Ausstellung Der Klimawandel zwingt die Menschen zur Flucht

Von Michaela Glemser
Museumsleiterin Dr. Claudia Papp neben einer der 14 lebensgroßen Figuren in der neuen Wanderausstellung.⇥ Foto: Oliver Bürkle

Eine Wanderausstellung im Stadtmuseum will Besucher für klimabedingte Veränderungen sensibilisieren.

Dürre, Überflutungen, Stürme, schmelzende Gletscher: Wenn klimatische Veränderungen dazu führen, dass Ernten ausbleiben und Lebensräume zerstört werden, sehen sich immer mehr Menschen dazu gezwungen, ihre Heimatländer zu verlassen. Von den Schicksalen, Sorgen und Hoffnungen dieser „Klimaflüchtlinge“ wollen  14 lebensgroße Figuren in einer Ausstellung erzählen, die ab Sonntag, 24. April, im Stadtmuseum zu sehen ist.

Massive Schäden durch Hitze

Ein Olivenbauer aus Griechenland berichtet von den zunehmenden Hitzewellen und Dürren in seiner Heimat, die immer größere Verluste bei der Olivenernte verursachen. Auch eine Frau aus Somalia weiß von der extremen Dürre in ihrem Land zu erzählen, die nicht nur die Ernteerträge bedroht, sondern auch die Wasserreserven. Ein Mädchen aus Pakistan  klagt über heftigen Monsunregen, der vor allem im Jahr 2010 zu einer der größten Flutkatastrophen führte, bei der 20 Prozent der Landesfläche Pakistans unter Wasser standen.

Im Rahmen der Wanderausstellung „Klimaflucht – Klima macht Geschichte(n)“, die unter der Federführung der Deutschen Klima-Stiftung in Bremen konzipiert wurde, kommen auch Figuren aus Deutschland zu Wort, die den Verbrauch der Ressourcen durch unseren Lebensstil und die Höhe unseres ökologischen Fußabdruckes erörtern. 

Diese Beiträge erinnern daran, dass die entwickelten Länder des globalen Nordens sowie Schwellenländer wie Indien und China maßgeblich zum Klimawandel beitragen, aber dessen Auswirkungen am meisten jene Länder spüren, deren Anteil daran viel geringer ist.

Die Wanderausstellung wird bis zum 18. Juni im Stadtmuseum aufgebaut sein. „Uns war es auch wichtig, einen lokalen Bezug zu unserer Region herzustellen. Dieser lokale Teil der Ausstellung kann bis zum 11. September besichtigt werden“, sagt Museumsleiterin Dr. Claudia Papp.

Besonders beeindruckend sind dabei die historischen Schilderungen über das sogenannte „Jahr ohne Sommer“, das 1816 auch in Sachsenheim zu Missernten und teuren Lebensmittelpreisen führte.

Missernte wegen Ascheregen

Hauptursache dafür war der Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora im April 1815, der in Europa auch noch ein Jahr später zu ständigem Ascheregen führte. Die Missernten waren enorm. 1817 schließlich kam es daher in Württemberg und auch in Sachsenheim zu einer großen Auswanderungswelle hauptsächlich nach Amerika. „12 000 Menschen haben damals Württemberg verlassen“, erläutert Dr. Papp.

Im Rahmen der Ausstellung können die Besucher Erinnerungsmünzen und -taler als Leihgaben des Württembergischen Landesmuseums bestaunen, welche die Missernten und ihre Folgen nochmals deutlich machen. Auch der einstige Sachsenheimer Landwirt und Gemeinderat Ludwig Simon Wolf ließ in seinen Aufzeichnungen das „Jahr ohne Sommer“ Revue passieren, hielt in seinem Tagebuch aber auch andere extreme Wetterereignisse in den Jahren bis 1887 fest.

„Natürlich gibt es in unserer Ausstellung auch wieder unterschiedliche Mitmach-Stationen.  Zudem haben wir für unsere kleinsten Besucher eine eigene Spielecke“, so Papp. Im Rahmenprogramm der Ausstellung gibt es ebenfalls viele Attraktionen wie einen Kindererlebnis-Nachmittag am 30. April, eine Krimilesung um einen verschollenen Klimaforscher mit Autor Noah Richter und seinem Umweltthriller „2,5˚“ am 7. Mai, ein Familienfest mit Kindertheater am 15. Mai oder eine Waldbegehung im Kirbachtal mit Revierförster Theo Wöhr am 9. September.

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