Backhäusle in Kleinsachsenheim Back-Tradition soll wieder aufleben

Von Martin Hein
Matthias Jauß, der Vorsitzende des Backhausvereins vor dem Backhäusle in der Löchgauer Straße. Rund 140 Mitglieder hat der Verein inzwischen.⇥ Foto: Helmut Pangerl

Der Backhausverein möchte das denkmalgeschützte Backhaus in der Löchgauer Straße wieder in Betrieb nehmen. Das Denkmalamt lehnt eine Versetzung des Gebäudes ab.

Unscheinbar und etwas versteckt, steht das Kleinsachsenheimer Backhaus an der Löchgauer Straße und ist seit vielen Jahren, wie es scheint, dem Verfall anheim gegeben.

1883 wurde das Backhaus auf Geheiß des Württembergischen Königs gebaut. Weil von den Backöfen in den alten Häusern im Königreich eine zu große Brandgefahr ausging, sollte jeder Ort mindestens ein freistehendes Backhaus errichten und der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. In Kleinsachsenheim war das Backhaus in der Löchgauer Straße das Dritte. Eines stand beim Roßbrunnen das andere Backhaus war unterhalb der Kirche. Die anderen beiden existieren nicht mehr. An der Löchgauer Straße wurde bis Anfang der 1970er Jahre gebacken. Wenn es nach dem Willen engagierter Kleinsachsenheimer Bürgerinnen und Bürger geht, sollen dort in absehbarer Zeit wieder knusprige Brote, Pizzen, Zwiebelkuchen und andere Köstlichkeiten aus dem Ofen geholt werden.

Verein Ende 2016 gegründet

Ende Dezember 2016 gründete sich der Backhausverein Kleinsachsenheim. Ziel des Vereins ist, dieses letzte, noch existierende Backhaus zu sanieren und das traditionelle Brotbacken wieder aufleben zu lassen. Seither lenkt Matthias Jauß die Geschicke des Vereins als Vorsitzender.

Von Anfang an war allen Beteiligten bewusst, dass es ein sehr ambitioniertes Vorhaben ist, das denkmalgeschützte Backhäuschen wieder in Betrieb zu nehmen. „Wir brauchen einen langen Atem“, weiß der Vereinsvorsitzende. Ein großes Problem ist der Standort direkt an der Straße. Früher musste das Backhäusle für die Bewohner des Ortskerns gut erreichbar sein. Heute ist die inzwischen stark befahrene Ortsdurchfahrt extrem ungünstig für einen Backbetrieb. So war ein Gedanke, das komplette Backhaus zu versetzen. Eine Idee die man bereits Mitte der 1990er-Jahre und mit dem damaligen Bürgermeister Andreas Stein diskutierte, wie sich Ehrenbürger Hermann Albrecht erinnert.

Versetzung nicht möglich

Man hatte seinerzeit ein Gartengrundstück gegenüber dem Rathaus als Standort angedacht. Dort wäre ein Backbetrieb gut möglich gewesen. Dies scheiterte jedoch an den Finanzen der Stadt und am Denkmalamt. Das Backhäusle hätte durch die Verlegung seinen Denkmalschutz-Status verloren.

Einen geeigneten Platz hatte man auch jetzt im Blick. Als neuen Standort hatte der Backhausverein nun den Platz am ehemaligen Kriegerdenkmal gegenüber dem Kleeblatt-Heim ins Auge gefasst, so der Vereinsvorsitzende Matthias Jauß. Das Backhaus muss jedoch nach Auskunft der unteren Denkmalschutzbehörde des Landratsamts, an Ort und Stelle bleiben muss.

Auch der marode Eingang müsse zumindest optisch erhalten bleiben. Jedoch wäre eine Verlegung des Eingangs denkbar. Hier könnte, so Matthias Jauß, ein zusätzlicher neuer Eingang eventuell zur Westseite hin, eine interessante Option sein. Dort steht eine Scheune, die in städtischem Besitz ist. Auch ein Eingang unterhalb, in südlicher Seite, zum Widdumhof hin, wäre denkbar.

Ofen mit Obstdörre

Das Backhaus hat als Besonderheit einen Rauchabzug über eine Esse. Oberhalb des Ofens wurde der Rauch über eine Haube ins Freie geleitet. An der Nordseite befindet sich eine Obstdörre mit der früher Obst gedörrt wurde.

Der Ofen ist innen in einem sehr schlechten Zustand. Frost und Regen haben dem Herzstück des Hauses ordentlich zugesetzt, der Ofenboden sei wellig und müsse erneuert werden. Da das Gebäude unter Denkmalschutz steht, sei die Stadt zum Unterhalt verpflichtet. Immerhin habe sie den Kamin mit einem Blech abgedichtet, damit der Regen nicht noch weiteren Schaden anrichtet.

Bereit für Eigenleistungen

Der Verein wäre nach Aussage des Vorsitzenden Matthias Jauß, bereit und auch in der Lage, tatkräftig Eigenleistung einzubringen. Finanziell könne man das Projekt auch beispielsweise über Ziegelpatenschaften oder Steinpatenschaften unterstützen. Der Bezirksbeirat unterstützt den Verein bei seinem Vorhaben. Mit Blick auf das Backhaus in Ochsenbach, das vor kurzem mit einem Kostenaufwand von knapp 240 000 Euro saniert wurde, ist der Backhausverein verhalten optimistisch, dass sich nun auch beim Kleinsachsenheimer Backhäusle was tut.

Backbetrieb alle zwei Wochen

Das Backhaus ist neben dem Rathaus und der Kelter eines der wenigen Gebäude in Kleinsachsenheim, die noch in städtischem Besitz sind.  Das Backhäusle soll wieder ein Treffpunkt für den Austausch von Jung und Alt werden. Der Verein strebt einen Backbetrieb alle zwei Wochen an. Momentan nutzen die Vereinsmitglieder notgedrungen das Backhaus in Metterzimmern. Dort habe man, so Jauß, auch schon Backkurse gegeben und mit Schülerinnen und Schülern Brot gebacken.

Über mangelndes Interesse an dem Backhausprojekt könne man nicht klagen, so Jauß, inzwischen zählt der Verein rund 140 Mitglieder, neue Mitglieder seien jederzeit willkommen.

Info Der Verein sucht alte Fotos, auf denen das Backhaus zu sehen ist. Wer solche Fotos hat, möge sich bei Matthias Jauß melden per Mail an $(LEmailto:info@backhausverein.org:info@backhausverein.org)$

 
 
- Anzeige -