Architekt Gerald Erdudatz saniert in Kirchheim Leuchtturmprojekt Elternhaus

Von Uwe Deecke
Architekt Gerald Erdudatz saniert in Kirchheim aktuell sein Elternhaus⇥ Foto: Uwe Deecke

Für Architekt Gerald Erdudatz ist das Projekt in Kirchheim eine Herzenssache.

Es ist sein Elternhaus, in dem der Kirchheimer Gerald Erdudatz mit Blick auf den Ochsengarten am Rathaus aufwuchs. Dann zog er nach Saarbrücken, um dort Architektur zu studieren. Gleichzeitig war in dem Haus aus dem Jahr 1893 zuvor der Stammsitz der Kirchheimer Firma Herzog, die hier ihre Produktion hatte. „Da ist ein bisschen Historismus schon mal erlaubt“, findet der 47-jährige, der jetzt – zurück in der Heimat – mit der Sanierung des Hauses beauftragt ist. Es entsteht hier nämlich das Kirchheimer Massivholz-Quartier. Das Vorhaben ist durchaus als kleines Leuchtturmprojekt zu bezeichnen.

Die Zimmerleute haben ihre Arbeit erledigt und die Massivholzwände und Spitzgiebeldächer wurden mittlerweile errichtet. Bereits 2017 hatte Erdudatz das Projekt erstmals 2017 im Gemeinderat vorgestellt. Seine Familie kaufte die beiden Nachbarhäuser und wird, wenn alles klappt, ab nächstem Frühjahr die acht Wohnungen vermieten können. Darunter ist nach einigem Hin und Her nun auch der neue Polizeiposten im Rohbau fertig, wo Holz allerdings keine Rolle spielt. „Am Anfang hatten wir 100 Quadratmeter geplant, nun sind es 240“, erklärt der Architekt, nachdem auch die Bönnigheimer Polizei hier beheimatet sein wird.

Verbunden mit Rohstoff Holz

Erdudatz verbindet viel mit dem Rohstoff Holz. Sein Vater war Schreiner, er lernte bei einem örtlichen Zimmermann und ging dann mit 20 Jahren ins Saarland. 20 bis 30 Massivholzhäuser hat er bereits geplant, darunter auch Anbauten und kleinere Gebäude. Und er setzt auf Nachhaltigkeit. Anders als bei den üblichen Fertighäusern sind die fünfschichtigen Wände auf eine lange Haltbarkeit ausgelegt. Die drei Häuser bekommen eine „KfW 40 plus“-Förderung, ein Wert, „für den man sonst viele Kopfstände machen muss“, weiß Erdudatz. Das geht freilich nur mit einer Außendämmung, die später noch auf die Wände kommt. Drinnen bekommt das Gebäudeensemble günstige Nahwärme in die Fußbodenheizung. Auch Photovoltaik kommt auf die Dächer.

In seinem kleinen Büro in Saarbrücken bewältigt der Architekt den aktuellen Bauboom, der im Saarland ebenso existiert wir hier, auch mit verrückten Sachen wie Häuser mit Textilfassaden. In Kirchheim legt er selbst Hand an und ist oft auf der Baustelle, die eigentlich in diesem Jahr fertig werden sollte. Die Tiefgarage, die nun doch nicht kommt, habe ihn allein ein halbes Jahr gekostet, verrät Erdudatz. Vom Preisaufschwung beim Holz blieb er noch verschont, doch es gebe aktuell überall Engpässe und Lieferprobleme. Aktuell spürt er diese bei der Dämmung.

Ein bisschen Nostalgie muss natürlich auch sein. Der alte Türstein mit der Jahreszahl wird wieder über den Eingang kommen, und auch der Stein mit einer Brezel, die beim Nachbargebäude auf einen Bäcker verwies, soll sichtbar bleiben. Eine gusseiserne Stütze der Firma Herzog soll ebenfalls im kleinen dreieckigen Atrium in der Mitte wieder ihre Funktion erfüllen.

Zunächst weiter in Saarbrücken

Einziehen wird der 47-jährige Familienvater Erdudatz hier bei allem Engagement aber vorerst nicht. Es bleibt bei der Stadtvilla in Saarbrücken, wo er mit seinem Team arbeitet und seine Familie lebt. Seine Erinnerungen ans Elternhaus bleiben, bis hin zu einem Hochwasser, das es hier einmal in seiner Kindheit gab. Damals sei er mit dem Schlauchboot rausgefahren, weil alles bis zum Rathaus überschwemmt war, erinnert er sich.

Mittlerweile ist so etwas aber kaum noch möglich, nachdem die Nachbarkommune Bönnigheim an einem Rückhaltebecken arbeitet, das den Mühlbach zähmen soll. Das neue Polizeirevier wird daher sicher trocken bleiben. ⇥

 
 
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