Asperg „Ein Theater direkt vor der Haustür“

Von Petra Neset-Ruppert
Sie gehören zum Team der ehrenamtlichen Helfer des Glasperlenspiels in Asperg und machen mit ihrer Arbeit Kultur vor Ort zu einem kleinen Preis erlebbar (von links): Margarete Bangert, Siglinde Kalkoff, Irene Meyn, Klaus Bühlmeyer und Roswitha Kuhbach. Foto: /Oliver Bürkle

Ein vielfältiges Programm bietet das Glasperlenspiel in Asperg – und das komplett im Ehrenamt. Wie das geht haben die Helfer der BZ erzählt.

Mitten im Herzen der Gemeinde, nahe der Michaelskirche liegt das Theater – ein Saal mit einer Bühne und Platz für bis zu 150 Personen. Ein Programm, dass für jeden Kulturgeschmack etwas bietet – vom Kabarett bis Jazz, von Theatereigenproduktionen bis Kindertheater. Und doch ist das Glasperlenspiel in der Kelterstraße keine gewöhnliche Kulturstätte, denn hier sind rund 60 Helfer ehrenamtlich im Einsatz, um den Menschen aus der Umgebung ein vielfältiges Kulturprogramm zu möglichst kleinen Preisen zu bieten. Damit Kultur für alle erleb- und bezahlbar wird.

„Es macht Spaß. Ich wollte einfach auch mal den Kulturbetrieb von der anderen Seite erleben, nicht nur als Zuschauerin“, sagt Roswitha Kuhbach. Sie kam nach der Coronazeit zum Glasperlenspiel in Asperg und ist die erste Vorsitzende des Vereins. Über eine Anzeige wurde die Kornwestheimerin auf die ehrenamtliche Arbeit im Glasperlenspiel aufmerksam. Eigentlich sollte sie an der Kasse arbeiten, landete dann aber schnell an der Theke.

„Ich war wirklich schnell im Verein integriert. Die Arbeit ist wirklich eine Bereicherung“, sagt Kuhbach. Besonders gefalle ihr der direkte Kontakt mit den Künstlern. „Es ist schon interessant, zum Beispiel einen Wommy Wonder zu sehen, bevor er zur Sie gestylt wird.“ 1987 gründete Horst Maßholder das Theater. Der mittlerweile verstorbene Gründer brachte einige Kulturinteressierte aus seinem Umfeld zusammen und begann in der alten Scheune des Pfarrhauses das Glasperlenspiel.

Den Namen erhielt das Theater in Anlehnung an den gleichnamigen Roman von Hermann Hesse. „Damals war Ludwigsburg und die Umgebung noch eine Kulturwüste“, erzählt Irene Meyn, die seit 1994 aktiv im Verein ist und davor regelmäßig das Glasperlenspiel als Zuschauerin besuchte.

Freundschaften entstehen

Bereits 13 Theatergruppen hat Meyn im Glasperlenspiel begleitet. Sowohl auf, als auch vor der Bühne, als Souffleuse. Seit 1981 lebt sie in Asperg und genießt es „ein Theater direkt vor der Haustür“ zu haben. Die Arbeit im Glasperlenspiel ist auch für sie die Möglichkeit, mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen. „Und über die Jahre sind auch Freundschaften mit den verschiedenen Teilnehmern entstanden“, sagt Meyn.

Als Techniker, an der Theke und an der Abendkasse sind die Ehrenamtlichen im Einsatz. Manchmal ist Margarete Bangert bis zu drei Mal am Wochenende für das Glasperlenspiel im Einsatz. Sie koordiniert die Abendkasse und gibt auch selbst die Karten für das Kulturprogramm heraus. Seit mehr als zehn Jahren ist die Bissingerin für die Spielstätte im Einsatz. „Ich bin schon immer als Gast im Theater gewesen und irgendwann hatte mich mal jemand angesprochen, ob ich nicht mithelfen mag“, erinnert sich Bangert. Nach einem Kennenlernen beim Helfertreffen blieb sie und möchte seither die Arbeit im Glasperlenspiel nicht missen.

Wie viele bunte Glasperlen kommen die Ehrenamtlichen in Asperg zusammen und unterstützen die Kulturarbeit der Spielstätte. „Unser Team ist ganz bunt gemischt“, sagt Klaus Bühlmeyer, Kassenwart des Vereins. Seit 2011 kümmert er sich um die Finanzen des Vereins. „Wir müssen keine Gewinne erzielen. Nur die Kosten müssen gedeckt sein. Bei größeren Ausgaben unterstützt uns die Stadt Asperg“, sagt Bühlmeyer. In diesem Jahr hat die Spielstätte eine neue Tontechnik erhalten, im Jahr davor wurde mit viel Eigenleistung die Fassade des historischen Gebäudes erneuert.

Zu tun gibt es immer etwas. Rund eineinhalb Jahre im Voraus muss das Programm des Glasperlenspiels geplant werden. Die Herausforderung: Für jeden soll etwas dabei sein und bezahlbar muss es bleiben. Doch das gelinge seit vielen Jahren eigentlich sehr gut und das Asperger Glasperlenspiel sei auch über den Kreis hinaus bekannt, so Bühlmeyer. Zahlreiche Preise für die eigenen Theaterproduktionen sowie mittlerweile bekannte Künstler, die gerne an ihre frühen Wirkungsstätten zurückkommen, machen es möglich.

Überkommunales Publikum

„Unser Publikum ist überkommunal. Die Reichweite geht sogar bis Frankfurt“, sagt der Kassenwart. Auch für so manchen Künstler bot das Glasperlenspiel ein Sprungbrett für einen Weg in die Theaterwelt: „Wir hatten mal einen jungen Mann in der Theatergruppe. Er hat im Stück ‚Kein Platz für Idioten’ mitgespielt“, erinnert sich Irene Meyn. Dieser junge Mann hatte die Glasknochenkrankheit. Alle mussten sich erst einmal an den richtigen Umgang herantasten. „Aber das Stück war klasse und danach hatte der junge Mann Engagements im Theater der Altstadt in Stuttgart und in Crailsheim“, sagt Meyn.

„Wir freuen uns immer, wenn uns noch mehr Leute unterstützen, entweder als ehrenamtliche Helfer im Theaterbetrieb oder auch als Mitglied im Verein“, erklärt Bühlmeyer. Knapp 200 Mitglieder unterstützen das Asperger Glasperlenspiel momentan mit ihrer Mitgliedschaft. „Es macht auf jeden Fall eine Menge Spaß und ist ein nicht so alltägliches Ehrenamt“, sagt die Vorsitzende Roswitha Kuhbach. Wer sich noch nicht sicher sei, könne auch gerne erst mal eine Veranstaltung besuchen.

Ehrenamt im Glasperlenspiel Asperg

Wer sich auch vorstellen kann beim Glasperlenspiel mitzuarbeiten, kann sich per E-Mail an buero@glasperlenspiel.de melden und auch gerne schon mitteilen welcher Aufgabenbereich sie interessiert. Von der Theke, über die Kasse bis hin zur Technik oder Theatergruppe ist alles möglich. „Vorkenntnisse braucht es keine, wir lernen ausführlich ein“, verspricht Klaus Bühlmeyer.

 
 
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