Besigheim Das Gremium wird umgekrempelt

Von Michael Soltys
Stimmabgabe im Besigheimer Rathaus am Sonntag. Foto: /Oliver Bürkle

Die CDU ist wieder stärkste Fraktion, Freie Wähler und SPD gewinnen jeweils einen Sitz hinzu, das BMU verliert. Das Gremium wird weiblicher.

Um 13.35 Uhr stand am Montag in Besigheim das vorläufige Ergebnis der Gemeinderatswahl fest, und damit war klar: Im Gemeinderat verschieben sich die Kräfteverhältnisse. Die CDU, bei der Kommunalwahl vor fünf Jahren noch schwer gebeutelt, ist mit 25,42 Prozent der Stimmen und fünf Sitzen wieder stärkste Fraktion. Sieben der 18 Gemeinderäte sind neu im Geschäft. Sechs Frauen – bisher waren es nur zwei - gehören jetzt dem Gremium an.

Kopf-an-Kopf-Rennen

Mit den Freien Wählern und dem Bündnis Mensch und Umwelt lieferte sich die CDU ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das die Freien Wähler auf dem zweiten Platz beendeten. Sie legten von allen Fraktionen am stärksten zu und errangen 24,72 Prozent nach lediglich 17,83 Prozent vor fünf Jahren. Damit wuchs die Fraktion von bisher drei auf vier Sitze. Zu den beiden bisherigen Gemeinderäten Friedrich Köhler und Stefan Bruker stoßen künftig Ruben Wald und Jochen Roth hinzu. Wald ist auch in der laufenden Wahlperiode Mitglied des Gemeinderats, gehört aber bisher noch der CDU an.

Lange Zeit hatte es sogar danach ausgesehen, als könnten die Freien Wähler noch einen fünften Sitz gewinnen, doch mit der Auszählung des letzten von zehn Wahlbezirken, des Briefwahlbezirks, schwand diese Hoffnung. Walter Zeyhle, der bisherige Fraktionssprecher der Freien Wähler, wusste deshalb nicht so genau, ob er sich über den zusätzlichen Sitz freuen oder über den verpassten fünften Sitz ärgern sollte. „Viel falsch gemacht haben wir nicht“, sagte er. Wiedergewählt wurde auch Elektromeister Thomas Herbst von der FDP, der aktuell bei den Freien Wählern hospitiert. Sollte diese Konstruktion fortgesetzt werden, verfügt die Fraktion künftig wie die CDU über fünf Stimmen im Gemeinderat.

Etliche nicht mehr dabei

Für CDU und Freie Wähler zahlte sich offensichtlich aus, dass alle drei Mitglieder der Wahlliste WIR nicht mehr kandidierten. Unter dem Namen Bürger für Besigheim hatte die Liste bei der vergangenen Wahl noch 17,49 Prozent der Stimmen bekommen und später mit der CDU ein Fraktionsbündnis begründet.

Nachdem die CDU 2019 noch zwei Sitze verloren hatte und 21,36 Prozent der Stimmen errang, gewann sie jetzt wieder einen Sitz hinzu. Angesichts des Umbruchs in der Fraktion und einer „aufwühlenden“ Bürgermeister-Wahl, ist das für Christian Schäuffele, den Vorsitzenden des CDU-Stadtverbandes, eine erfreuliche Sache. Achim Schober, unterlegener Kandidat bei der Bürgermeisterwahl und CDU-Fraktionschef, trat nicht mehr zur Wahl an. Ruben Wald wechselte die Liste. Metzgermeister Ulrich Herbst schied vorzeitig aus dem Ratsgremium aus.

Erfolg für Michael Schopf

Das bekannteste neue Gesicht der CDU-Fraktion ist Michael Schopf. Der Gastronom war im Januar zur Bürgermeisterwahl angetreten und hatte rund 6,3 Prozent der Stimmen erzielt. Mit 3616 Stimmen landete er jetzt, gemessen an der absoluten Stimmenzahl, auf dem dritten Platz nach Friedrich Köhler von den Freien Wählern (5451) und Christian Herbst von der SPD (4151). Seine Kandidatur bei der CDU „hat der Liste gutgetan“, sagte Schäuffele. Stuckateurmeister Ulrich Gerstetter und seit wenigen Monaten auch Katrin Hopf als Nachrückerin gehören bisher der Fraktion an, die künftig auch von Ramona Rainer und Ralf Luithle verstärkt wird.

Für das Bündnis Mensch und Umwelt, BMU, bisher die stärkste Fraktion, blieb nur der dritte Platz, sie schrumpfte von fünf auf vier Sitze. Das BMU erzielte 23,38 Prozent der Stimmen nach 25,78 Prozent im Jahr 2019. Zu den bisherigen Gemeinderäten Anne Posthoff, Thomas Pulli und Herbert Tröster stößt künftig Lena Ebert hinzu, die vor fünf Jahren noch knapp gescheitert war. Der bisherige Fraktionschef Helmut Fischer hatte mit einem solchen Ergebnis fast gerechnet. Zusammen mit Miriam Staudacher hatte er vor fünf Jahren rund 5933 Stimmen bekommen. „Das ist schwer zu kompensieren“, sagte er. Eine Überraschung, mit der auch Fischer nicht gerechnet hatte: BMU-Mitglied Friseurmeister Hansjörg Kollar, langjähriger Vorsitzender des Besigheimer Marketing-Clubs, hat es nicht mehr ins Gremium geschafft.

Ein Sitz für „Stadtimpulse“

Christian Herbst, den Sprecher der SPD, erreichte die Nachricht von einem zugewonnenen Sitz auf Klassenfahrt auf dem Brenner. Die SPD erreichte 13,85 Prozent nach 12,99 Prozent vor fünf Jahren und verfügt jetzt über drei Sitze. Die SPD habe davon profitiert, dass viele Zugpferde im Gemeinderat aufgehört haben und die Stimmen neu verteilt wurden, sagte er. Die Architektin Sonja Rupp verstärkt künftig die SPD im Gemeinderat, zu der auch Marcel Kühnle weiter gehört.

Lediglich einen Sitz erreichte die neue Liste „Stadtimpulse“. Sie wird künftig von Marianne Pop im Gemeinderat vertreten. Marianne Pop, die neu gewählte Gemeinderätin, ist jedoch keineswegs enttäuscht über das Ergebnis von 7,92 Prozent sondern freut sich über diesen „Vorschuss an Vertrauen“. Die Gesichter seien nicht sehr bekannt in der Stadt gewesen, sagt sie, insofern seien die Beteiligten sehr zufrieden. Die Ingenieurin will zunächst als Einzelperson im Gemeinderat antreten und später möglicherweise über die Zusammenarbeit mit einer Fraktion entscheiden, „wenn ich sehe, dass ich alleine nichts bewegen kann.“

 
 
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