Ist dies eine Besenwirtschaft? Die langen Tische und Bänke sind dicht besetzt mit Besuchern, viele lassen sich Schweinebraten oder Wurstsalat schmecken. Aber nein, gleich hebt sich der Vorhang. Im kuscheligen kleinen Theaterhaus im Affalterbacher Ortsteil Wolfsölden startet eine Aufführung von „Underkoffer“, einem Stück, das in zwei Akten Menschlich-Allzumenschliches zeigt, rasante und witzige Szenen und ein paar Überraschungen. In der Komödie, geschrieben von Luca Römer und Vinzenz Steiner, sorgen die drei Schauspielerinnen und drei Schauspieler der Affalterbacher Theaterfreunde unter der Regie von Silke Staudenmaier-Raddatz für einen kurzweiligen, unterhaltsamen Abend.
Aufführung der Theaterfreunde Die Drogenkönigin aus Affalterbach
Die Affalterbacher Theaterfreunde „Die Lemberger“ bieten mit ihrer neuen Komödie witzige Unterhaltung.
Das Stück beginnt mit einem Knaller: Robert Havermann, verkörpert von Dominic Stuis, möchte gemütlich in den Tag starten. Doch „Alexa“, die digitale Assistentin, macht nicht mit, spielt ein anderes Lied als ihr aufgetragen, nämlich „Love“. Ein Transparent an der Wand, das den „10. Hochzeitstag“ ankündigt, stürzt Robert in Verlegenheit. Obwohl Ehefrau Sarah, gespielt von Jacqueline Storz, großen Wert auf Hochzeitstage legt, hat er den glatt vergessen – und auch kein Geschenk!
Hektisch versucht Robert, seine erwartungsfrohe Gemahlin hinzuhalten. Er organisiert seinen Freund Sigi, Florian Fischer gibt diesen schrägen Typen. Der weiß Rat: Im Ort findet eine Versteigerung statt – verlorene Gepäckstücke mit Inhalt. Allerdings kann man erst nach dem Erwerb in den Koffer schauen.
Da hängt der Haussegen schief
Die Komödie gewinnt zusätzlich an Fahrt mit den beiden Trauzeugen, die zum Jubiläum eingeladen wurden: Charlotte und Felix, früher verheiratet, seit einiger Zeit geschieden, gespielt von Anika Scheck und Fredric Gushurst. Ihr Eintreffen, ihre heftige Abneigung gegeneinander und ihre eigenwilligen Charaktere sorgen für komische Momente. Als Sigi dann glücklich den Überraschungskoffer als Roberts Geschenk anschleppt, entpuppt das Gepäckstück sich als eine Riesenttäuschung: nur wertloser Inhalt, Meersalz, eine Unterhose, Autogrammkarten von den Flippers, ein scheinbar harmloser Wasserkocher. Der Haussegen zwischen Robert, dem „Honigkäfer“, und Sarah, dem „süßen Zuckerböhnchen“, hängt schief.
Im zweiten Akt mühen sich Robert und Sigi, die Situation zu retten. Es kommt zu unerwarteten Wendungen. Da tritt die zunächst freundlich-betuliche Rentnerin Doris Schneeberger auf, gespielt von Gabriele Küster-Schumann. Wie Sigi will sie den Koffer - „s isch für meine Enkele“ – doch urplötzlich entpuppt sie sich als „Drogenkönigin von Affalterbach“. Und das bleibt nicht der einzige Coup. Am Ende von „Underkoffer“ bekommt zumindest Robert eine zweite Chance.
Starke Leistungen
Alle sechs Darsteller spielen engagiert und gekonnt. Dominic Stuis verkörpert glaubwürdig den aufgeschreckten, beflissenen Ehemann, Jacqueline Storz die liebevolle Ehefrau, unermüdlich bereit, bei „meinem ’onigkäfer“ die ersehnte Romantik zu entdecken. Florian Fischer als Sigi stolpert und schwankt konfus durch die Szenen. Anika Scheck stolziert als Trauzeugin Charlotte mit Power über die Bühne, verbreitet einen Hauch mondäner Welt mit ihrem „Mantel aus glücklich gezüchteten Bionerzen“. Frederic Gushurst als Felix mimt einen Drogenfahnder mit einer halbseidenen Aura. Geradezu aufdringlich liebenswürdig spielt Gabriele Küster-Schumann die Rentnerin. Allesamt starke Leistungen, für die es zum Schluss verdienten Applaus gibt.
Alfred Leiensetter, Chef der Theaterfreunde und bei früheren Aufführungen auch mit auf der Bühne, zieht zufrieden Bilanz: Seit der Vorverkauf im Dezember begonnen habe, seien schon fast alle Vorstellungen in kurzer Zeit ausverkauft. Reger Zuspruch also für die kuschelige Bühne am Waldrand von Wolfsölden. Nur einen Wunsch für die Zukunft hat Leiensetter: „Wir würden eine junge Frau, die die klassische Tochterrolle spielen könnte, gerne willkommen heißen.“
„Underkoffer“ wird jeden Samstag gespielt, zum letzten Mal am 26. April. Informationen unter: www.theaterfreunde-affalterbach.de.