Basketball-Nationalmannschaft Riesen-Youngster Jacob Patrick gibt sein Debüt

Von Andreas Eberle
Gleich nach seiner Einwechslung gegen Slowenien – links Jan Span – wagte das Ludwigsburger Talent Jacob Patrick kess einen Dreierwurf, der den Korb aber knapp verfehlte. Foto: dpa/Matthias Stiekel

Im WM-Qualifikationsspiel gegen Slowenien kommt der 18-jährige Jungstar der Riesen Ludwigsburg zum ersten Mal in der DBB-Auswahl zum Einsatz. Sein Ziel ist die Euroleague, sein Traum die NBA.

Den Beweis hat Jacob Patrick mit Bravour erbracht – dass er den Text der deutschen Nationalhymne perfekt beherrscht. Vor dem WM-Qualifikationsspiel am Montagabend in Koper gegen den slowenischen Gastgeber sang der 18-jährige Jungstar der MHP Riesen Ludwigsburg jedenfalls lauthals mit. „Ich habe keine Ahnung, wie die amerikanische Hymne geht, die deutsche kann ich“, hatte Patrick, Sohn der US-amerikanischen Ludwigsburger Trainerlegende John Patrick, im Vorfeld in einem TV-Interview gesagt.

Exakt 50 Minuten nach der Gesangseinlage durfte sich der 1,93 Meter große Shooting Guard über sein Debüt im weißen Nationaltrikot freuen – Bundestrainer Gordon Herbert gönnte ihm unmittelbar vor der Halbzeitpause bei einem 32:40-Rückstand einen Kurzeinsatz. 103 Sekunden verbrachte Patrick auf dem Feld. Seine erste Aktion war ein Abklatschen mit Lukas Wank, nachdem jener einen Freiwurf verwandelt hatte. Wenig später schritt der Youngster selbst zur Tat und wagte kess einen Dreierwurf, der den Korb allerdings knapp verfehlte.

Die komplette zweite Hälfte verfolgte „Jake“ Patrick dann wieder auf der Bank – und damit auch die 75:81-Niederlage, die für die bunt zusammengewürfelte Truppe freilich leicht zu verschmerzen war. Denn Herberts Mannen hatten bereits am Freitag in Bamberg mit einem 94:80-Sieg gegen Finnland ihr Ticket für die WM 2023 in Indonesien, Japan und auf den Philippinen gelöst.

Bei dem Schlüsselduell in Oberfranken war Patrick über die vollen 40 Minuten nur Ersatz gewesen. Trotz seiner Nebenrolle war die Woche bei der A-Nationalmannschaft für das Riesen-Talent ein Erlebnis und ein Highlight in der noch jungen Karriere. Nur wenige Sportler können schließlich von sich behaupten, mit 18 schon Nationalspieler zu sein und sich, abseits der Klubwettbewerbe, international zeigen zu dürfen – und das sogar bei einem Team, das erst im September bei der EM im eigenen Land sensationell Bronze geholt hat.

„Die anderen Jungs und die Trainer haben mich sehr gut aufgenommen. Ich fühle mich hier sehr willkommen“, sagte Patrick bereits nach den ersten Einheiten mit der DBB-Auswahl im Interview mit „Sportradio Deutschland“ und bezeichnete seine Nominierung als „mittelgroße Überraschung“. Zuvor war er bereits für die deutsche U16 und U18 aufs Parkett gegangen, unter anderem auch bei der U16-EM 2019 in Italien. Mit der Berufung ins A-Team hat Patrick nun vollends Blut geleckt: „Ich möchte mich langfristig in der Nationalmannschaft etablieren, damit ich nicht nur bei so einem Quali-Fenster dabei sein darf, sondern auch mal bei den großen Turnieren.“

Dass Coach Herbert, seit September 2021 im Amt, ein Auge auf ihn geworfen hat, kommt nicht von ungefähr. Seit seinem Bundesliga-Debüt im Juni 2020 mit gerade mal 16 Jahren hat Patrick eine rasante Entwicklung hingelegt – und jetzt geht es erst richtig für ihn los. Nach dem Abitur, das er im Sommer am Ludwigsburger Otto-Hahn-Gymnasium abgelegt hat, setzte der drahtige Schlaks ganz auf die Karte Profi-Basketball. Im Schnitt 13 Minuten Spielzeit und 6,7 Punkte stehen nach den ersten sechs BBL-Partien in seiner persönlichen Statistik. Vor zehn Tagen steuerte Patrick acht Zähler zum 103:92-Heimerfolg über Hamburg bei – obwohl er da nur einen seiner fünf Dreierwürfe versenkte. Dennoch ist er mit sagenhaften 52,2 Prozent wie gehabt der mit Abstand beste Distanzschütze beim Champions-League-Teilnehmer aus der Barockstadt.

Wunsch nach mehr Spielzeit

„Für mich gab es bisher Ups und Downs. Das gehört dazu, da muss man sich durcharbeiten. Ich bin zufrieden, aber es geht auf jeden Fall noch mehr für mich“, sagt Patrick. Gerade auf Vereinsebene wünscht er sich eine noch wichtigere Rolle als bisher: „Ich will mehr spielen und mehr Verantwortung übernehmen.“

Irgendwann mal in der Euroleague aufzulaufen, nennt der Jungprofi, der am Montag 19 Jahre alt wird, als ein weiteres Etappenziel. Und natürlich die beste Liga der Welt in Nordamerika. „Der größte Traum eines jeden Basketball-Spielers ist es, in die NBA zu kommen“, stellt Patrick fest. Auf dem Weg dorthin hat er mit seinem Länderspiel-Debüt nun einen weiteren Meilenstein erreicht. Und den Text der US-Hymne kann er ja immer noch lernen.

 
 
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