Ausgrabungen in Bietigheim Burggraben wurde zeitweise zur Jauchegrube

Von Uwe Mollenkopf
Die Grabungen auf dem Gelände nördlich der Kelter sind beendet, jetzt gehen die Bauarbeiten für ein Wohngebäude weiter. Foto: /Oliver Bürkle

Die archäologischen Grabungen nördlich der Kelter sind abgeschlossen. Entdeckt wurden historische Keller, Brandmaterial sowie Keramik- und Ofenkachelfragmente.

Nach den Archäologen dürfen jetzt wieder die Bauarbeiter ran: Seit dem 22. Februar sind die mehrmonatigen Grabungen an der Turmstraße, nördlich der Bietigheimer Kelter, die von der Firma Südwest-Archäologie ausgeführt worden waren, beendet, und die Arbeiten zur Erstellung neuer Wohnungen auf dem Areal können weitergehen. Die Untersuchungen brachten neue Erkenntnisse über das unmittelbare Vorfeld der mittelalterlichen Bietigheimer Burg, die vermutlich Ende des 13. Jahrhunderts von einem Heer unter Graf Eberhart dem Erlauchten von Württemberg zerstört worden war.

Burggraben war fünfeinhalbMeter tief und zwölf Meter breit

Der Burggraben stellte den ältesten Befund auf der Fläche dar, erläutert Dr. Dorothee Brenner, die zuständige Gebietsreferentin im Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart. Die Grabungen lieferten Aussagen über sein Aussehen: „Die Nordseite des Grabens fiel steil ab und war durch eine Grabenfuttermauer gesichert“, berichtet Brenner. „Die südliche, burggerichtete Grabenseite fiel flacher ab.“ Durch diese „Kontermauer“ im Norden sei der Graben an der dem Feind zugewandten Seite stabilisiert worden, zudem habe die Mauer auch dafür gesorgt, dass er sehr viel steiler und somit unzugänglicher war als das ohne Mauer möglich gewesen wäre.

Leider habe man auch hier – ebenso wie schon bei den kleineren Grabungsschnitten aus den 1980er-Jahren – die Sohle des Grabens nicht erreichen können, vor allem aus Sicherheitsgründen, bedauert die Expertin. Durch abschließende Bohrungen habe aber die Tiefe des Grabens mit circa fünfeinhalb Metern eruiert werden können. Zusammen mit einer Breite von zwölf Metern habe das wohl einen effektiven Schutz der Burg dargestellt, erklärt Dorothee Brenner.

Der Graben sei nach der Zerstörung der Burg wohl durch württembergische Truppen zugeschüttet worden – allerdings nur teilweise. Festgestellt wurde, dass er wohl länger offen lag und nicht sofort für eine enger werdende Stadtbebauung genutzt wurde. Eine quer durch den Graben errichtete und nicht sehr stabil gebaute Mauer spreche für eine zumindest vorübergehende Nutzung etwa als Viehpferch. „Auch als Jauchegrube scheint er eine Zeit lang benutzt worden zu sein“, so Brenner.

Häuser aus dem Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit

Es hat nach ihren Erkenntnissen eine Weile gedauert, bis das Areal für eine Wohnbebauung benötigt und genutzt wurde. „Diese erfolgte dann wohl mit größeren Häusern, die auch einem gewissen Standard entsprachen und für eine wohlhabende Bevölkerung ab dem Spätmittelalter hier sprechen.“ Wie bereits berichtet, wurden von diesen Häusern verteilt über die Grabungsfläche insgesamt fünf Keller entdeckt, die im Spätmittelalter oder der Frühen Neuzeit auf dem verfüllten Burggraben und an dessen nördlichem Rand als Teil von teils stattlichen Häusern entstanden sind. Die zwei Keller direkt an der Turmstraße wurden noch bis in die 1970er-Jahre genutzt und dann verfüllt. Die übrigen Keller dagegen wurden laut Dorothee Brenner schon im Laufe des 16./17. Jahrhunderts teils abgebrochen und verfüllt.

Kacheln weisen auf hohenWohnkomfort hin

In dem Füllmaterial wurden bei der Ausgrabung als Einschlüsse zahlreiche Keramik- und Ofenkachelfragmente gefunden, häufig schwarze Ofenkacheln und Viereckkacheln. Auch Brandmaterial wurde in größeren Mengen verfüllt, was laut Brenner auf ein größeres Brandereignis schließen lässt, dem die den Kellern zugehörigen Häuser zum Opfer fielen. Auch die Kacheln bestätigten, dass es sich um gut ausgestattete Häuser handelte, deren Bewohner einen hohen Standard an Wohnkomfort hatten.

Funde müssen noch inventarisiert werden

Weitere Details zu den Einzelfunden sind laut Archäologin Dorothee Brenner zum jetzigen Zeitpunkt schwer zu nennen, da das Fundmaterial erst gewaschen, inventarisiert und beschriftet werden müsse. Erst nach Abschluss der Dokumentation würden die Funde beim Landesamt für Denkmalpflege abgegeben. Dann würden sie gesichtet und zumindest grob datiert. Das beinhalte aber noch keine Auswertung. Ein kurzer Überblick über die Ergebnisse werde jedes Jahr für das vorausgehende Jahr in den „Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg“ gegeben.

Von den entdeckten Mauern bleibt nichts erhalten. Die sind dokumentiert und werden durch die Bauarbeiten beseitigt. 

 
 
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