Besigheim Das Gesichts des Amtsgerichts verabschiedet sich

Von Frank Ruppert
Volker Bißmaiers verlässt Besigheim. Der Amtsgerichtsdirektor zieht nach fast elf Jahren weiter und wird Vorsitzender Richter an einem Senat des Oberlandesgerichts Stuttgart. Foto: /Oliver Bürkle

Volker Bißmaier hat das Gericht fast elf Jahre lang geprägt. Nun zieht es den 59-Jährigen ans Oberlandesgericht Stuttgart. Er bleibt dem Familienrecht treu. Von seinen bald ehemaligen Kollegen spricht der Jurist in höchsten Tönen, er wird Besigheim weiter verbunden bleiben.

Arbeiten“, sagt Volker Bißmaier auf die Frage, was er an seinem heutigen letzten Arbeitstag als Direktor des Amtsgerichts Besigheim macht. Die Abschiedsfeier von den Kollegen hat der 59-Jährige um eine Woche verschoben. Er wollte möglichst viele seiner rund 50 Kollegen bei dem Fest um sich haben und hat es deswegen auf die Zeit nach den Ferien gelegt. 

Der Familienrichter zieht nach fast elf Jahren als Leiter des Gerichts weiter und ist schon ab Montag am Oberlandesgericht (OLG) Stuttgart tätig. Er wird dort einen Senat leiten und thematisch unter anderem im Familienrecht verortet bleiben. Für Bißmaier erfüllt sich mit dem Wechsel ein Wunsch, denn er hat in seiner Karriere schon Erfahrungen beim OLG sammeln können und freut sich auf die Arbeit dort.

Großer Anteil an Verwaltungsaufgaben

Am OLG erwartet ihn mit den Senatskollegen ein reger Austausch über jeden Fall. Als Rechtsmittelinstanz im Familienrecht kommt es aber auch immer wieder zu Verhandlungen. Gleichzeitig nimmt der Raum für Verwaltungsarbeiten deutlich ab. „Als Amtsgerichtsdirektor habe ich derzeit meine Stelle auf 75 Prozent richterliche Tätigkeit und 25 Prozent Verwaltung aufgeteilt – d offiziell. Tatsächlich ist die Arbeitslast aber eher genau andersherum“, gibt Bißmaier Einblicke in sein bisheriges Wirken.

Bißmaier wirkt im Gespräch aber nicht erleichtert, die Aufgabe Besigheim hinter sich zu lassen. Dem kommunikativen Freudentaler, der in Asperg aufgewachsen ist, hat seine Arbeit am Amtsgericht Spaß gemacht. Er betont immer wieder das tolle Team vor Ort. Sei es mit den Familienrichter-Kollegen oder den anderen Angestellten in Besigheim, Bißmaier sieht eine große Kollegialität und einen familiären Zusammenhalt in „seinem“ Haus. Und dennoch sei es einfach auch an der Zeit nach zehn Jahren, dass es einen neuen Direktor oder eine neue Direktorin gebe. Bißmaier bemüht den Vergleich mit einer Fußballmannschaft, in der der Trainer nach langer Zeit ausgetauscht wird.

Schon vor mehr als 25 Jahren, im Dezember 1997, kam er als junger Richter nach Besigheim und arbeitete sich in das Familienrecht ein. Es folgten auch andere Stationen, ehe er im Juni 2012 zum Direktor ernannt wurde.

„Ich kann mich schon als Besigheimer bezeichnen“, sagt Bißmaier. Er hat die Rolle als Gesicht des Amtsgerichts angenommen. Er bleibe Besigheim auch weiterhin verbunden, habe Freunde dort und wohne ohnehin nicht weit weg. Bei Festen wird er weiterhin zu sehen sein und freut sich auch weiterhin darauf, von den Menschen angesprochen zu werden. Für ihn gehört Kommunikation zu seinem Beruf, nicht nur in der Funktion des Direktors. Auch bei Verhandlungen stehe die Kommunikation im Vordergrund: „Oft geht es darum, herauszufinden, was dem Streit zugrunde liegt.“

In seiner Zeit am Amtsgericht hat er, abgesehen von juristischen und personellen Neuerungen vor allem auf dem Gebiet der Immobilien viel bewirken müssen. Bißmaier ist von der Historie des Amtsgerichts und des Oberamts Besigheim angetan und weiß viel über die Gebäudegeschichte zu berichten. „Schon damals platzte das Gericht aus allen Nähten“, erinnert er sich an frühe Zeiten des seit 1822 in Besigheim ansässigen Gerichts.

Ein Meilenstein in Bißmaiers Zeit war 2020 der Umzug mehrerer Abteilungen des Gerichts in das ehemalige königliche Oberamteigebäude. Doch der Raumbedarf steigt weiter, so würde man nun gerne auf dem Parkplatz des Hauptgebäudes in der Amtsgerichtsgasse einen Anbau errichten. Darin könnten die Sitzungssäle untergebracht werden und so mehr Platz für Büros im Hauptgebäude frei werden. Bißmaier hat diese Pläne noch vorangebracht, erlebt ihre Vollendung nun aber nicht mehr im Amt. Sicher ist aber, dass er die weitere Entwicklung verfolgen wird.

 
 
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