Ausstellung in Löchgau Wie der Kopf auf den Nagel kommt

Von Susanne Yvette Walter
Künstler Hans-Peter Fischer mit einer Figurengruppe, die im Löchgauer Nagel-Museum ausgestellt ist.⇥ Foto: Martin Kalb

Das Nagelmuseum und der Künstler Hans-Peter Fischer gehen gemeinsam neue Wege und zeigen ungewöhnliche Plastiken.

Ein Zufall ist „schuld“ daran, dass in Löchgau im Nagelmuseum zur Zeit wirklich der Nagel auf den Kopf getroffen wird. Der Künstler Hans-Peter Fischer aus Appenweier stellt dort bis Anfang April Kleinplastiken aus, die individuelle Köpfe auf alten Nägeln zeigen. Der ehemalige Zahntechniker hat eine Vorliebe für die Herstellung von Plastiken aus Metall. Die meisten sind klein und zum Anfassen. Es gibt aber auch große, die sofort ins Auge springen: Zur Zeit ist ein „Nagelpaar“ des Künstlers im Löchgauer Rathaus ausgestellt, das zu seinen großen Skulpturen zählt und auf die Ausstellung im Nagelmuseum aufmerksam machen soll.  Es zeigt Köpfe auf Holzstickeln von 1,70 Metern Größe.

Glücklicher Zufall

„Dass er hierher gefunden hat, war ein glücklicher Zufall. Hans-Peter Fischer hat im Internet gestöbert und war erstaunt, ein Museum zu finden, das sich mit Nägeln beschäftigt“, erzählt Paul Happold vom Nagelmuseum. Nach seinem Anruf in Löchgau wurde die Idee zu einer neuen Ausstellung geboren. „Fischer hat sofort gemerkt, dass es so ein Museum kein zweites Mal gibt, und wir haben gleich die Gemeinde mit ins Boot genommen“, erläutert Paul Happold.

Bei der Vernissage am Sonntagnachmittag staunten der Künstler selbst und viele Neugierige über das große Interesse an der neuen Ausstellung. 78 Objekte, die meisten Köpfe auf Nägeln, individuell und sehr filigran, durften auch aus ihren Holzhalterungen gezogen und zwischen den Fingern gedreht werden. „Wenn man sieht, wie fein der Mund ausgebildet ist, wird klar, dass der Künstler als ehemaliger Zahntechniker die entsprechenden Werkzeuge zur Verfügung hat“, erklärt Paul Happold.

Er beschreibt, wie der fein gearbeitete Kopf aus Metall letztlich auf den Nagel kommt. „Der Künstler weiß schon allein von seinem Beruf, wie man hartes Material fein bearbeitet“, sagt Happold und beschreibt den Weg, wie diese Metallplastiken entstehen. „Der Künstler sucht sich zunächst einen alten Nagel und umwickelt den Kopf mit Wachs. Aus dem Wachs modelliert er den Kopf samt Gesicht und legt eine feuerfeste Masse Schamott über das Wachsgesicht. Beim Erhitzen fließt das Wachs heraus. Fischer gießt dann flüssiges Eisen in die Öffnung und schlägt nach dem Erkalten den Schamott weg. Übrig bleibt die zart modellierte Metallplastik“, erklärt Paul Happold.

Mit speziellen Feinwerkzeugen aus der Zahntechnikerpraxis bearbeitet der Künstler scharfe Kanten und undeutliche Ecken.  Hans-Peter Fischer konserviert auf diese Weise auch historische Ereignisse und die Köpfe, die dazu beigetragen haben.

Kohls Kabinett

Fischer hat sich dieser Technik schon seit mehr als 20 Jahren verschrieben und bildete beim Mauerfall 1989 das ganze Kabinett Kohl ab. Auch diese Figurengruppe ist in Löchgau zu sehen. Das Kabinett und Helmut Kohl sind in einen Tuffstein gesteckt, der natürlich wie die Berliner Mauer zerbrochen ist. „Es ist nicht geplant, weitere Ausstellungen folgen zu lassen“, betont Paul Happold. Die laufende Schau des Appenweier Künstlers bleibt demnach eine Laune des Zufalls.

Info Den ganzen März über hat das Museum jeden Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet und am 5. April ebenfalls.

 
 
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