Bernd Hafner war fast 30 Jahre DLRG-Vorsitzender in Bietigheim-Bissingen „Wir haben dem Freibad Leben eingehaucht“

Von Uwe Mollenkopf
Nach vielen Jahren gibt Bernd Hafner seinen Vorsitz bei der DLRG ab, seine Nachfolgerin ist Janine Schmitt. Foto: Martin Kalb

An der Spitze der DLRG hat es einen Wechsel gegeben: Nach fast 30 Jahren als Vorsitzender legte Bernd Hafner das Amt in jüngere Hände.

Mehr als 50 Jahre ist es jetzt her, dass Bernd Hafner (65) als Jugendlicher den Weg zur DLRG in Bietigheim-Bissingen fand. Was zunächst ein „Hineinschnuppern“ war, entwickelte sich zum lebenslangen Engagement, 28 Jahre davon als Vorsitzender. Nach dem Erreichen des Rentenalters hat er jetzt den Vorsitz niedergelegt, die Mitglieder wählten vor Kurzem Janine Schmitt (32) zur Nachfolgerin. Als stellvertretender Vorsitzender bleibt Hafner aber weiter aktiv. 

Seit 1970 bei der DLRG, übernahm Hafner 1977 als Jugendleiter Verantwortung. Die alte Jugendgruppe existierte nicht mehr, eine neue musste aufgebaut werden. Hafner organisierte Veranstaltungen, Partys, Ferienfreizeiten. Die Resonanz ließ nicht lange auf sich warten: „In ein paar Wochen kamen 30 bis 40 Leute“, erinnert sich der 65-Jährige. Man habe damals einiges auf die Beine gestellt. Legendär – bis heute – sei die Freizeit in Langenargen.

Rettungssport entwickelt sich rasant

Hafners besonderes Augenmerk galt dem Rettungssport, der sich alsbald rasant entwickelte. Ab 1979 habe man an Meisterschaften teilgenommen, erzählt das DLRG-Urgestein. Erst auf Landes-, dann auf Bundesebene und schließlich international. „Wir waren in halb Europa“, erinnert sich Hafner gern zurück, auch in Australien und in Afrika. Ende der 80er-Jahre holte man den ersten Deutschen Meistertitel nach Bietigheim-Bissingen.

Ein wichtiger Meilenstein sei 1981 die Eröffnung des Freibads im Ellental gewesen. In den Anfangsjahren halfen die DLRGler abends noch mit beim Duschenputzen, weil die Stadt noch nicht genug Personal hatte. Dadurch habe man aber auch ein Entgegenkommen bei den Wasserzeiten erreicht, so Hafner.

„Wir haben dem Freibad Leben eingehaucht“, sagt er zur Arbeit der DLRG im Ellental. Neben der Tätigkeit als Rettungswache am Bad wurden Veranstaltungen wie der Schwabencup organisiert, schildert Hafner, der akribisch alle Zeitungsberichte über die Aktivitäten der DLRG gesammelt hat. Der dicke Stoß an Papier, der zusammengekommen ist, zeigt, was alles los war.

Deutsche Meisterschaften in die Stadt geholt

Ein besonderes Ereignis war 1983, als die DLRG die Deutschen Meisterschaften und das Bundesjugendtreffen nach Bietigheim-Bissingen holte. Über vier Tage erstreckte sich die Veranstaltung mit rund 2000 Teilnehmern. „Wir hatten ein Riesen-Kulturprogramm“, erinnert sich Hafner. Mit dabei der Sänger Wolle Kriwanek und der Kabarettist Mathias Richling.

1987 rückte Bernd Hafner dann vom Jugendleiter zum zweiten Vorsitzenden auf, ab 1994 stand er als Vorsitzender an der Spitze der DLRG. Auch auf Bezirksebene und im Stadtverband für Sport war er aktiv. Hafner organisierte Angebote wie Aquafitness, zeitweilig auch Kraftsport. Der kaufmännische Angestellte im Kfz-Handel kümmerte sich auch um das Sponsoring, das gerade bei weiten Reisen zu Wettkämpfen wichtig war, um das Ganze bezahlbar zu halten.

Der besondere Vorteil der DLRG liegt seiner Ansicht nach darin, dass diese in ihren Aktivitäten sehr breit aufgestellt ist. Und er habe immer gute Mitstreiter gehabt. Was die Rettungswachen betrifft, kann sich Hafner an einen Fall erinnern, in dem jemand aus dem Wasser gerettet werden musste.  Es habe auch einige Erste-Hilfe-Einsätze am Beckenrand gegeben. Insgesamt sei aber wenig passiert, was auch für den Erfolg der DLRG-Rettungswachen spreche.

Hatte die Ortsgruppe als er dort anfing 500 bis 600 Mitglieder, hat sie seitdem zahlenmäßig stark zugelegt. Zwar gab es einen kleinen „Aderlass“ von rund 100 Leuten, als sich in Sachsenheim eine eigene Ortsgruppe bildete, doch konnte dies den Anstieg nicht bremsen. Vor der Coronazeit zählte man knapp 1400. Die Pandemie kostete dann 150 bis 200 Mitglieder, da in diesen Jahren aufgrund der Beschränkungen über einen längeren Zeitraum keine Arbeit in den drei Säulen des Vereins, der Schwimmausbildung, der Jugendarbeit und dem Rettungssport  ausgeübt werden konnte. Inzwischen nähert man sich aber wieder den 1300 Mitgliedern. Die DLRG-Ortsgruppe zählt damit zu den drei größten Vereinen in Bietigheim-Bissingen.

Säulen der DLRG weiter ausbauen

Hafners Nachfolgerin, Janine Schmitt, war bereits in der Jugend als Schwimmerin bei der DLRG erfolgreich. Sie engagierte sich zunächst als stellvertretende Kassiererin, dann als Stellvertreterin Hafners. Aufgrund Hafners gesundheitlicher Probleme übernahm sie interimsweise schon die Leitung, bis jetzt die offizielle Wahl zur neuen Vorsitzenden stattfand. Als ihre Ziele nennt sie den weiteren Ausbau des Jugendbereichs oder der Sanitätskurse. „Das Training ist sehr wichtig“, so Janine Schmitt. 2021 wurde auch bereits der Bereich Einsatz durch die Gründung eines Jugend-Einsatz-Teams (kurz „JET“ genannt) gestärkt.

Um den in der Coronazeit entstandenen Rückstau an Schwimmkursen wieder etwas abzubauen, fanden in den Sommerferien 2021 60 Intensiv-Kurse statt.  Die Nachfrage nach Schwimmkursen wie überhaupt der Zulauf von Mitgliedern ist auch derzeit nach wie vor hoch, so Schmitt und Hafner, was nicht nur am coronabedingten Nachholbedarf liege. Es gebe ein allgemein hohes Interesse am Wassersport, freuen sich beide Vereinsvertreter.

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