Asyl in Ingersheim 27 Geflüchtete wohnen privat

Von Jörg Palitzsch
Den Bau einer weiteren Flüchtlingsunterkunft im Gröninger Weg will Bürgermeisterin Lehnert vermeiden, so lange es geht. Foto: Martin Kalb

Bürgermeisterin Lehnert will eine Unterbringung in den Gemeindehallen vermeiden, ebenso den Bau einer weiteren Flüchtlingsunterkunft im Gröninger Weg.

In den Vorberatungen zum Haushaltsplan 2023 ging Bürgermeisterin Simone Lehnert am Dienstag auch auf das Thema Geflüchtete ein. Nur durch die große Bereitschaft der Ingersheimer, Wohnraum an die Gemeinde für die Unterbringung zu vermieten, könne man vermeiden, dass Geflüchtete in den beiden Gemeindehallen untergebracht werden müssten.

Derzeit hat die Gemeinde laut Lehnert zwei Häuser und sechs Wohnungen im Ort für Geflüchtete angemietet. Darin wohnen derzeit 27 Personen, zusätzlich habe es in den gemieteten Objekten noch Platz für weitere 51 Menschen. In den gemeindeeigenen Unterkünften leben derzeit im Gröninger Weg 40 Personen, dort wären bei Vollauslastung 66 Plätze möglich, in der Enzstraße 21 Personen und in der Blumenstraße acht. „Das bedeutet, dass wir theoretisch für das Jahr 2023 mit den angemieteten Objekten und dem Gröninger Weg mit bis zu 70 Plätzen noch genug Kapazitäten haben“, so die Bürgermeisterin.

Anmietung verknappt Wohnraum

Allerdings würden die absoluten möglichen Belegungszahlen nie genau stimmen, da man bei der Belegung darauf achten müsse, dass nicht alle Menschen zusammen in einer Wohnung leben könnten. „So gibt es alleinstehende Männer, die man nicht mit einer Familie mit kleinen Kindern unterbringen kann“, nennt Lehnert ein Beispiel. Deshalb werde bei der Belegung darauf geachtet, möglichst die Zusammensetzung stimmig zu halten, um Konflikten vorzubeugen.

Die Kosten für die Anmietungen der Wohnungen und Häuser belaufen sich derzeit auf rund 140 000 Euro jährlich. Bei einer Vollbelegung, also wenn alle Wohnungen und Häuser gemäß dem Belegungsschlüssel belegt sind, erhält die Gemeinde vom Landratsamt 134 700 Euro erstattet. Durch die Anmietung verschärfe sich jedoch der Wohndruck in der Gemeinde, so Lehnert weiter. Deshalb werde die Vermarktung der gemeindeeigenen Baugrundstücke für den Mehrgeschosswohnungsbau „In den Beeten II“ vorangetrieben, um Wohnraum zu schaffen und die Gemeindefinanzen zu verbessern. Den Bau einer weiteren Flüchtlingsunterkunft am Ortsrand im Gröninger Weg will die Bürgermeisterin vermeiden, so lange es geht. „Ein Neubau würde uns finanziell weiter schwächen und notwendige andere Investitionen verzögern oder unmöglich machen“, so Lehnert.

Zudem sei die Integrationsarbeit einfacher zu bewältigen, wenn die Menschen dezentral, also im Ort, untergebracht seien. Lehnert: „Das Ziel muss sein, dass die meisten der Geflüchteten selbstständig werden, eigene Wohnungen beziehen, in Arbeit kommen und damit auch wieder die Unterkünfte verlassen. Es muss viel mehr danach geschaut werden, dass die Menschen sich in die Gesellschaft eingliedern, als am Ortsrand Unterkünfte zu erweitern.“

Es fehlt an Betreuern

Dafür sei die derzeitige Sozialarbeiterin, die Integrationsbeauftragte des Landkreises, jedoch zu sehr überlastet. Sie betreue im Normalfall rund 30 Personen, derzeit ist sie für alle Geflüchtete in Ingersheim zuständig. So könne nach Ansicht der Bürgermeisterin keine gute Betreuung stattfinden. Deshalb brauche es einen neuen Arbeitskreis Asyl, der frühere Arbeitskreis hat sich im Juli 2022 aufgelöst.

Ein erstes Treffen möglicher Interessenten, Vertretern der Gemeinde, der evangelischen Kirchengemeinde und der ökumenischen Fachstelle Asyl Ludwigsburg findet nun am 9. März um 19 Uhr im Rathaus statt. Die Aufgaben des neuen Kreises: Geflüchteten Themen des täglichen Lebens zu vermitteln, Anschluss zu ermöglichen und eine Ansprache bieten. Unterdessen ist sich Simone Lehnert sicher, dass die Flüchtlingszahl größer denn je ist und der Strom nicht so rasch abreißen werde. „Durch die Naturkatastrophe in Syrien und der Türkei werden es eher noch mehr Menschen werden, und der Krieg in der Ukraine dauert auch weiter an“, so die Bürgermeisterin.

 
 
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