Kurmainz und Ganerben beherrschten 1525 die Stadt Bönnigheim. Zank und Streit gab es zwischen ihnen immer wieder – den übertrugen sie mit zunehmender Willkür vor allem seitens der Ganerben auf die gemeine Bevölkerung. Harte Strafen und Korruption waren keine Seltenheit. Kein Wunder, dass die Bauern Bönngheims, aber auch niedere Adlige, sich dem Bauernaufstand im April 1525 nicht nur anschlossen, sondern an vorderster Front mitmischten, wie die Kreisarchivarin des Landratsamts, Sophie Froehlich, recherchiert hat.
Bauernaufstand in Bönnigheim „In der Stadt rumorte es ganz gewaltig“
Bönnigheimer Bauern, aber auch niedere Adelige, beteiligten sich aktiv an den Aufständen vom April 1525, manche sogar in führender Position.
Vermutlich am 19. April 1525 plünderte ein kleiner Haufen Bönnigheimer Aufständischer unter Führung des Pächters des Maulbronner Hofes (Michaelsbergstraße 2), Hauptmann Hans Menckler, das Zisterzienserinnenkloster Rechentshofen, brandschatzte es, so sehr, dass die Nonnen später den Anführer des Zabergäu-Haufens der Aufständischen, Hans Wunderer, um Lebensmittel-Unterstützung baten.
Genau diesem Zabergäu-Haufen des Baumeisters Wunderer aus Pfaffenhofen mit Aufständischen aus Dürrenzimmern, Cleebronn, Kirchheim, Brackenheim und Güglingen, schlossen sich Menckler und weitere Bönnigheimer an. Wunderer kam nach der Stürmung des Schlosses Stockberg bei Stockheim über Kirchbach und Maulbronn am 19. April 1525 nach Bönnigheim.
Der dortige Baumeister Hans Lämblin, der die Geschäfte für die Ganerben führte, war schon zuvor nach Pforzheim geflohen. Wunderer drohte mit Zerstörung der Ganerbenburg, wenn Lämblin nicht zurück komme. Tatsächlich wurde die Burg von den aufständischen Bönnigheimern unter Leitung des Pächters des Maierhofs, des heutigen Meiereihofs stark beschädigt. „Leider habe ich in den Dokumenten den genauen Namen des Pächters bisher nicht herausfinden können“, sagt Froehlich.
Bedrohungslage in der Ganerbenstadt
„In der Stadt rumorte es gewaltig, es herrschten vermutlich Chaos und Unordnung, während der Zabergäu-Haufen in Bönnigheim war, aber auch danach“, so Froehlich. Angesichts der Bedrohungslage sagten die Ganerben zu, nichts gegen die Aufständischen zu unternehmen und die Bauern ziehen zu lassen. Anführer Wunderer verschickte von Bönnigheim aus Briefe an Bietigheim und Besigheim mit der Aufforderung, sich ihm anzuschließen und verließ mit seinem Haufen am 20. April die Ganerbenstadt, um sich am 22. April mit den vom Wunnenstein kommenden Aufständischen unter Matern Feuerbacher bei Besigheim zu vereingen. Der Baumeister der Ganerbenschaft, Lämblin, der aus Pforzheim zurück war, folgte mit weiteren Adligen wie Reinhard von Sachsenheim Wunderer in Richtung Besigheim. Mit den Aufständischen zog beispielsweise auch Conrad Plast aus Bönnigheim. Er war, so sagt Froehlich, Pächter des Widdumshofs. Er wurde zum Beutemeister ernannt.
Wunderer ließ laut Froehlichs Recherchen eine Besatzung in Bönnigheim zurück unter Leitung des Bönnigheimers Melchior Schneider. Dieser bat bereits einen Tag später Wunderer um zehn Knechte zur Verstärkung sowie um Essen. „Seine Bitte kann als Anhaltspunkt gesehen werden, dass in Bönnigheim ungeordnete und turbulente Zustände herrschten. Am 28. April baten auch die „Brüder vom Adel und die vom gemeinen Flecken der Stadt Bönnigheim“ um Schutzbriefe und Regeln, wie man sich in „Stadt, Kirche und Priesterschaft“ verhalten solle. Am 5. Mai erfolgte von den Aufständischen der Aufruf an die Stadt, Männer zu schicken. Grund war die Nachricht, der Schwäbische Bund ziehe in Richtung Württemberg. Die Ganerben sollten die Aufständischen unterstützen. Die Reaktion der Liebensteiner ist überliefert: Sie lehnten jede Unterstützung ab.