Asperg Tödliche Schüsse: Weitere Verdächtige festgenommen

Von Frank Ruppert
Am Tatort wurden Blumen, Bilder und Kerzen abgelegt um an die Opfer zu erinnern. Foto: /Oliver Bürkle

Die Polizei hat nach den tödlichen Schüssen in der Nacht zum Samstag drei weitere junge Männer festgenommen. Die zwei 17- und ein 27-Jähriger wurden in Möglingen geschnappt. Ursache für die Tötung eines 18-Jährigen und die schwere Verletzung eines Gleichaltrigen ist laut Polizei wohl ein lokaler Konflikt.

Der Schock über die tödliche Schießerei neben einer Turnhalle mitten im Ort hält weiter an. Es ist nach dem Mord an der 17-jährigen Tabitha bereits das zweite Gewaltverbrechen, das die Stadt innerhalb von zehn Monaten erschüttert. Und wieder traf es einen jungen Menschen. In der Nacht zum Samstag waren ein 18-Jähriger durch Schüsse tödlich und ein Gleichaltriger schwer verletzt worden.

Am Samstagabend gab die Polizei bekannt, einen Verdächtigen vorläufig festgenommen zu haben. „Dieser schnelle Fahndungserfolg ist den intensiven Ermittlungen der Sonderkommission ‚Goethe’ zuzuschreiben“, teilten Staatsanwaltschaft und Polizeipräsidium mit. Der 20 Jahre alte Mann war im Zuge der Ermittlungsmaßnahmen früh in den Fokus der Kriminalpolizei gerückt. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Stuttgart erfolgte am Samstag gegen 18.35 Uhr in Asperg durch Spezialeinheiten des Polizeipräsidiums die vorläufige Festnahme des Tatverdächtigen, der sich widerstandslos festnehmen ließ. Seine Wohnung wurde durchsucht. Auch ein Auto wurde beschlagnahmt.

Festnahmen in Asperg

Am Montag konnte die Polizei mit ihrer 40-köpfigen Sonderkommission dann einen weiteren Erfolg vermelden. Spezialeinheiten des Polizeipräsidiums Einsatz nahmen in Möglingen drei weitere Menschen vorläufig fest, die verdächtigt werden, an dem vollendeten und dem mutmaßlichen versuchten Tötungsdelikt von Samstag in Asperg beteiligt gewesen zu sein. Bei den Verdächtigen handelt es sich um zwei 17-jährige, männliche Jugendliche und einen 27 Jahre alten Mann. Die Festnahmen und anschließenden Durchsuchungsmaßnahmen fanden am Montag statt und wurden unter anderem auch von der Polizeihundeführerstaffel des Polizeipräsidiums Ludwigsburg unterstützt.

Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Stuttgart wurden die drei Männer am Dienstag dem zuständigen Haftrichter vorgeführt. Dieser erließ Haftbefehle wegen Totschlags und versuchten Totschlags gegen die beiden 17-Jährigen und den 27-Jährigen, setzte diese in Vollzug und wies die Tatverdächtigen in verschiedene Justizvollzugsanstalten ein.

Ursache: lokaler Konflikt

Gemäß den bisherigen Ermittlungen der Sonderkommission „Goethe“ könnte ein lokaler Konflikt untereinander zu der Tat geführt haben. Drei der vier bislang festgenommen Tatverdächtigen seien polizeibekannt. Um welche Art von Konflikt es sich zwischen den jungen Männer handelte und wie viele Schüsse abgegeben wurden, wollte die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen am Dienstag nicht mitteilen.

Medienberichte über einen Kugelhagel kommentierte eine Sprecherin am Mittwoch nur insoweit als sie der ursprünglichen Mitteilung „mehrerer Schüsse“ nichts hinzuzufügen habe.

Das Polizeipräsidium Ludwigsburg hat bereits direkt nach der Tat Präsenzmaßnahmen in Asperg erhöht und wird diese bis auf Weiteres fortführen. Das betrifft nach Auskunft des Polizeipräsidiums Ludwigsburg den gesamten Ort.

Wie es dem verletzten 18-Jährigen geht, konnte die Ludwigsburger Polizei am Dienstag nicht sagen. Eine Sprecherin erklärte lediglich, dass er sich nach ihrer Kenntnis noch im Krankenhaus befinde.

Betroffenheit im Ort ist groß

Für den Asperger Bürgermeister Christian Eiberger, der wenige Stunden nach den Schüssen schon am Tatort war, sind die Ermittlungserfolge der Polizei wichtig, um das angekratzte Sicherheitsgefühl der Bürger wieder herzustellen. „Man fragt sich natürlich schon, wie es zu so einer Eskalation kommen kann“, sagt Eiberger. Gerade bei den Jugendlichen im Ort sei die Betroffenheit groß, weil sich viele untereinander oder über mehrere Ecken kennen.

Für Jugendliche und junge Erwachsene hat die Stadt deshalb im Jugendhaus, Seestraße 2, einen „Raum der Stille“ eingerichtet. Die Jugendarbeit bietet ihn zum Reden, Nachdenken oder um zur Ruhe zu kommen an. Auch der Tatort, an dem Blumen, Bilder und Kerzen abgelegt wurden, werde vorerst nicht angerührt, um den Menschen einen Ort der Trauer zu lassen. Eiberger hofft dass auch die spürbar erhöhte Polizeipräsenz das Sicherheitsgefühl wieder verbessert.

Mit den Familien der Opfer hat der Bürgermeister noch keinen Kontakt aufgenommen. Wie bei Tabitha wolle er der Familie zunächst Zeit geben und dann später ein Gesprächsangebot unterbreiten.

 
 
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