Bauprojekt südlich von Kornwestheim Stadt überrascht von Biogasanlage

Von Marius Venturini
Biogas aus der lange umstrittenen Anlage soll künftig auch zu Porsche fließen. Foto: dpa/Jan Woitas

Die Vergärungsanlage, die zurzeit südlich der Stadt gebaut wird, war im Kornwestheimer Rathaus lange kein Thema mehr. Vor wenigen Wochen hat der Bau begonnen, nach einem Jahrzehnt kommt das Thema kurz wieder aufs Tapet.

Während in Stuttgart über rund zehn Jahre geplant und vor allem umgeplant wurde, geriet die gesamte Angelegenheit in Kornwestheim recht schnell in Vergessenheit: Zu der Bioabfallvergärungsanlage, die seit Kurzem von der Abfallwirtschaft Stuttgart im Zuffenhäuser Gewann Hummelsbrunnen gebaut wird, war die Kommune vor langer Zeit zwar angehört worden – und hatte dabei auch ein paar Bedenken eingereicht. Dann war aber Stille. Bis zu diesem Dienstag, als CDU-Stadtrat Hans-Joachim Schmid das Thema im Ausschuss für Umwelt und Technik wieder aufs Tapet brachte. Wann denn für dieses Projekt eigentlich die Genehmigung ’rausgegangen sei und weshalb es so lange keine Informationen dazu gegeben habe?

2013 war die Anlage letztmals Thema im Gemeinderat

Im Frühjahr 2013 hatte sich der Kornwestheimer Gemeinderat letztmals mit dem Thema befasst. „Das wurde damals heiß diskutiert“, erinnerte sich auch Christdemokrat Martin Ergenzinger. Verstärktes Verkehrsaufkommen war befürchtet worden, auch die Möglichkeit unangenehmer Gerüche, die der Wind über das Stadtgebiet tragen könnte. Die Stadt Stuttgart hatte damals jedoch beteuert, dass weder Verkehr noch Gestank zunehmen oder aufkommen würden.

Dicke Luft gab es aber trotzdem, wenngleich auch anderswo. Im Laufe der Planungen verzögerte sich das Stuttgarter Projekt immer wieder aufs Neue, wurde teurer und teurer. In diesem März standen Kosten von rund 32 Millionen Euro im Raum. Und dann war da auch noch die Standortsuche. Ursprünglich war die Sauhalde etwas weiter südlich vorgesehen gewesen. Nur tummelten sich dort geschützte Zauneidechsen. Die Fläche wurde um mehr als die Hälfte auf 2,1 Hektar reduziert, außerdem gab es noch eine Klage einer Firma aus Österreich gegen das Vergabeverfahren.

Damals keine gravierenden Auswirkungen auf Kornwestheim erkannt

Seit einigen Wochen wird aber tatsächlich gebaut – was dann auch dem CDU-Stadtrat Schmid aufgefallen ist. Kornwestheims Erster Bürgermeister Daniel Güthler sagt: „Wir haben damals anerkannt, dass es für unsere Stadt keine gravierenden Auswirkungen hätte.“ Und so lange alles rechtlich geregelt vonstatten gehe, gab und gebe es keinen Grund, sich zu wehren. Allerdings bestätigt Güthler auch, dass man seit dem Jahr 2013 in der Causa nichts mehr von der Stadt Stuttgart gehört habe, auch nicht jüngst zum Beginn der Arbeiten.

Güthler sagt aber auch: „Wenn man Müll produziert, muss man ihn auch verwerten.“ Die Anlage ist für eine Kapazität von 35 000 Tonnen Bioabfall jährlich ausgelegt. Das nicht zum Eigenbedarf benötigte Biogas – bei voller Auslastung könne die Anlage kostenneutral arbeiten –, geht per unterirdischer Leitung an die Firma Porsche. Das steht schon seit November 2020 fest.

 
 
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