In Böblingen gibt es eine Matern-Feuerbacher-Straße, in Großbottwar, seinem Geburtsort, ist die Realschule nach ihm benannt. Dabei war der um 1484 geborene Bauernführer Matern Feuerbacher alles andere als ein rebellischer Bauer, der sich gegen den Adel, den Frondienst und die Abgabe des Zehnten auflehnte. Ganz im Gegenteil: Feuerbacher hatte einen Hof und eine florierende Wirtschaft, war wohlhabend, saß in Gericht oder Rat, war belesen, konnte schreiben und hatte ein Siegel zur Beglaubigung von Urkunden.
Bauernaufstand im Kreis Ludwigsburg Ein Mann der Mäßigung
Der in Großbottwar geborene Matern Feuerbacher war vor 500 Jahren eine prägende Figur des Bauernkrieges.
Und Feuerbacher stand stets auf der Seite der Obrigkeit. Dies schon im „Armen Konrad“, ein Bündnis der einfachen Bevölkerung, das 1514 im Herzogtum Württemberg aufbegehrte. Die Bottwarer Bauern versammelten sich am Ostersonntag 1525 auf dem Wunnenstein unter dem Eindruck der Weinsberger Bluttat. Dort ermordeten aufständische Bauern verschiedene Adlige, darunter den jung verheirateten Eberhard von Sturmfeder. Feuerbacher ließ sich auf Drängen des Adels hin zum Hauptmann wählen, um den Anschluss des „Haufens“ an die Weinsberger zu verhindern. Er besprach sich noch in der Nacht mit Ludwig von Spät zu Höpfigheim. Der Kleiningersheimer Pfarrer Richard Stein beschreibt diese Szene in seiner 1903 veröffentlichten Ortschronik von Groß- und Kleiningersheim.
Größeres Unheil verhindern
Demnach befürchtete Matern Feuerbacher, persönlich bedroht zu werden, falls er sich weigere Bauernführer zu werden. Tue er jedoch mit, so würde er zum Grafen erhoben. „Oh weh des armen Grafen“ soll von Spät laut Chronist Richard Stein gesagt und Feuerbacher auf die Schulter geklopft haben. Schon am Ostermontag machte sich der Großbottwarer mit dem Einverständnis der Vögte in Richtung Wunnenstein auf, um dem Willen der Bauern zu entsprechen und durch seine Führung größeres Unheil zu verhindern.
Feuerbacher war ein Mann der Mäßigung und sorgte etwa im April 1525 dafür, dass der Bietigheimer Vogt Heß nicht von Bauern getötet wurde. Bauernführer Hans Wunderer, mit dem Feuerbacher den Württemberger Haufen anführte, wollte den Vogt töten. Ein Besigheimer stellt sich dem entgegen. „Ihr wollet Gottes Wort handhaben“, hielt er Wunderer entgegen und fügt hinzu: „Das Wort Gottes will nicht, dass man in Blut wate.“
Ende April zog Feuerbacher in Stuttgart ein. Sein Ziel war es, Recht und Gerechtigkeit zu handhaben und das Evangelium und die Wahrheit zu Wort kommen zu lassen. Er wollte Württemberg vor dem Einfall „fremder Nationen“ schützen und führte ein straffes Regiment. Doch fehlte ihm der Blick für das Erreichbare und die Kraft sich durchzusetzen.
Am Vorabend der Schlacht bei Böblingen wurde Feuerbacher am 11. Mai abgesetzt, weil er aus Sicht seiner Kritiker zu viel Rücksicht auf Adel und Klöster nahm. Er floh in die Schweiz, und im Januar 1527 wurde er in Rottweil, das zur Schweiz gehörte, verhaftet. Nach einem langen Prozess wurde Feuerbacher vom kaiserlichen Hofgericht am 13. September 1527 freigesprochen. Er ging nach Zürich, um den Beistand der Stadt zur Erlangung seines Hab und Gutes zu gewinnen.
Freispruch für Feuerbacher
Bürgermeister und Rat in Zürich erließen im Juli 1528 ein Schreiben an die württembergische Regierung für Matern Feuerbacher, ist in den Akten des Hauptstaatsarchiv Stuttgart nachzulesen. Nach dem Freispruch sollte die württembergische Regierung Feuerbachers Hab und Gut und auch sein Weib und Kind doch gütlich folgen lassen.
Die Statthalter und Regenten in Württemberg beschwerten sich dagegen im August 1528 bei seiner kaiserlichen Majestät über den Freispruch von Matern Feuerbacher durch das Hofgericht Rottweil. Der Kaiser solle den Prozess vor das Reichskammergericht bringen.
Im November 1525 richtete Matern Feuerbacher in Zürich ein Schreiben an den Statthalter Jörg Truchsess mit der Bitte, sich seiner anzunehmen. Er (Feuerbacher) wäre in den Bauernaufruhr ohne seinen Willen zur Hauptmannschaft gekommen. Er hätte gerne Frieden gehabt und wo es ihm möglich schien, hätte er größeres Unglück verhütet. Dadurch hätte er sich allerdings unter den Bauern den Verdacht zugezogen, dass er es mit dem Bund hielte und wäre selbst zweimal fast „durch die Spieße“ gejagt worden, was einer Hinrichtung mit Lanzen gleichgekommen wäre.
Die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften nennt Matern Feuerbacher im Jahre 1539 als Küchenmeister des Markgrafen Ernst von Baden, der seit 1537 in Pforzheim seine Residenz hatte. Dann verlieren sich die Spur des Bauernführers, dessen Todesjahr „vor 1567“ bezeichnet wird.