Die Besigheimer Altstadt ist, bedingt durch ihre historische Substanz, voll von Stolpersteinen und Barrieren. Es fehlte seither, wie in vielen Städten, an detaillierten Informationen für Touristen und Besucher der Stadt, wo barrierefreie Restaurants, Cafés oder Hotels zu finden sind. Außerdem gab es kein Verzeichnis, das behindertengerechte Parkplätze auflistet, das öffentliche WCs für Menschen mit Behinderungen anzeigt oder barrierefreie Bushaltestellen. Auch für Eltern mit Kinderwagen sind das wichtige Informationen.
Besigheim Bewusstsein für Barrieren schaffen
Der Barriere-Plan soll Besuchern in der Stadt zeigen, wo sie sich mit Rollstuhl oder Kinderwagen bewegen und einkehren können.
Thomas Vogel, Vorsitzender der Selbsthilfegruppe Amsel für an Multipler Sklerose Erkrankte, sowie Klaus Dieter Bröckling, ebenfalls Amsel-Mitglied, waren jetzt mehr als ein Jahr ehrenamtlich in Besigheim unterwegs und haben aus der Perspektive der Rollstuhlfahrer Gastronomiebetriebe unter die Lupe genommen. Der Amsel-Verein wurde vor Jahrzehnten gegründet, um zunächst in Bietigheim den Focus auf barrierefreie Wege zu richten. Thomas Vogel hatte als gebürtiger Besigheimer seine Heimatgemeinde ebenfalls gleich für ein ähnliches Screening im Blick. „Am Anfang stand die Grundfrage, wo kann man sich als Behinderter in Besigheim überhaupt frei bewegen. Das war vor fünf Jahren“, erklärt er. „Als Lisa Bechstedt als Zuständige für den Bereich Tourismus und Marketing bei der Stadt Besigheim mit ins Boot kam, nahm das Vorhaben rapide an Fahrt auf“, lässt Thomas Vogel wissen. „Viele fragen bei der Touristinfo nach, wo sie mit Handicaps essen gehen und wo sie übernachten können in Besigheim. Für viele ist es ein Problem seither gewesen, vom großen Busparkplatz in die Innenstadt zu gelangen“, beschreibt Lisa Bechstedt die Situation. Zusammen mit den beiden Initiatoren von der Amsel-Gruppe hat Bechstedt nach Ankündigung per Mail sämtliche Besigheimer Gaststätten im Innenstadtbereich besucht und in Absprache mit den Betreibern eine Situationsbeschreibung erstellt. Thomas Vogel und Klaus Dieter Bröckling lieferten Ideen, die oft nur zu kleinen Veränderungen führen, die für einen Menschen mit Handicap aber sehr wichtig sein können. Wenn ein zweiter Handlauf zum Beispiel angebracht wird, kann das einem eingeschränkten Besucher das Leben schon erleichtern. „Es geht hier nie um Anklage über fehlende Barrierefreiheit, sondern immer um Verbesserung“, betont Thomas Vogel. Nach der Bewertung der Ist-Situation wurde im Ampel-System der Plan ausgearbeitet, der nun überall in Besigheim und online zur Verfügung steht.
Der Plan zeigt deutlich, wo es grünes Licht für Rollstuhlfahrer gibt und wo sie mit Einschränkungen in der Barrierefreiheit rechnen müssen. Er soll künftig auch in Arztpraxen bei Physiotherapeuten und in Geschäften und Läden ausliegen. Der Plan zeigt auch genau auf, wo in der Stadt behindertengerechte öffentliche Toiletten mit Europaschlüssel zu finden sind und wo es barrierefreie Bushaltestellen gibt. „Mit diesem Plan haben wir einen weiteren Schritt getan für ein inklusives und gastfreundliches Stadterlebnis“, macht Bechstedt deutlich. „Wir wollten mit diesem Plan ein Bewusstsein schaffen für die Situation von Menschen mit Behinderungen und hoffen, dass uns das gelungen ist“, bringt es Klaus Dieter Bröckling auf den Punkt.