Aufführung in Besigheim Am Rande des Verstands

Von Sandra Bildmann
„Warten auf Godot“ beim Theaterfestival. ⇥ Foto: Martin Kalb

Das Theater Rampenfieber zeigte eine absurde Version des Stücks „Warten auf Godot“.

Man versteht es nicht. Man weiß nicht, ob ein Verstehen überhaupt im Bereich des Fassbaren ist. Es ist absurd. Manchmal sind es nur Konturen einer Thematik. Es verwirrt. Es soll so sein.

All das ist, was Boris Hauck fasziniert. Zuständig für die Programmgestaltung des in der Pandemie gegründeten Theaters Rampenfieber will er der Besigheimer Kulturlandschaft das anbieten, was seiner Meinung nach bislang fehlte. „Theater am Puls der Zeit“ nannte der Verein sein dreitägiges Festival, das am Samstagabend mit der Aufführung einer Kurzfassung von Samuel Becketts „Warten auf Godot“ und seinem Monolog „Nicht ich“ zu Ende ging. Es ist absurdes Theater, von dem der Autor selbst nicht erwartete, dass es verstanden werden sollte.

Dimensionen, die nichts miteinander zu tun haben und sich dennoch überlappen. Worte, die Fragen aufwerfen und Antworten geben, nach denen nie gefragt wurde. Verwirrung, kolossale Überforderung und doch eine Erhebung des Verstandes. „Das moderne Theater befreit die Seele“, sagt Hauck dazu. Auch diese Ansicht mag sich einreihen in das Thema des Abends: moderne Psychologie.

Dazu passt der Raum, den das Theater am Wochenende bespielte. Im Fritz-Areal, einem ehemaligen Fabrikgebäude, darf der Verein derzeit leerstehende Räume nutzen. Die Atmosphäre beinahe intim – mit den rund 20 Zuschauern war der Raum nahezu voll besetzt. Ein „unfertiger Ort“, wie Boris Hauck ihn beschreibt, passe so sehr in den Gesamtzusammenhang mit den Stücken; man wisse nicht, was passiere.

Der Zeitgeist soll das Programm zusammenhalten. Widergespiegelt durch unterschiedliche performative Ausprägungen und Themen, aber stets mit Relevanz des Hier und Heute. Während an den ersten beiden Festivaltagen Schauspieler des Vereins auf der Bühne standen und sich unter anderem mit der Corona-Zeit auseinandersetzten, traten am Samstagabend Gastschauspieler auf. Das junge Quartett mit Henry Radtke, Lukas Eisenschmid, Tina Galinsky und Katharina Link erhielt für seine Darbietung reichlich Applaus.

Info Das nächste Festival des Theaters Rampenfieber ist vom 6. bis 8. Mai im Biergarten des Casablanca geplant, mit dabei „King Lear“ und ein Abend im Zeichen von Liebesgedichten und Musik.

 
 
- Anzeige -