Den Feuerwehrleuten der Werksfeuerwehr von Sun Chemical und der Besigheimer Feuerwehr wurde es am Mittwoch ganz besonders heiß. Unter ihren mehrschichtigen Schutzanzügen, bepackt mit Ausrüstung, dem schweren Helm auf dem Kopf und mit Atemschutz auf dem Gesicht rückten sie bei Temperaturen von 36 Grad am Abend zum Übungseinsatz aus. Simuliert wurde ein Brand auf dem Werksgelände von Sun Chemical nahe dem Bahnhof.
Besigheim Bei der Übung geht es heiß her
Bei 36 Grad proben die Werksfeuerwehr von Sun Chemical und die Besigheimer Feuerwehr gemeinsam auf dem Werksgelände an der Enz.
Übungsort: einer der ältesten Betriebsteile
Seit Jahrzehnten gehört die gemeinsame Übung zum Jahresprogramm der beiden Feuerwehren. Das Gelände ist verschachtelt, immer wieder sind einzelne Gebäudeteile hinzugekommen. Bei einem tatsächlichen Brand sollte die Besigheimer Wehr deshalb wissen, über welche Wege und Treppen im Inneren sie zu möglichen Verletzten gelangen kann, wo sie ihre Gerätschaften aufstellen kann und wo die Wasseranschlüsse sind. Das erläuterten die Kommandanten der beiden Wehren, Christoph Benesch von der Besigheimer Wehr und Antonios Fotiou von Sun Chemical.
Diesmal ging es darum, einen vorgeblichen Brand in Gebäude 30 zu löschen, einem der ältesten Betriebsteile auf dem Gelände, das bereits Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet wurde. Dort und nebenan sind Betriebsrat, das Ausbildungslabor und die Kantine untergebracht. Simuliert wurde ein Feuer im hölzernen Dachstuhl, das sich auf die Nachbargebäude auszudehnen drohte. Ein Mitarbeiter hatte sich bei der Flucht im Inneren schwer verletzt und musste geborgen werden, so eine weitere Vorgabe.
Kreisbrandmeister lobt die beiden Wehren
Mit 35 Mann, drei Löschfahrzeugen, einem Führungsfahrzeug und der Drehleiter rückte die Besigheimer Wehr an, um die Kollegen des Werks zu unterstützen. Von zwei Seiten wurde das simulierte Feuer angegriffen und konnte schnell gelöscht werden. Unter Atemschutz machten sich Wehrleute auf die Suche nach dem Verletzten im Gebäudeinneren und konnten ihn nach kurzer Zeit bergen.
Ein dickes Lob für die Leistung beider Wehren gab es von Kreisbrandmeister Andy Dorroch, der die Übung ebenso verfolgte wie Jochen Feyerabend, der frühere Kommandant der Besigheimer Wehr, und Bürgermeister Florian Bargmann. „Die taktischen Vorgaben der Übung sind erreicht worden“, sagte Dorroch. Konsequent sei verhindert worden, dass der Brand auf benachbarte Gebäude übergriff. Die guten Ortskenntnisse der Werksfeuerwehr hätten sich wieder einmal bewährt. „Die wissen genau, wo sie hinlangen müssen.“
Seit Mitte der 1960er-Jahre sorgt die Werksfeuerwehr für den Schutz des verschachtelten Geländes direkt an der Enz. Ihr gehören 25 Mitglieder an, das ist mehr als zehn Prozent der Belegschaft von aktuell 220 Männern und Frauen, wie Kommandant Fotiou hervorhob. Alle Mitglieder der Wehr arbeiten im Werk selbst, ihre Ortskenntnisse seien im Ernstfall „Gold wert“, sagte Fotiou. Der Fokus der jährlichen Übung liege auf der Zusammenarbeit mit den Besigheimer Feuerwehrleuten.
Vor über 30 Jahren letzter Brand auf dem Werksgelände
Aus Sicht von Werksleiter Andreas Stohr dient die Werksfeuerwehr auch dem inneren Zusammenhalt der Belegschaft, der Kameradschaft, wie Stohr sagte. Immer wieder können Azubis als Nachwuchs gewonnen werden. Geübt wird alle zwei Wochen in Zusammenarbeit mit der Sanitätsstaffel des Werkes, die seit einiger Zeit eng an die Wehr angeschlossen ist. Einen Teil ihrer Ausbildung absolvieren sie gemeinsam mit den Feuerwehr-Kameraden aus Besigheim. Der letzte reale Brand auf dem Werksgelände liegt allerdings schon mehr als 30 Jahre zurück.
Mancher Feuerwehrmann war sichtlich froh, als die Übung beendet war und Helm und Atemschutz endlich abgenommen werden konnten. Die Hitze hatte ihnen zu schaffen gemacht. Zur Tradition der Übung gehört auch das gemeinsame Abendessen mit kühlen Getränken. Allerdings alkoholfrei, denn auf dem Gelände gilt absolutes Alkoholverbot. Zur Abkühlung standen allerdings auch 30 Packungen mit Speiseeis bereit.