Aufräumaktion in Bietigheim-Bissingen Zwischen Schnapsflaschen, Benzinkanistern und Autoreifen

Von Rena Weiss
Bei ihrer Müllaktion sammelte Bettina Weigel (rechts) mit Bekannten und Freuden Unrat entlag der Bahnstrecke von Bietigheim Richtung Großsachsenheim auf.⇥ Foto: Martin Kalb

Bettina Weigel lud Freiwillige ein, Bietigheim-Bissingen von wildem Müll zu befreien.

„Wenn ich mit den Kindern morgens und nachmittags gelaufen bin, habe ich links und rechts alles voll mit Müll gesehen“, sagt Bettina Weigel über den ersten Impuls für ihre regelmäßigen Aufräumaktionen in Bietigheim-Bissingen. Gemeinsam mit Yvonne Fuchs kümmert sich Bettina Weigel um das Projekt „Bus auf Beinen“ der Waldschule Bissingen (die BZ berichtet). Täglich sei ihr dabei der Müll auf der Strecke zur und von der Schule aufgefallen. Das wollte sie ändern und veranstaltete vergangenen Sommer ihre erste Aufräumaktion. Am Freitag fand eine Weitere statt.

Neun Helfer

„Ich habe mal wieder Glück mit dem Wetter“, sagt Weigel noch am Freitagmittag. Eine Aktion Anfang August war buchstäblich ins Wasser gefallen, doch für Freitag war Bettina Weigel optimistisch. Zwei Mütter, die sie von der Waldschule kennt, haben mit ihren Kindern zugesagt, eine Freundin wollte ebenfalls mit ihren beiden Kindern helfen sowie eine Frau aus der Nachbarschaft. „Vielleicht kommen auch ein paar spontane Freiwillige“, hoffte Weigel am Mittag.

Ihr Wunsch wurde zwar nicht erfüllt, dennoch waren neun fleißige Helfer erschienen, „trotz miesem Wetter“, freute sich Weigel. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen: „In einer Stunde haben wir drei große schwarze Müllsäcke gefüllt.“ Zwei Greifer gingen dabei sogar kaputt. Das lag jedoch nicht an der Qualität der Greifer, wie Bettina Weigel erklärt, sondern an dem Gewicht und den scharfen Kanten mancher Gegenstände. „Was wir zwischen all dem ‚normalen’ Müll gefunden haben, sind einige leere Schnapsflaschen, einen silbernen Spoiler eines Autos, zwei Autoreifen und einen aufgesprengten zerfetzten Benzinkanister.“ Ein weiterer Fund erschreckte die Gruppe: Auf einem Handtuch liegend, fanden sie eine tote Katze. „Das machte uns alle sehr traurig.“ Weigel kontaktierte eine Bekannte, die ehrenamtlich bei dem Tierschutzverein Tierengel arbeitet. „Sie sind dann noch in der Nacht dorthin gefahren und haben das Tier eingesammelt, um über die Kennzeichnung die Besitzer informieren zu können.“

Die Gruppe traf sich am Friedhof Sankt Peter und sammelte den Weg entlang der Bahngleise bis hin zum Lidl und der Schule Müll auf, den andere achtlos wegwarfen. Die Bissingerin ist nicht nur beim „Bus auf Beinen“ und mit ihrem Aufräumaktionen aktiv, sondern leitet zudem die Glücks-AG an der Waldschule. Durch ihre Arbeit in der Schule habe sie gemerkt, dass seit diesem Jahr gerade auf Schulwegen die ein oder andere Bäckertüte achtlos weggeworfen wurde. Das liegt ihrer Einschätzung nach an der Pandemie, denn durch diese sind die Mensas nicht in vollem Maße offen.

Mit der Glücks-AG hat Bettina Weigel ihre erste Putzaktion gemacht. „Es hat den Kindern riesig Spaß gemacht“, sagt Weigel, „außerdem achten sie nun viel mehr darauf, bei sich und bei anderen.“ Als sie mit ihrer Glücks-AG Blätter sammelte, sagte eine Fünftklässlerin zu Bettina Weigel: „Wir brauchen noch eine Tüte, falls wir Müll sehen.“ Dieses Bewusstsein für Umweltverschmutzung und Müll sei ihr wichtig.

Zusätzliche Motivation erhielt sie beim letztjährigen Sommerferienprogramm ihres Unternehmens Wundervoll. „Die Kinder haben mich drauf angesprochen, dass sie gerne noch mal eine Putzaktion machen wollen.“ Bei der ersten Aktion sei die Gruppe noch ganz unbedarft nur mit Mülltüten losgezogen, mittlerweile gibt es Greifzangen und Handschuhe. „Ich finde es so toll, wenn sich die Kinder dafür begeistern, draußen an der Luft etwas für uns und den Planeten zu tun und sich dadurch als Gemeinschaft fühlen.“ Gerade jetzt, wenn man sich nicht umarmen darf und die Gesichter hinter den Masken nicht sieht, sei es wichtig, dieses Gemeinschaftsgefühl wieder zu wecken, findet Bettina Weigel. Deswegen plant sie bereits die nächste Aufräumaktion für Ende März. Trotz Ärger über den vielen Müll und die Unachtsamkeit einiger, habe die sinnvolle Arbeit der Aufräumgruppe viel Spaß gemacht, fasst Bettina Weigel zusammen.

 
 
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