. „Der Unterschied ist, dass wir vor Weihnachten Zeit haben, uns vorzubereiten und es nach einigen Tagen vorbei ist“, so Sieber. Vor allem Klopapier, aber auch Nudeln und andere Waren seien derzeit sehr begehrt. Mittlerweile habe man von Marktseite aus zum Beispiel schon das Klopapier für Kunden rationiert.

Auch für die 250 Mitarbeiter bedeute der momentane Ansturm eine große Belastung. Man bekomme noch alle Waren zugeliefert, manchmal aber einfach nicht in der Geschwindigkeit, wie sie wieder vom Kunden gekauft würden. Die Zulieferer könnten teilweise wegen begrenzter Lkw-Kapazitäten auch nicht noch häufiger kommen. Durch eine Rechtsverordnung können auch Supermärkte ihre Öffnungszeiten ausdehnen und sogar an Sonntagen verkaufen. Das ist aber für Sieber überhaupt kein Thema. Die Belegschaft arbeite schon jetzt an der Belastungsgrenze, längere Öffnungszeiten kämen da nicht infrage. Sieber hofft, dass bald ein Stück Normalität zurückkehrt auch für seine Mitarbeiter.

 
 
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