Archiv Der neue Herr der Akten

Von Von Uwe Mollenkopf
Der neue Stadtarchivar Dr. Christoph Florian im Magazin mit einem Quellenband aus dem 18. Jahrhundert.⇥ Foto: Helmut Pangerl

Dr. Christoph Florian hat zum Jahresbeginn die Leitung in Bietigheim-Bissingen übernommen und ist dabei, sich einzuarbeiten.

Christoph Florian ist derzeit viel im Magazin des Bietigheimer Stadtarchivs zu finden. Der 54-Jährige hat zu Jahresbeginn die Leitung des „städtischen Gedächtnisses“ übernommen und ist nun dabei, sich mit dessen Beständen vertraut zu machen. Das tut er am liebsten, indem er nicht nur ins digitale Findbuch schaut, um zu sehen, was es alles an Beständen gibt, sondern die alten Akten und Urkunden auch mal aus den Regalen nimmt und anschaut. „Da hat man Geschichte in der Hand“, so der neue Archivleiter.

Er kann dabei auf die gute Arbeit in der Vergangenheit aufbauen. „Das Archiv befindet sich in einem hervorragenden Ordnungszustand“, sagt Florian. Es wurde lange Jahre von Stadtarchivar Stefan Benning geführt, nach dessen Wahl zum Leiter des Kultur- und Sportamts Anfang 2013 war die Stelle unbesetzt geblieben. Benning teilte sich die Aufgabe mit Sonja Eisele. Im vergangenen Jahr hatte sich die Stadt dann zu einer Neubesetzung entschlossen. Ein Grund waren die zunehmenden Herausforderungen durch die Digitalisierung.

Experte fürs Spätmittelalter

Der Umgang mit digitalen Daten, beispielsweise E-Mails, sei eine neue Aufgabe, mit der sich die Archive überall beschäftigen müssten, sagt Christoph Florian. Es gehe darum, wie diese Daten gespeichert und ihre Lesbarkeit erhalten werden könne. Er verdeutlicht das Problem anhand von Word-Dateien, die, wenn man sie mit späteren Word-Formaten öffne, unter Umständen nicht mehr richtig dargestellt werden. Man müsse dafür sorgen, dass es „nicht irgendwann ein schwarzes Loch in der Überlieferung“ gebe, so der Stadtarchivar, der zuvor in Böblingen gearbeitet hat.

Noch gebe es dafür kein Patentrezept, wenngleich vielversprechende Ansätze. „Das wird ein großes Thema sein“, so der Stadtarchivar, der entsprechende Strategien entwickeln will.

Darüber hinaus will Florian auch Forschung betreiben. Das Stadtarchiv in der Lateinschule mit seinen Beständen ab 1350 und den Teilortsarchiven biete reichhaltige Quellen über die Vergangenheit. Zu seinen Steckenpferden zählen die Flurnamenforschung, die Erforschung der Gewässer und das Spätmittelalter. So hat er auch über ein spätmittelalterliches Thema promoviert, nämlich über Graf Eberhard den Milden von Württemberg, der von 1392 bis 1417 regierte. Grundsätzlich lägen ihm aber auch alle anderen historischen Abschnitte am Herzen: gewissermaßen vom Faustkeil bis zum Mikrochip.

Über die eigene Forschungsarbeit hinaus will Christoph Florian Menschen, die im Archiv forschen wollen – ob Hobbyhistoriker oder Wissenschaftler – bei ihrem Vorhaben unterstützen. Generell will er den Bürgern das Archiv näherbringen, etwa in Vorträgen, Führungen und Kooperationen, zum Beispiel mit dem Stadtmuseum Hornmoldhaus. Das habe er bereits in seiner Zeit als Böblinger Stadtarchivar gerne getan. Vieles sei auf diesem Gebiet in Bietigheim aber auch schon geleistet worden, lobt der neue Archivchef der Arbeit seiner Vorgänger. So sollen auch die Publikationen zur Stadtgeschichte in gewohnter Weise fortgeführt werden.

 
 
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